Pater Klaus Mertes über die Zukunft kirchlicher Schulen

Wir brauchen begeisterte Lehrer!

Veröffentlicht am 26.04.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 4 MINUTEN
Standpunkt

Bonn ‐ Pater Klaus Mertes über die Zukunft kirchlicher Schulen

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Die Krise der Kirche zu Beginn der Neuzeit war ganz wesentlich eine Bildungskrise. Sie wurde – auf katholischer wie evangelischer Seite – entscheidend durch eine breite, gesellschaftlich getragene  Bildungsbewegung aufgefangen. Wichtig war dabei gerade im katholischen Raum nicht nur die Finanzierung "von oben" (von einer kirchlichen oder staatlichen Zentrale aus), sondern vor allem auch die "von unten" durch das Armutsgelübde der Ordensleute – nicht zuletzt übrigens auch durch Neugründungen von Frauenorden, die sich dem Anliegen der Mädchenbildung verschrieben.

Fast alle kirchlichen Schulen, die heute von Diözesen oder diözesanen Stiftungen getragen werden, waren einst Ordensschulen. Sie wurden wegen des Rückgangs der Ordensberufungen in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr an diözesane Träger übergeben. Damit veränderte sich auch die Finanzierungsstruktur der Schulen. Denn es ist ja klar, dass man von Lehrkräften, die auch Verantwortung für ihre Familien tragen, nicht erwarten kann, dass sie durch Armutsgelübde oder vergleichbare Einschränkungen an kirchlichen Schulen unterrichten.

In Hamburg zeigt sich nun, dass es ein weit über die Träger hinausgehendes Interesse "von unten" an Schulen gibt: Die engagierte Eltern- und Lehrerschaft von "Rettet 21" steht dafür, die KED – Katholische Elternschaft Deutschlands, die "Hamburger Schulgenossenschaft". Mit ihnen und den Verantwortlichen weiß ich allerdings: Eine gute Finanzierung von Schulen ist zwar eine notwendige Bedingung für die Existenz von Schulen; aber das reicht nicht. Es wird für die Zukunft darauf ankommen, dass eine Lehrerschaft nachwächst, die begeistert ist dafür, an kirchlichen Schulen tätig zu sein. Diese Begeisterung lässt sich nicht kaufen oder bezahlen. Das ist zwar kein Grund für die Träger, schlechter zu zahlen oder schlechter zu stellen als bei staatlichen Lehrkräften. Im Gegenteil: An der Gleichstellung hängt nach aller Erfahrung ebenfalls die Existenz der kirchlichen Schulen. Aber es geht um mehr als um finanzielle Fragen, und das spüren ja gerade auch in Hamburg alle.

Wo sind die Quellen für die Begeisterung daran, an einer kirchlichen Schule zu unterrichten? Ignatius sagte einmal, dass Jesuiten deswegen Schule machen, "weil sie am besten lernen, wenn sie lehren". Das ist auch meine Erfahrung. Sie lässt sich verallgemeinern: Kirchliche Schulen sind für Lehrkräfte ein geistlicher Lernort; mit ihnen lernt die Kirche als Ganze. Gerade im Umgang mit den Mühen im säkularen Milieu, mit überambitionierten Erwartungen von Teilen des Publikums, mit dem gelegentlichen Behördenwahnsinn, mit komplexen, manchmal ausweglos schwierigen pädagogischen Situationen reift der Glaube, wird er im biblischen Sinne des Wortes "geprüft" und vertieft. Deswegen ist es so wichtig, in diesen Tagen in die Kirche auch dies hineinzurufen: Werdet Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher! Es wird euch selbst am meisten geben, gerade auch für euren Glauben!

Von Pater Klaus Mertes

Der Autor

Der Jesuit Klaus Mertes ist Direktor des katholischen Kolleg St. Blasien im Schwarzwald.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.