Mehr Social-Media-Schulungen in der Kirche, bitte
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Als erstes deutsches Bistum hat Augsburg Regeln für die Social-Media-Nutzung seiner Mitarbeitenden herausgegeben. Der "Social Media Codex" ist verbindlich von der Pfarrsekretärin bis zum Dekan. Mit dem Codex ist nun ein Anfang gemacht, an dem sich weitere Bistümer orientieren können. Das Dokument hat neben guten Ansätzen aber auch einige Schwächen.
Zu begrüßen ist, dass die Vorgaben ein einheitliches Erscheinungsbild der Kirche im Netz fördern wollen, und dass die Angestellten als Christen mit ihrem Gesicht in den Sozialen Medien ansprechbar sind und Position beziehen. Auch der Kinderschutz ist mitbedacht, wenn es um Kontaktanfragen und Fotos Minderjähriger geht, die die Mitarbeitenden mit den Eltern abklären sollen. Die Vorgaben machen zudem auf mögliche Fallstricke wie Urheberrechtsverletzungen aufmerksam, um den twitternden und postenden Angestellten Ärger zu ersparen.
Aber an manchen Stellen zeugt der Flyer auch von Misstrauen gegenüber den Sozialen Medien. So heißt es etwa, sie seien "nur bedingt als niederschwelliges, seelsorgliches Angebot geeignet" und dürfen das "persönliche, vertrauliche Gespräch nicht ersetzen". Aber führt die Seelsorge in den sozialen Netzwerken nicht das fort, was vor 60 Jahren mit der Telefonseelsorge begann? Menschen, die Social Media für seelsorgerliche Anfragen nutzen, werden ihre guten Gründe haben. Und oft genug kann ihnen geholfen werden, ohne dass sie persönlich bei einem Seelsorger vorstellig werden – das stellen auch wir bei katholisch.de immer wieder fest.
Nach der Lektüre des kurzen Flyers bleiben zudem noch ein paar Fragen offen; nämlich dort, wo es um die Graubereiche geht. Das Bistum stellt richtigerweise fest, dass die private und berufliche Nutzung von Social Media manchmal nur schwer voneinander zu trennen sind. Doch muss die Konsequenz sein, die Bistumsmitarbeiter dazu zu verpflichten, "bei den Profileinstellungen privater Accounts deutlich" anzugeben, "dass Sie einen solchen Dienst für die Katholische Kirche leisten"? Was dürfen die Mitarbeitenden des Bistums "teilen" und "liken"? Und zeigt schon das "Teilen" von Inhalten meine Meinung zu bestimmten Ereignissen oder (kirchen)politischen Positionen? Was ist, wenn jemandem beim "Liken" nicht klar ist, was die Haltung der katholischen Kirche ist?
Damit sich solche Fragen nicht stellen, wären Richtlinien mit Empfehlungscharakter besser als verbindliche Vorgaben. Und – gerne für Mitarbeitende der Kirche in ganz Deutschland – mehr Schulungen. Damit die Kirche ihre Leute zur Kommunikation auf Social Media befähigt und die Chancen des Mediums besser nutzen kann.