Veröffentlichungen von Papst Franziskus
Enzyklika "Lumen fidei"
- Veröffentlicht am 5. Juli 2013, unterzeichnet am 29. Juni 2013 (Hochfest Peter und Paul)
Christlicher Glaube muss nach Worten von Papst Franziskus Konsequenzen für das Handeln der Christen in der Gesellschaft haben. In seiner ersten Enzyklika fordert er dazu auf, den Glauben "in den konkreten Dienst der Gerechtigkeit, des Rechts und des Friedens zu stellen". Weiter sollten Christen für Menschenwürde, Schutz von Ehe und Familie, Achtung der Schöpfung sowie für Frieden und gerechte Regierungsformen eintreten. Dazu sei es freilich erforderlich, das "Licht des Glaubens wiederzugewinnen", der in der modernen Gesellschaft oft als unvernünftig, nutzlos und trügerisch bezeichnet werde und zu verdunkeln drohe.
Das erste große Lehrschreiben des neuen Papstes trägt nach seinen lateinischen Anfangsworten den Namen "Lumen fidei" ("Das Licht des Glaubens"). Er habe dabei dankbar auf die wertvollen Vorarbeiten seines Vorgängers Benedikt XVI. (2005-2013) zurückgegriffen, schreibt Franziskus im Vorwort. Dieser habe eine erste Fassung einer Enzyklika über den Glauben schon nahezu fertiggestellt gehabt.
Apostolisches Schreiben "Evangelii gaudium"
- Veröffentlicht am 26. November 2013, unterzeichnet am 24. November 2013 (Christkönigsfest)
Die Forderung nach einer gerechteren Welt und nach einer Kirche im Dienst der Armen stehen im Zentrum des ersten Lehrschreibens von Papst Franziskus. In dem Apostolischen Schreiben "Evangelii gaudium" (Die Freude des Evangeliums) prangert Franziskus Auswüchse der globalen Wirtschaftsordnung an und entwickelt Linien für eine zeitgemäße Verkündung der christlichen Botschaft sowie für eine Reform der Kirchenstrukturen. Säkularisierung, ein ideologischer Individualismus und ein hemmungsloses Konsumdenken hätten vielfach zu einer "geistigen Wüstenbildung" geführt. Aufgabe der Kirche sei es, darauf neu zu reagieren und den Menschen die Frohe Botschaft zu verkünden.
Als wichtigste Ursache aller sozialen Übel und der Gewalt bezeichnet Franziskus die ungleiche Verteilung des Reichtums auf der Welt. Das derzeitige Wirtschaftssystem sei "in der Wurzel ungerecht". Diese Wirtschaft töte, weil sie allein nach dem Gesetz des Stärkeren funktioniere und eine Kultur des Abfalls schaffe, in der Menschen wie Müll behandelt würden. "Solange die Probleme der Armen nicht von der Wurzel her gelöst werden, indem man auf die absolute Autonomie der Märkte und der Finanzspekulation verzichtet und die strukturellen Ursachen der Ungleichverteilung der Einkünfte in Angriff nimmt, werden sich die Probleme der Welt nicht lösen und kann letztlich überhaupt kein Problem gelöst werden", so der Papst.
Die Kirche muss dagegen nach seinen Worten zuallererst eine "arme Kirche für die Armen" sein, die an die Ränder der Gesellschaft geht. Ihm sei eine verbeulte und beschmutzte Kirche, die auf die Straße geht, lieber als eine Kirche, die sich verschlossen und bequem an die eigenen Sicherheiten klammere, so Franziskus. Zu den Bedürftigen zählten dabei auch die Opfer der neuen Formen von Sklaverei wie die Ausgebeuteten in der Arbeitswelt und der Prostitution. Dabei gebe es viele Arten von Mittäterschaft; auch das bequeme Schweigen zähle dazu.
Für die Neuevangelisierung müsse die Kirche "neue Wege" und "kreative Methoden" entwickeln, heißt es in dem 184 Seiten umfassenden Dokument. Dies schließe eine Reform der Kirchenstrukturen ein. "Eine übertriebene Zentralisierung kompliziert das Leben der Kirche und ihre missionarische Dynamik, anstatt ihr zu helfen." Namentliche erwähnt Franziskus eine stärkere Rolle der nationalen und regionalen Bischofskonferenzen. Zudem spricht er von einer "Reform des Papsttums", das den gegenwärtigen Notwendigkeiten der Evangelisierung mehr entsprechen müsse.
Die Laien sollen nach Franziskus' Überzeugung mehr Verantwortung in der Kirche tragen. Dies werde teilweise durch einen "ausufernden Klerikalismus" verhindert. Auch müssten Frauen mehr Raum in der Kirche erhalten, vor allem dort, wo die wichtigen Entscheidungen fielen. Dieses Thema dürfe nicht "oberflächlich umgangen werden". Franziskus bekräftigt jedoch, das Priestertum sei den Männern vorbehalten und stehe nicht zur Diskussion. Überdies warnt er vor Gruppenbildungen in der Kirche durch rückwärtsgewandte Gläubige, die einem vergangenen Stil von Katholizismus anhingen.
Weiter widmet sich der Papst in seinem Schreiben der Krise der Familie, deren Bande durch einen globalisierten Individualismus bedroht seien. Er bekräftigt die Ablehnung von Abtreibung und bekennt sich zu weiteren Anstrengungen für die christliche Ökumene und den Dialog mit Juden und Muslimen.
Enzyklika "Laudato si'"
- Veröffentlicht am 18. Juni 2015, unterzeichnet am 24. Mai 2015
Papst Franziskus hat die reichen Industrienationen zu einer grundlegenden "ökologischen Umkehr" aufgefordert, um globale Umweltzerstörung und Klimawandel zu stoppen. Es sei "unvertretbar", dass einige "mehr und mehr konsumieren und zerstören, während andere noch nicht entsprechend ihrer Menschenwürde" leben könnten, heißt es in seiner Umweltenzyklika "Laudato si" (Sei gepriesen).
"Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann", so Franziskus weiter. Die rücksichtslose Ausbeutung natürlicher Rohstoffe auf Kosten ärmerer Länder, sei eine "ökologische Schuld" der Industrienationen. Einige "Höchstgrenzen der Ausbeutung des Planeten" seien bereits überschritten.
Die zweite Enzyklika von Franziskus trägt den Untertitel "über die Sorge für das gemeinsame Haus". Die deutsche Version umfasst rund 220 DIN-A5-Seiten. Zum ersten Mal stellt ein Papst damit ökologische Fragen in den Mittelpunkt eines so verbindlichen päpstlichen Dokuments. Franziskus wendet sich an "alle Menschen guten Willens".
Franziskus ruft in seiner Enzyklika unter anderem zum globalen Kampf gegen den Klimawandel auf. Es brauche "politische Programme", um den Ausstoß von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen "drastisch zu reduzieren", schreibt der Papst. Nötig dazu sei ein Ausstieg aus fossilen Energieträgern und eine schnellstmögliche Umstellung auf erneuerbare Energien. Weitere Themen des Schreibens sind unter anderem der Erhalt der Artenvielfalt, der Zugang aller Menschen zu sauberem Trinkwasser und gentechnisch veränderte Pflanzen und Tiere.
Nachsynodales Schreiben "Amoris laetitia"
- Veröffentlicht am 8. April 2016, unterzeichnet am 19. März 2016
Papst Franziskus will mehr Barmherzigkeit in der Anwendung der kirchlichen Morallehre zulassen; grundsätzlich hält er aber an den geltenden Normen zu Ehe und Familie fest. Priester und Bischöfe dürften moralische Gesetze nicht anwenden, "als seien es Felsblöcke, die man auf das Leben von Menschen wirft", heißt es in seinem Schreiben über Ehe und Familie. Oft sei Barmherzigkeit für Menschen, die in Widerspruch zur katholischen Lehre lebten, in der Kirche an zu viele Bedingungen geknüpft, schreibt der Papst in dem Dokument mit dem lateinischen Titel "Amoris laetitia" ("Freude der Liebe"). Das sei "die übelste Weise, das Evangelium zu verflüssigen".
Franziskus sieht eine Einheit von Lehre und Praxis in der Kirche zwar als notwendig an. Das schließe jedoch keineswegs aus, dass "verschiedene Interpretationen" einzelner Aspekte der Lehre fortbestünden oder auch "einiger Schlussfolgerungen, die aus ihr gezogen werden". Zur umstrittenen Frage der Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion äußert sich der Papst in dem Schreiben nicht direkt; auf das Thema Homosexualität geht er nur kurz ein.
Grundsätzlich fordert Franziskus von der katholischen Kirche mehr Respekt vor der Gewissensentscheidung des Einzelnen in moralischen Fragen. Zudem sei stets eine sorgfältige Prüfung des Einzelfalls und eine Güterabwägung nötig. Die Kirche müsse "klar ihre objektive Lehre zum Ausdruck" bringen, dürfe jedoch zugleich nicht "auf das mögliche Gute" verzichten, "auch wenn sie Gefahr läuft, sich mit dem Schlamm der Straße zu beschmutzen".
Zugleich stärkt Franziskus die Rolle der Ortskirchen und der einzelnen Bischöfe. Er gesteht ihnen in dem Schreiben mehr Eigenständigkeit und Interpretationsspielraum in der Anwendung der kirchlichen Lehre zu. Nicht "alle doktrinellen, moralischen oder pastoralen Diskussionen" müssten durch "ein lehramtliches Eingreifen entschieden werden", so der Papst. Oft könnten in den jeweiligen Ländern und Regionen besser "inkulturierte Lösungen" gefunden werden, "welche die örtlichen Traditionen und Herausforderungen berücksichtigen", heißt es in dem Schreiben. Konkrete Beispiele nennt Franziskus nicht.
Der Papst bemängelt weiter eine "übertriebene Idealisierung" der Ehe durch die Kirche und mahnt eine realistischere Sicht an. Häufig habe sie ein "allzu abstraktes theologisches Ideal der Ehe" vertreten. Mit Blick auf wiederverheiratete Geschiedene deutet der Papst an, dass im Zuge einer Güterabwägung ein Kommunionempfang im Einzelfall möglich sein könnte, auch wenn die Betroffenen in ihrer zweiten Beziehung nicht sexuell enthaltsam lebten. Die geltende kirchliche Lehre nennt ein solches Zusammenleben "wie Bruder und Schwester" als Bedingung für den Kommunionempfang.
Mit seinem sogenannten nachsynodalen Apostolischen Schreiben, das in der deutschen Fassung 185 Seiten lang ist, schließt der Papst die Weltbischofssynode über Ehe und Familie ab, die im Oktober 2015 im Vatikan tagte. Das Dokument bildet den Abschluss einen zweieinhalbjährigen Diskussionsprozesses in der katholischen Kirche. Er begann Ende 2013 mit einer weltweiten Umfrage unter Katholiken. Im Herbst 2014 und 2015 befassten sich zwei Weltbischofssynoden mit dem Thema Ehe und Familie.