Keine Achtung, kein Takt
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Das Verhältnis der katholischen Kirche zur Homosexualität - immer wieder löst es hitzige und unversöhnliche Debatten aus. Und immer wieder macht die Kirche dabei keine gute Figur.
Exemplarisch zeigt sich das einmal mehr an der Debatte um den Schweizer Bischof Vitus Huonder. Der hatte beim Kongress "Freude am Glauben" am Freitag in Fulda einen Vortrag über Ehe und Familie gehalten und dabei mit Blick auf gleichgeschlechtliche Sexualität Bibelstellen aus dem alttestamentlichen Buch Levitikus zitiert. Darin werden sexuelle Handlungen zwischen Menschen gleichen Geschlechts unter anderem als "Gräueltaten" bezeichnet, die "mit dem Tod bestraft" werden.
Es folgte ein Aufschrei der Empörung, in dessen Folge sich Huonder am Montag gezwungen sah, auf der Internetseite seines Bistums eine Stellungnahme zu veröffentlichen. Darin äußert der Bischof sein Bedauern darüber, dass sein Vortrag "vereinzelt als Herabsetzung homosexueller Menschen verstanden wurde". Er habe in keiner Weise homosexuelle Menschen herabsetzen wollen; vielmehr bringe er auf Basis des Katechismus auch homosexuell empfindenden Menschen "pastorale Liebe" entgegen.
Von dieser pastoralen Liebe gegenüber Homosexuellen ist in dem Vortrag jedoch auch nach mehrmaliger Lektüre der entsprechenden Passagen nichts zu spüren - im Gegenteil! Huonder sagte in Fulda, die alttestamentlichen Bibelstellen aus Levitikus würden genügen, "um der Frage der Homosexualität aus der Sicht des Glaubens die rechte Wende zu geben". Außerdem vermittelte er den Eindruck, der christliche Glaube könne bei einer "Umleitung" homosexueller Neigungen hin zu einem Leben "entsprechend der göttlichen Weisung" helfen.
Wer so redet, empfindet keinerlei Wertschätzung gegenüber Homosexuellen. Und wer so redet, schadet der katholischen Kirche, denn die steht nun wieder einmal in einem "Shitstorm". Egal was kommunikativ nun noch unternommen wird: Nach Huonders Aussagen wird die Kirche erneut als rückständige und unbarmherzige Institution wahrgenommen.
Interessanterweise zitiert Huonder in seiner Stellungnahme vom Montag auch den Katechismus. Darin heißt es mit Blick auf Homosexuelle unter anderem: "Ihnen ist mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgendeiner Weise ungerecht zurückzusetzen. Auch diese Menschen sind berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen". Man wünscht sich, der Bischof hätte sich diese Aussagen vor seinem Vortrag in Fulda zu Herzen genommen...