"Viri probati" sind nur eine Notlösung
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Die Eucharistie ist die Quelle und Höhepunkt des kirchlichen Lebens. Daher hat Papst Franziskus kürzlich nicht nur die Mahnung ausgesprochen, an den Sonntagsgottesdiensten teilzunehmen. Er setzt auch alles daran, die Eucharistiefeier dort aufrecht zu erhalten, wo es schon heute an Priestern mangelt. Etwa, wenn er jetzt durch seinen Vertrauten, Kardinal Beniamino Stella, erneut die Weihe bewährter verheirateter Männer – der "Viri probati" – ins Spiel bringt.
Aber ist das wirklich die Lösung? Wenn Stella dann auch noch ausführt, das Modell nur für manche Weltgegenden und "einige sehr isolierte Gemeinschaften" in Erwägung zu ziehen, dann zeigt das: Hier wird wieder einmal notdürftig am Schiff, das sich Kirche nennt, herumgeflickt, wo es eigentlich einer Rundumerneuerung braucht. Ansonsten läuft es in nicht allzu ferner Zukunft auf Grund.
Denn nach Stellas Ausführungen bleiben Fragen. Zum Beispiel die, wann denn genau Isolation beginnt. Sind tatsächlich nur die entlegenen Amazonas-Gebiete gemeint, die der Anlass für eine baldige Synode im Vatikan und damit auch die Äußerung des Kardinals sind? Schon jetzt lässt sich – ohne Hellseher zu sein – diagnostizieren: Auch in Deutschland wird die Zahl der Gläubigen weiter sinken – und damit auch die der Berufungen zum Priesteramt. Wann sprechen wir im Sauerland, der Eifel oder der ostdeutschen Diaspora von Isolation? Und wie viel muten wir den verbliebenen Geistlichen in einem oder zwei Jahrzehnten zu? Zehn Stunden Autofahrt, um sonntags eucharistische Fließbandarbeit zu leisten? Ein würdevoller Umgang mit dem Leib Christi (und den Priestern) sieht anders aus.
Machen wir uns nichts vor: Wenn es zur Weihe der "Viri probati" kommt, dann nicht nur da, wo die Eucharistiefeier ohne sie gar nicht stattfinden würde, sondern auch dort, wo der Priester an den Grenzen der Belastbarkeit als reiner "Sakramentenverwalter" im Einsatz ist.
Letztendlich kann aber auch das nur eine Notlösung sein. Denn Stella kündigte ebenfalls an, dass der Pflichtzölibat parallel bestehen bleiben soll. Glaubt man dem Brief, den elf Kölner Priester vor rund einem Jahr zu ihrem 50. Weihetag verfassten, dann war für sie der Zölibat keine spirituelle Bereicherung, sondern viel mehr eine Belastung. Eine Konkurrenzsituation mit den "Viri probati", die zwar die gleichen Rechte, aber nicht die gleichen "Pflichten" haben, könnte sich das schon vorhandene Berufungsproblem noch einmal verschärfen.