Kein Respekt vor dem Religiösen
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Es ist eine Tat, die auch zwei Tage später noch sprachlos macht: Der Vandalismus-Fall im Bonner Münster. Am Dienstagmorgen hatte ein Mann in der Krypta des Gotteshauses den Schrein der Stadtpatrone Cassius und Florentius aus seiner Halterung gezogen und zu Boden gestürzt. Und auch wenn der Täter - der laut Zeugen "nicht ganz zurechnungsfähig" war - noch in der Kirche von der Polizei gestellt und der Schrein inzwischen wieder an seinen angestammten Platz gesetzt werden konnte, sitzt der Schock vor Ort weiter tief.
"Ist denn gar nichts mehr heilig?", so ist man angesichts dieses Vorfalls versucht zu fragen. Und die Antwort muss wohl leider lauten: Nein! Denn es ist bei weitem nicht der erste Fall dieser Art. Allein das Bonner Münster wurde in den vergangenen Jahren mehrfach Opfer von Vandalismus. Und auch bundesweit nimmt die Zahl von Zerstörungen und Diebstählen in Kirchengebäuden seit Jahren kontinuierlich zu. Die Hemmschwelle der Täter, so scheint es, sinkt auch gegenüber dem Religiösen immer weiter ab.
Doch nicht nur den Tätern fehlt es an Respekt - auch in weiten Teilen der Gesellschaft geht das Bewusstsein für das Religiöse und die Gefühle von Gläubigen zunehmend verloren. In erschreckender Weise konnte man das zuletzt im Fall des Diebstahls der Papst-Reliquie aus dem Kölner Dom verfolgen. Vor allem in den sozialen Netzwerken schütteten Nutzer nach der Tat Hohn und Spott über der Kirche und ihren Gläubigen aus. Der gesellschaftliche oder mediale Aufschrei über diese Verletzung der religiösen Gefühle von Christen blieb aus.
Wenn es um den Glauben anderer geht, scheinen Respekt und Toleranz inzwischen oftmals Fremdworte zu sein. Umso wichtiger ist es, dass die betroffenen Gläubigen zusammenstehen und sich gegenseitig Halt geben. Kein Christ darf sich durch kriminelle und pietätlose Taten wie die in Bonn oder Köln verunsichern und entmutigen lassen. Vielmehr sollten diese Taten Ansporn sein, den eigenen Glauben wieder mutiger und öffentlich sichtbarer zu bekennen.