Papst Franziskus steht vor einer Bewährungsprobe
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Papst Franziskus steht vor keiner leichten Aufgabe. Die in Rom geplante Aussprache mit deutschen Bischöfen zum Kommunionempfang für nichtkatholische Ehepartner soll nicht nur zu einer Befriedung unter den deutschen Oberhirten führen. Franziskus will offenbar in der Sache eine Klärung, die von allen Bischöfen bejaht und auch von den Gläubigen verstanden wird.
Ob beides gelingt, ist fraglich. Um alle Bischöfe "mitzunehmen", wäre es sinnvoll, auch den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer einzuladen. Denn er ist Mitglied der Römischen Glaubenskongregation und vermutlich der theologische Vordenker jener Minderheit unter den Bischöfen, die mit ihrer zunächst geheim gehaltenen Eingabe in Rom überhaupt erst dafür gesorgt hat, dass ein klärendes Gespräch einberufen wurde. Immerhin sind neben den beiden streitenden Kardinälen Marx und Woelki bereits die Bischöfe Genn, Feige und Wiesemann als Vermittler und Sachverständige hinzugezogen worden. Aber wer weiß, vielleicht wird die Liste ja noch länger.
Was die Haltung der Gläubigen betrifft: Der oft zu hörende Hinweis, dass die "ökumenische Praxis in den Gemeinden schon längst weiter ist", überzeugt nicht. Er unterstreicht lediglich, wie weit Praxis und Glaubenslehre auseinanderklaffen – und das selbst beim Allerheiligsten, das die katholische Kirche hat: der Eucharistie. Wenn das kirchliche Lehramt noch ernstgenommen werden will, dann muss es um eine Klärung ringen, die mit Überlieferung und Dogmatik nachvollziehbar in Einklang zu bringen ist. Das kann durchaus eine "fortschrittliche" oder "zeitgemäße" Lösung sein. Andernfalls müsste das Lehramt der bei uns üblichen Praxis widersprechen und diese korrigieren. Die katholische Lehre wird jedenfalls auch im 21. Jahrhundert nicht per Mehrheitsentscheidung der deutschen Kirchenmitglieder festgelegt.
Für den Papst ist der Streit um die Öffnung des Kommunionempfangs mehr als ein belangloses Theologengezänk, er ist eine Bewährungsprobe für seinen Öffnungskurs. Und er zeigt: Der Wirklichkeit Raum schaffen und starre Vorschriften aufbrechen genügt nicht. Man muss auch eine Idee für das entwickeln, was danach kommt.