"Eher Methode als Gemeinschaft"
Laut Puff ist der Neokatechumenale Weg eher "eine Methode als eine geistliche Gemeinschaft". Es gehe darum, in der Pfarrei eine Hilfe zu sein, indem man einen Glaubenskurs anbietet. Nach 15 Abenden mit einem externen Team und einem Schlusswochenende entscheide man sich, ob man sich weiter treffen wolle. So entstünden 20 bis 40 Personen starke Gemeinschaften, die sich einmal in der Woche zur Wortliturgie und am späten Samstagabend zur Eucharistiefeier träfen.
"Der Input und die Begleitung sind von Außen, aber das Ganze ist keine richtige Struktur, keine Organisation, sondern ein Zusammensein von Personen", so der Weihbischof. Es gebe auch keine Beitrittserklärung, sagt er. Puff schätzt, dass ungefähr 3.000 Menschen in Deutschland dem Neokatechumenalen Weg angehören. Mit dem existentiellen Erleben des Glaubens könne man alte Lebensweisen ablegen, da einem das wichtig werde, was auch Jesus Christus wichtig sei.
"Aus beiden Reservoiren fischen"
Puff berichtet, dass er als Pfarrer in Düsseldorf 15 Jahre lang einen Kurs mit insgesamt 100 Gläubigen betreut hatte. Im Vergleich zu Katholiken, denen er bei Tauf-, Hochzeits- oder Trauergesprächen als Gemeindepastor begegnete, habe er bei ihnen den Eindruck von einem "wirklichen Glaubenswachstum" gehabt. Durch ihre Schulkinder und deren Eltern erreichten sie oft Menschen, die auf der Suche seien und könnten dadurch neue Leute zum Glauben begleiten. Nach seinen Angaben könnten sie den Glauben in Bereichen verkünden, zu denen Priester keinen Zugang hätten.
Der Kritik an Neuen Geistliche Gemeinschaften, dass sie besonders bei Menschen in schwierigen Lebensphasen missionierten, entgegnet Puff, "dass auch Christus sich an die Menschen gewandt hat, die am Rand sind und sie auch selig gepriesen hat." Menschen seien generell entweder in Krisen oder in sehr großen Freudensituationen für die Botschaft des Evangeliums empfänglich. "Wir beim Neokatechumenalen Weg fischen aus beiden Reservoiren". Auch eine "Abschottung" des Wegs, wie sie 2008 durch den Vatikan bemängelt wurde, habe er persönlich nie erlebt. Die Gottesdienste seien in den Pfarrnachrichten veröffentlicht worden, aber es sei selten jemand von außerhalb gekommen, so der Weihbischof. (luk)
Stichwort: Neokatechumenaler Weg
Der Neokatechumenale Weg, 1964 in Madrid gegründet, will getaufte Christen langfristig auf ihrem Glaubensweg begleiten und ihr religiöses Leben intensivieren. Dies versuchen die Mitglieder durch geistliche Übungen sowie durch die Bildung fester Gruppen, die über einen Zeitraum von mindestens 15 Jahren bestehen. Der Name der Gemeinschaft lehnt sich an die Einführung von (erwachsenen) Taufbewerbern (Katechumenen) in den christlichen Glauben an.
Die Bewegung besteht nach eigenen Angaben in 124 Nationen mit rund 25.000 Gemeinschaften in knapp 1.500 Diözesen. Es gibt mehr als 100 neokatechumenale Priesterseminare, die alle "Redemptoris Mater" heißen. Dort bereiten sich rund 2.100 Seminaristen auf das Priestertum vor. In Deutschland gibt es 75 Gemeinschaften in 15 Diözesen und 37 Pfarreien sowie zwei Priesterseminare. In den Diözesen wird die Bewegung in der Regel auf Einladung des Ortsbischofs tätig. Der Vatikan hatte 2008 die Statuten der Gemeinschaft anerkannt.
Kritik gibt es am autoritären Stil sowie an der hierarchischen und abgeschotteten Struktur des Neokatechumenalen Wegs. 2007 hatten die Bischöfe Israels und Japans beklagt, dass es Schwierigkeiten bei der Integration in die Gemeinden gebe und sich der Weg nicht an die jeweilige Kultur des Landes anpasse. (luk/KNA)
Weiterführende Links:
- Zur deutschen Internetseite des Neokatechumenalen Wegs
- Kikos Weg: "Christ&Welt" berichtet über Vorwürfe von Aussteigern