Die Selbstzerfleischung der AfD
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Angesichts der Selbstzerfleischung der Alternative für Deutschland (AfD) auf ihrem zurückliegenden Bundesparteitag mag man die Gegen-Demonstrationen möglicherweise als überdimensioniert betrachten. Diese illustre Schar auf dem Kölner Heumarkt und an anderen Orten war fast zu viel der Ehre für Gauland, Petry und Co., die mit ihrem mitunter kruden Wahlprogramm, aberwitzigen Debatten und einer teilweise abscheulichen Hass-Kultur sich schon selbst diskreditierten.
Nun mag allerdings der AfD-Abwärtstrend in den Umfragen auch der Gegenwehr vieler gesellschaftlicher Gruppen sowie der Kirchen geschuldet sein. Doch keineswegs ist die Gefahr vor rechtsextremem und menschenverachtendem Gedankengut generell gebannt. Wichtig ist, dass die AfD-Gegner es sich nicht zu einfach machen, wie es die AfD selbst tut. Das eigene Niveau sollte immer über dem derjenigen liegen, die man zu bekämpfen sich vornimmt. Der Slogan "Unser Kreuz hat keine Haken" mag da manchem historisch bewanderten Zeitgenossen doch etwas zu unterkomplex erscheinen.
Wenn AfD-Bundesvorstandsmitglied Armin Paul Hampel jetzt den Kirchen Rechtsbruch vorwirft und zum Austritt aufruft, dann soll bitte keiner auf der anderen Seite in klammheimlichen Jubel ausbrechen. Nach dem Motto: Eine Kirche ohne AfD-Mitglieder wäre eine bessere Kirche. Die Idiotie dieses Hampel-Aufrufs reicht schon für sich genommen aus, um der AfD zu schaden. "In dem Verein sollte keiner von uns mehr Mitglied sein", ruft Hampel den Delegierten zu. Wer in der Tat die Kirche für einen Verein hält, der hat vieles nicht verstanden.
Das gilt aber auch für die AfD-Gegner in der Kirche. Die Kirche ist kein Club von Gleichgesinnten. Die Kirche ist die Gemeinschaft der Gläubigen; wer sie nur als politische Akteurin sieht, der macht sie sehr klein, viel zu klein. In jedem Menschen das Angesicht Gottes erkennen – das gilt eben nicht nur für Flüchtlinge, sondern auch für politische Gegner. Deswegen hat der Kölner Sozialpfarrer Franz Meurer klug dafür geworben, das Gespräch auch mit AfD-Anhängern zu suchen. "Wenn man nicht miteinander redet, ist Demokratie für die Katz."