Ludwig Ring-Eifel über eine der wichtigsten Instanzen im Vatikan

Glaubenskongregation – Das Comeback des Jahres

Veröffentlicht am 15.06.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Ludwig Ring-Eifel über eine der wichtigsten Instanzen im Vatikan

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Wir werden in diesem Jahr Zeugen eines erstaunlichen Comebacks: Die lange Zeit abgetauchte Römische Glaubenskongregation ist wieder da! Binnen Monaten ist sie unter ihrem neuen Präfekten Ladaria zu einer der wichtigsten Instanzen im Vatikan geworden. Es fing an mit dem Missbrauchsskandal in Chile, den Papst Franziskus lange falsch eingeschätzt hatte. Doch dann schickte er im Februar Erzbischof Scicluna – den langjährigen Leiter der Spezialabteilung für Missbrauchsfälle in der Glaubenskongregation – als Sonderermittler nach Chile. Sein 2.300-Seiten-Bericht brachte die Wende in dem derzeit wohl größten Missbrauchsskandal.

Wenig später dominierte wieder die Glaubenskongregation die Schlagzeilen aus Rom: In ihrem Schreiben an alle Bischöfe mit dem Titel "Placuit Deo" warnte sie eindringlich vor einigen modernen Irrlehren – insbesondere der Annahme, dass der Mensch sich selbst erlösen könne. Und als im deutsch- und im englischsprachigen Raum wieder mal die Stimmen lauter wurden, die eine Priesterweihe für Frauen fordern, war es Glaubenspräfekt Ladaria, der die kirchliche Lehre, wonach nur Männer Priester werden können, mit einem Artikel im "Osservatore Romano" festschrieb.

Ladaria war es auch, der die deutschen Bischöfe und Kardinäle zum Krisentreffen nach Rom einlud, um Anfang Mai mit ihnen und anderen Kurien-Spezialisten über den umstrittenen Zugang gemischtkonfessioneller Ehepaare zur Kommunion zu debattieren. Und auch die Aufforderung an den Bischofskonferenz-Vorsitzenden Kardinal Marx, die "Handreichung", die diesen Zugang erleichtern sollte, vorerst nicht zu veröffentlichen, trug Ladarias Unterschrift. Zugleich machte er deutlich, dass er das Ohr des Papstes hat und von ihm autorisiert ist, die nötigen Klarstellungen vorzunehmen.

Dass Franziskus den Spanier am 28. Juni in den Kardinalsrang erheben wird, ist nur konsequent. Ganz offensichtlich stimmt die Chemie zwischen den beiden – anders als einst zwischen Franziskus und Kardinal Müller. Die gemeinsame Muttersprache trägt ebenso dazu bei wie die absolute Loyalität, die Ladaria seinem Chef entgegenbringt. Vergessen scheint inzwischen die (offiziell nie bestätigte) Ermunterung des Papstes an Ordensleute aus der Frühzeit seines Pontifikats. Wenn sie Mahnungen der Glaubenskongregation erhalten, sollten sie die gelassen zur Kenntnis nehmen und einfach genauso weitermachen wie zuvor, soll Franziskus damals gesagt haben. Ob das überhaupt stimmt, ist unklar. Gültigkeit hätte der Satz nun ohnehin nicht mehr.

Von Ludwig Ring-Eifel

Der Autor

Ludwig Ring-Eifel ist Chefredakteur der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.