Andreas Püttmann zur Resonanz auf die ZdK-Präsidentenwahl

Das Pippi-Langstrumpf-Prinzip

Veröffentlicht am 04.12.2015 um 00:01 Uhr – Von Andreas Püttmann – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Andreas Püttmann zur Resonanz auf die ZdK-Präsidentenwahl

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Es ist selten geworden, aber neulich schaffte es ein deutsches katholisches Ereignis in die Hauptnachrichtensendungen: Der NRW-Landtagsabgeordnete Thomas Sternberg war per Kampfabstimmung gegen eine Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin zum Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken gewählt worden. Offenbar waren genug Nachrichtenwert-Kriterien erfüllt: Status, Personalisierung, Neuigkeit, Konflikt und Überraschung.

Wer sich spezifischer konfessionell informieren wollte und bei "Katholischen Nachrichten" namens "kath.net" landete, fand tagelang: nichts. Dann einen Kommentar: Sternberg stelle sich "auf die Seite der Kultur des Todes" (da pro "Donum Vitae"). Wer in der "Katholischen Zeitung" namens "Tagespost" suchte, fand in der Randspalte "Personalien" - unter Josef Sonnleitner (neuer Passauer Diözesanökonom) und Prälat Winfried König (mit 82 Jahren verstorben) - wenige Zeilen über die ZdK-Wahl. In der nächsten Ausgabe folgte ein Artikelchen über Reaktionen, kaum ein Siebtel der Seite 4 füllend.

Da sollte wohl nicht über Kirchenpolitik berichtet, sondern Kirchenpolitik betrieben werden: durch Verschweigen (das Gegenteil von Journalismus), Kleinschreiben und grobes Aburteilen. Motto: Wenn die katholische Realität nicht so ist, wie ich sie gern hätte, dann zensiere oder selektiere ich mir einfach eine andere herbei. "Ich mach' mir die Welt widdewidde wie sie mir gefällt" (Pippi Langstrumpf). Das geht leichter, wenn man die anderen gar nicht als katholisch betrachtet. Oder nur als katholische Spreu, der man selbst als goldener Weizen leuchtend gegenübersteht.

Man mag das ZdK für manche Position und für die versäumte Integration Konservativer kritisieren, seine Bedeutung relativieren und eine Reform vorschlagen. Aber die Maus beißt keinen Faden daran ab, dass es die höchste, breit wurzelnde Laienorganisation des deutschen Katholizismus ist. Vertreter der Diözesanräte, der Verbände und kooptierte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie Berater aus Wissenschaft und Gesellschaft wirken hier zusammen. Repräsentativität und Sachverstand sind jedenfalls größer als in jenen katholischen Gesinnungsgrüppchen, die sich gern über die Legitimität des ZdK erheben, aber selbst von kleinen Seilschaften mit geringer Toleranzbreite beherrscht werden.

In der Mehrzahl zu sein ist kein Wahrheitsbeweis, in der Kirche noch weniger als in der Politik. Doch es vermindert das Risiko der Sektiererei. Der Katholikentag bringt immer noch mehr als das Zwanzigfache an Teilnehmern auf die Beine als jede "Heerschau" der ZdK-Verächter. Die nächste des "Forums deutscher Katholiken" soll übrigens mit einem missionarischen Magneten besonderer Art punkten: Bischof Tebartz-van Elst. Den Scheuklappen-Katholizismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf.

Der Autor

Andreas Püttmann lebt als Journalist und Publizist in Bonn.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.
Von Andreas Püttmann