Der Monsignore ist mein Freund

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Die vatikanische Gendarmerie überprüft derzeit das Handy und die E-Mails von Monsignore Angel Lucio Vallejo Balda, der vergangene Woche verhaftet wurde. Sie wird auch ein paar SMS von mir finden, zum Glück mit unverdächtigen Verabredungen zum gemeinsamen Mittagessen. Aber was heißt unverdächtig?
Angel Lucio ist ein alter Freund, und ein Förderer unserer Kongregation. Unserem Klösterchen in Spanien hat er seit 15 Jahren immer wieder geholfen - mit Rat und Tat, in guten und in schweren Zeiten. Er war damals kein Monsignore, sondern Landpfarrer und Verwalter der Diözese Astorga. Ich kenne ihn als geradlinigen Menschen, intelligent und loyal. Er neigt etwas zum Sarkasmus. Vor dem Abgleiten in den Zynismus hat ihn vor allem die Zugehörigkeit zum Priesterkreis des Opus Dei gerettet, das ihm geistlichen Halt gegeben hat. Das Opus ist inzwischen auf Sicherheitsabstand gegangen.
Ich nicht. Während der Bischofssynode waren wir gemeinsam beim Essen. Vielleicht saß ja schon ein Fahnder am Nebentisch, aber er wird wohl nichts Neues erfahren haben. Wir sprachen von gemeinsamen Bekannten und den Neuigkeiten aus unserem Leben. Er erzählte mir von den drei Einbrüchen in seinem Büro und von der Unfähigkeit der Zuständigen, auch nur ansatzweise Sicherheit zu gewährleisten. Auch über den letzten Vatikangefangenen haben wir uns unterhalten, den Ex-Nuntius Wesolowski, und über seinen natürlichen Tod zu Beginn eines Prozesses wegen Pädophilie.
Angel Lucio ist ein frommer Priester und ein begabter Organisator, der etwas von Geld versteht. Er war von der hintergründigen Inkompetenz im Vatikan enttäuscht und hat das Reformanliegen dieses Pontifikats sehr ernst genommen und unterstützt. Wir haben uns vielleicht einmal im Jahr getroffen, und ich kenne zugegebenermaßen nicht alle Winkel seiner Seele. Aber ich erkenne, dass es Vielen in den Kram passt, dass er jetzt im Gefängnis sitzt. Für die Kirche ist das kein Schritt nach vorn, fürchte ich. Ich hoffe, dass er gesund herauskommt.