Ein Plädoyer für den Frühschoppen
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Am kommenden Wochenende beginnt im fränkischen Würzburg die Kiliani-Oktav. Die Diözesanwallfahrt ist, wie in allen Bistümern, ein Höhepunkt im Jahreskalender. Ein kleines Detail im Veranstaltungsprogramm macht – zu einem Teil – den Reiz der Festwoche aus: "Anschließend Begegnung auf dem Kiliansplatz", heißt es dort bei den Terminen der Pontifikalämter. Denn dazu strömen die Gläubigen in die Domstadt: Um gemeinsam den Glauben zu feiern und anschließend bei Wein und Bier den Sommer zu genießen.
Ein italienischer Priester hat dieses Erfolgsrezept mit landestypischen Zutaten umgesetzt, indem er Teilnehmern der Sonntagsmesse einen italienischen Aperitivo verspricht. Im Supermarkt-Stil verteilt der Hirte zudem Treuekarten an seine Schäfchen – jede Messe zählt! Was hier als augenzwinkernde Reminiszenz an die moderne Warenwirtschaft daherkommt, ist nicht neu: Die wundervolle Tradition des Frühschoppens ist älter als jedes Payback-System. Doch zugleich ist sie heute selten und damit außergewöhnlich geworden, wie das große Interesse an der Aktion zeigt.
Sicher, es gibt sie noch, die bayerischen Dorfgasthäuser, die am Sonntag "nach der Messe" öffnen, weil die Gottesdienstgemeinde dann zum Weißbier prozessiert. Doch zumeist sieht die Realität profaner aus: Ist die Messe gelesen, springt der Priester in sein rollendes Büro namens Auto, um zum nächsten Kirchort zu eilen; während sich die kleine Gemeinde ihrerseits wieder in alle Himmelsrichtungen zerstreut, aus denen sie vorher teils weit angereist ist. Klar, die Gemeinschaft in der sakramentalen Communio erleben die Gläubigen auch so. Und bei kleiner werdenden Gemeinden vielleicht sogar noch intensiver. Doch zum Aufbau der Kirche trägt das wenig bei.
Da kann eine Stempelkarte für Messteilnehmer vielleicht kleine ekklesiologische Wunder wirken. Auch wenn die Kritik schon vorprogrammiert ist: Die Leute kommen doch nur wegen des Aperitifs, nicht wegen der Messe. Und wenn schon? Solange sie überhaupt kommen und vor allem wieder kommen, ist es ein guter Weg. Und was eine lebendige Gemeinde ist, macht neuen Mitgliedern auch die Liturgie schmackhaft – nicht nur den Frühschoppen.