Den moralischen Kompass verloren?
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Die ganze Unmenschlichkeit der Abtreibungsindustrie kommt diese Tage ans Licht der Öffentlichkeit. Gestern wurde das vierte Undercover-Video veröffentlicht, das zeigt, wie Mitarbeiter von Planned Parenthood in den USA über den Verkauf von Körperteilen abgetriebener Föten diskutieren als handelte es sich um Tupperware. Es wird laut nachgedacht, wie die Abtreibung so durchgeführt werden kann, dass der Kunde möglichst intakte Organe wie Lunge, Gehirn, Pankreas oder Leber bekommt. "Less crunchy" (weniger zermalmend) müsse man es tun.
Angeblich über Monate soll nun jede Woche ein neues Video vom Center for Medical Progress veröffentlicht werden. Dabei geht es Planned Parenthood laut eigener Beschreibung doch um lauter schöne Dinge wie Freiheit, eigene Entscheidung, Empowerment und sexuelle Gesundheit der Frau. Letztes Jahr hat die Organisation allein in den USA über eine Milliarde Dollar Profit mit Abtreibungen gemacht. In Deutschland heißt die Partnerorganisation übrigens Pro Familia und ist als gemeinnützig anerkannt.
Wo bleibt der gesellschaftliche Aufschrei?
Dass es bei solcher brutalen Evidenz nicht einen öffentlichen Aufschrei gibt, ist das eigentlich Schockierende. Haben wir so sehr den moralischen Kompass verloren, dass uns die Praxis der millionenfachen Abtreibung und das Profitschlagen aus den "Resten" kalt lässt? Millionen haben zwar die Videos auf YouTube geklickt und in Twitter zwitschert es darüber doch etwas lauter als sonst, aber ein Aufschrei sieht anders aus.
Den gab es dafür kürzlich, nachdem Report Mainz die schreckliche Realität an deutschen Milchhöfen aufdeckte, wo trächtige Kühe geschlachtet werden und die Kälber elend verenden. Und alles nur für den Profit! Nicht nur der Tierschutzbund ging zu recht auf die Barrikaden. Wenn aber ungeborene Babys so aus dem Bauch geschnitten und gesaugt werden, dass man ihre Körperteile noch möglichst gut verkaufen kann – für den guten Zweck der Forschung natürlich – schweigt der Kinderschutzbund.
Die Würde des Menschen in Erinnerung rufen
Nennen wir es Abstumpfung, moralische Verwahrlosung oder bewusste Realitätsverweigerung. Die Kirche allerdings schweigt auch weitgehend. Warum kann oder will sie nicht der Realität ins Auge blicken und einen besseren, menschen- und vor allem frauenwürdigeren Weg aufzeigen, der das Thema an der Wurzel packt: den moralischen Kompass wieder einzunorden, die unantastbare Würde des Menschen unermüdlich in Erinnerung zu rufen – ob gelegen oder ungelegen – und zu allererst innerkirchlich ein Klima wirklicher Gemeinschaft zu schaffen, wo Einsamkeit, Verzweiflung, Auswegslosigkeit aufgefangen und gelindert werden, wo Kinder geboren werden und aufwachsen können, auch wenn die Umstände denkbar schlecht sind.
Nur dann werden wir langsam wieder ein Gespür für das entwickeln, was fern von Herz und Intuition zur abstrakten Norm des Verfassungsrecht verkrüppelt ist: dass jeder Mensch ab der Empfängnis ein Recht auf Leben hat und seine Würde unanstastbar ist.