Jeremias Schröder über Klosterschließungen

Abteidämmerung?

Veröffentlicht am 08.02.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Jeremias Schröder über Klosterschließungen

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Die Schließung von Klöstern gehört in Deutschland in diesen Jahren zum Alltagsgeschäft. Laufend werden Niederlassung von Schwestern oder Ordensmännern drastisch verkleinert, zusammengelegt oder abgewickelt. Hauptgrund ist fast immer ein personeller Engpass: die Ordensleute sind zu wenig oder zu alt, oder beides. In der Region wird das regelmäßig sehr bedauert. Aber nur manchmal erregt eine Schließung bundesweite Bestürzung, zum Beispiel beim Abgang von Abteien – den selbständigen Klöstern der Mönchsorden. Das galt zuletzt für Mariawald, zuvor Himmerod, Siegburg, Weingarten. In das bestürzte Medienecho mischt sich dann oft auch die Klage über das Ende einer vielhundertjährigen Klostertradition.

Dabei wird gern überdeckt, dass die Tradition dieser Klosterorte meist erhebliche Brüche aufweist. Praktisch alle Mönchsklöster in Deutschland sind Gründungen des 19. oder 20. Jahrhunderts. Das ist kein Grund, weniger traurig zu sein, aber man darf die Melodramatik etwas herunterregeln.

Oft gibt es bei den Schließungsgeschichten neben der Personallage noch eine Beimischung anderer Gründe: finanzielle Schieflagen etwa, oder im jüngsten Fall die spaltende Wendung zum Traditionalismus. Viele Gemeinschaften sind etwas fragil, und ihre Führung erfordert zwar Klarheit, aber auch eine hegende Hand.

Es wird vermutlich noch zu einigen Abteischließungen in Deutschland kommen. Mönchsklöster sind aufgrund ihrer ausgeprägten Eigenständigkeit kaum zum Zusammenschluss mit anderen Gemeinschaften in der Lage. Bei diesen Gelegenheiten sind die oft geschmähten Bischöfe manchmal das letzte Rettungsnetz: um die Schule oder eine anderes Apostolat weiterzuführen, um vielleicht noch eine kirchliche Nutzung der Gebäude zu ermöglichen, manchmal auch nur um Veränderungen finanziell zu ermöglichen.

Hie und da kann ein Ort, der einmal stolze Abtei war, als monastisches Zentrum weiterbestehen. Das ist nicht das Schlechteste. Wenn ein paar Mönche gut zusammenleben, bleibt die Flamme am Brennen, an der sich einmal wieder ein Feuer entzünden kann. Und etliche Abteien werden recht stabil in die Zukunft gehen, jedenfalls aus heutiger Sicht. Man soll auch das nicht vergessen, damit man nicht von Weltschmerz übermannt wird.

Von Jeremias Schröder OSB

Der Autor

Jeremias Schröder OSB ist Abtpräses der Benediktinerkongregation von St. Ottilien.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.