Das Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik in Paderborn

Gemeinsam in die Zukunft?

Veröffentlicht am 15.08.2013 um 23:58 Uhr – Von Margret Nußbaum – Lesedauer: 
Dossier: Ökumene

Bonn ‐ Das Möhler-Institut für Ökumenik in Paderborn ist ein Lehr- und Forschungsinstitut, das im weltweiten ökumenischen Dialog tätig ist. Für die ökumenischen Bemühungen in den Pfarr- und Kirchengemeinden vor Ort leistet es wertvolle Hilfestellungen.

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Leiter des Johann-Adam-Möhler-Instituts ist Wolfgang Thönissen, katholischer Professor für ökumenische Theologie an der Theologischen Fakultät Paderborn, an die das Möhler-Institut angeschlossen ist. Der oft zitierte Experte in Sachen Ökumene hat sich nicht zuletzt mit Blick auf das Reformationsjubiläum 2017 intensiv mit dem beschäftigt, was die beiden größten christlichen Kirchen in Deutschland eint und trennt.

"Innerhalb der modernen, pluralen Gesellschaft können Kirchen nicht mehr beziehungslos nebeneinander leben, wie das Jahrhunderte lang der Fall war", sagt Thönissen. "Wir sollten also unser Verhältnis auf eine andere Basis stellen und danach fragen, was wir gemeinsam glauben und bekennen und was wir gemeinsam tun können." Gemeinsames gibt es nach Ansicht des Theologen vieles: das Leben mit der Bibel, die Predigt, das Gebet, die Feiern im Kirchenjahr, das gemeinsame Engagement in der Gesellschaft, die Sorge um die Benachteiligten.

Gemeinsamkeiten müssen erarbeitet werden

Aber auch in der Theologie sieht der Leiter des Johann-Adam-Möhler-Instituts Gemeinsamkeiten: "Den Glauben an den einen Jesus Christus, die Taufe auf seinen Namen, den Glauben an den dreieinen Gott, dass wir den einen Glauben in den Sakramenten feiern, dass uns Gott aus lauter Barmherzigkeit erlöst hat und vieles mehr. Aber Gemeinsamkeit muss erarbeitet werden, sie fällt uns nicht in den Schoß."

Wolfgang Thönissen, Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik, Theologe, Ökumeniker
Bild: ©KNA

Wolfgang Thönissen, leitender Direktor des Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik in Paderborn.

Papst Benedikt XVI. hatte während seines Deutschlandbesuches im September 2011 zum Reformationsjubiläum Stellung bezogen. Mit wichtigen theologischen Ergebnissen, wie Wolfgang Thönissen erläutert: "Die katholische Theologie des 20. Jahrhunderts sieht Luther nicht mehr als Ketzer oder kirchlichen Revolutionär, sondern als den Gottsucher, der in den Wirren der Zeit versuchte, den Menschen Gott näher zu bringen. Luther ist, das hat auch der theologische Dialog in den letzten 50 Jahren gezeigt, ein wirkmächtiger Zeuge Jesu Christi. Wir haben zudem eine gemeinsame Basis im Augsburger Bekenntnis. Es ist in erster Linie kein Dokument der Spaltung, sondern der Einheit."

War eine Kirchenreform, wie sie Martin Luther einforderte, berechtigt? Wolfgang Thönissen: "Sicher gab es einiges, das in der spätmittelalterlichen Kirche im argen lag und reformbedürftig war. Die Reformbedürftigkeit hat nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern, etwa Italien und Spanien, neue Reformbewegungen hervorgebracht. Tragisch ist, dass die Erneuerungsbewegung zu einer Spaltung der abendländischen Kirche geführt hat. Ein Aspekt, den wir heute nicht außer Acht lassen dürfen. Denn nichts ist ohne Schuld geschehen. Und dies gilt für beide Seiten."

Vom Konflikt zur Gemeinschaft

Unter diesem Aspekt sei die Reformation heute - zumindest für die Christen in Deutschland - eine Herausforderung, beides zu bedenken: die Erneuerungsversuche einerseits und das Scheitern dieser, weil sie zur Spaltung führten. Das Hauptaugenmerk gemeinsamen ökumenischen Tuns müsse darauf gerichtet sein, diese Spaltung zu überwinden. Dazu hilfreich ist der neue lutherisch-katholische Bericht zum Reformationsgedenken 2017 "Vom Konflikt zur Gemeinschaft". Er befasst sich ausführlich mit Fragen des Reformationsgedenkens und geht der Theologie Martin Luthers nach.

Insgesamt beurteilt Wolfgang Thönissen die Fortschritte in Sachen Ökumene positiv. In einem riesigen weltweiten Dialognetz hätte sich vieles bewegt - natürlich nicht immer alles zur Zufriedenheit. "Darüber werden leider allzu oft die Übereinstimmungen und Gemeinsamkeiten vergessen", sagt er. "Und oft fällt es schwer, das gemeinsame Potenzial ins Wort zu bringen. Vielleicht hängt es ja damit zusammen, dass die Begeisterung der ersten Jahre in Sachen Ökumene scheinbar verloren gegangen ist. Aber fest steht aus unserer katholischen Sicht: Wir wollen, wir können und wir müssen etwas Gemeinsames im Blick auf unseren christlichen Glauben tun. Und das werden wir auch mit Schwung und gegen innere und äußere Widerstände vorantreiben."

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Reformationsjubiläum im Jahr 2017 und den Vorbereitungen dazu finden Sie auf der offiziellen Internetseite der evangelischen Kirche:
Von Margret Nußbaum