Der Papst hat Recht
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Für die Christen in Deutschland war dieser Montag ein denkwürdiger Tag. Die schnellen ökumenischen Fortschritte, die gerade im Stammland der Reformation zuletzt so engagiert beschworen wurden, fallen wohl doch aus. Dem mutigen Vorpreschen in der Ökumene erteilte Papst Franziskus vor Vertretern der evangelischen Kirche jedenfalls eine deutliche Absage. Es ist gut und wichtig, dass er gegenüber den Glaubensbrüdern die theologischen Differenzen betonte. Zu oft wurden diese im Katholikentagsfrühling beiseite geschoben.
Und ob Zufall oder beabsichtigt: Mit dem zeitgleich bekannt gewordenen Brief der Glaubenskongregation an die deutschen Bischöfe hat der Vatikan die Debatte zugleich auf neue Gleise gestellt. Besonders mit dieser unerwartet raschen Entscheidung im Kommunionstreit hat Franziskus die Kirche vor einer handfesten Krise bewahrt. Im Vatikan hat man offenbar aus früheren theologischen Streitfällen gelernt und das Thema umgehend zur Chefsache gemacht. Anders als etwa in der Debatte um die wiederverheirateten Geschiedenen hat der Papst dabei von seiner Führungskompetenz Gebrauch gemacht und eine Entscheidung gefällt. Nach weiteren Wochen oder Monaten des Streits wäre das ungleich schwerer gewesen. Es wird zum Wohle der Kirche sein, dass der Auseinandersetzung um die Kommunion für Nichtkatholiken nun eine Grenze gesetzt wurde.
Die vielleicht wichtigste Botschaft des Papstes an die Kirche – besonders in Deutschland – ist jedoch seine Aufforderung zum Zusammenhalt. Seine Mitbrüder im Bischofsamt ermahnte Franziskus als guter aber strenger Hirte, sie mögen sich an ihre Kollegialität erinnern. Gerade das wird für die anstehenden Neuverhandlungen zur Kommunion-Handreichung von elementarer Bedeutung sein. Anders als in den früheren Streitfragen, in denen Franziskus sich mit Parteinahmen zurückgehalten hatte, gibt es nun schließlich eine Seite, die bestätigt wurde – und eine andere Seite. Auf sie kommt nun die schwierigste Aufgabe zu. Auch die zurückgewiesenen Bischöfe müssen nun einmütig und unmissverständlich anerkennen: Der Papst hat Recht.