Nach Ablehnung Kohlbergers: DPSG fordert Änderung von Wahlverfahren
Nach der Ablehnung der Kandidatur von Viola Kohlberger für das Amt der Bundeskuratin der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) durch den Ständigen Rat der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) hat sich die DPSG für eine Überarbeitung der Verfahrensordnung für die Bestellung von geistlichen Verbandsleitungen ausgesprochen. Das geht aus einem Positionspapier hervor, das am Wochenende ohne Gegenstimmen und Enthaltungen bei der DPSG-Bundesversammlung beschlossen wurde.
Demnach fordert der Bundesverband der Pfadfinderschaft, entsprechende Personalentscheidungen künftig in die Jugendkommission der DBK zu verlagern. Außerdem verlangt er einen "wertschätzenden Umgang mit Menschen, die sich in der Kirche engagieren und für Ämter kandidieren", "ein klares Bekenntnis zum jugendverbandlichen Engagement als Signal, das Vertrauen wiederaufbauen zu wollen" und mehr Vertrauen in die Empfehlungen der Jugendkommission.
Pfadfinder: Kohlberger hat alle formellen Voraussetzungen erfüllt
Der Ständige Rat, in dem jede Diözese durch ihren Diözesanbischof vertreten ist, hatte Kohlberger Ende April in einer geheimen Abstimmung die erforderliche Mehrheit für ihre Kandidatur für das Amt der DPSG-Bundeskuratin verweigert. Die Entscheidung der Bischöfe war erst einige Tage später von der DPSG öffentlich gemacht worden, eine Begründung der DBK für die Ablehnung Kohlbergers gab es seither nicht. Die Entscheidung des Ständigen Rats stieß in der Öffentlichkeit auf deutliche Kritik. Spekuliert wurde unter anderem, dass Kohlberger, die derzeit Kuratin der DPSG im Bistum Augsburg ist, aufgrund von Auseinandersetzungen mit dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und dem Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer beim Synodalen Weg die Zustimmung für ihre Kandidatur verweigert worden sein könnte.
Laut dem Positionspapier hatte die DPSG "in intensiver Beratung mit den Bischöfen von Fulda und Augsburg, dem Vorsitzenden der Jugendkommission und den Mitarbeitenden im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz sichergestellt, dass wir eine Kandidatin vorstellen, die alle vereinbarten und seit Jahren geübten formellen Voraussetzungen erfüllt". Die Wahl Kohlbergers zur neuen Bundeskuratin sei deshalb als ein wesentlicher Tagesordnungspunkt bei der Bundesversammlung vorgesehen gewesen.
"Zu unserer Bestürzung wurde die Kandidatin ohne Begründung nicht zur Kandidatur zugelassen. Durch diese Entscheidung der Bischöfe sehen wir die Art unserer Beziehung zur Kirche und unsere Rolle in der Kirche grundlegend in Frage gestellt", heißt es im verabschiedeten Positionspapier weiter. Die Intransparenz der Entscheidung und die fehlende Kommunikation gerade der Bischöfe, die gegen die Kandidatur gestimmt hätten, sorgten für "tiefe Verunsicherung und Wut". Es sei für die Pfadfinderschaft nicht nachvollziehbar, warum sich eine Mehrheit der Bischöfe über das qualifizierte Urteil der zuständigen Akteure hinweggesetzt habe.
Bislang habe man die Zusammenarbeit mit dem Ständigen Rat bei der Besetzung des Bundeskuratenamtes als verlässlich erlebt. "Dieses Vertrauen ist jetzt gebrochen." Die Erschütterung über die Ablehnung der Kandidatur Kohlbergers ziehe sich durch alle Ebenen des Verbandes und sei weit darüber hinaus auch in anderen Verbänden spürbar. "Selten wurde eine Angelegenheit unseres Verbandes von den Mitgliedern so intensiv in den sozialen Medien diskutiert und fand ein so starkes Echo in der katholischen Öffentlichkeit." Der Verband verliere ohne geistliche Verbandsleitung viele seiner Möglichkeiten und Fähigkeiten in seinem Dienst am Auftrag der Kirche. Dieser Schaden treffe auch das Wirken der Kirche in Deutschland.
DPSG weiter zu "gemeinsamem Weg auf Augenhöhe" bereit
"Einer der Gründe für die massive Erschütterung war die Unvorhersehbarkeit dieser Entscheidung, da im Vorfeld keinerlei Bedenken im Blick auf die Kandidatur geäußert wurden", heißt es weiter. Vielmehr sei der Kandidatin signalisiert worden, dass alle formalen Bedingungen erfüllt seien und sie für das Amt geeignet sei. Durch die Ablehnung der Kandidatur Kohlbergers durch den Ständigen Rat sei es der Bundesversammlung verwehrt worden, eine inhaltlich begründete Wahl zu treffen. "Auf dem Synodalen Weg wurde immer wieder suggeriert, dass man gemeinsame Wege im aufeinander hören und miteinander ringen sucht und geht. Papst Franziskus betont dies als ein Wesensmerkmal der Kirche. Dieses Versprechen wurde hier in keiner Weise eingelöst. Wir sind trotz dieses Vorgangs weiterhin bereit zu einem solchen gemeinsamen Weg auf Augenhöhe und wollen ihn gehen."
Laut dem DPSG-Bundesvorsitzenden Joschka Hench nahm DPSG-Kontaktbischof Michael Gerber an der Bundesversammlung teil. Mit ihm habe es einen "guten Austausch" gegeben, so Hench gegenüber kirche-und-leben.de. Gerber teile die Irritation der DPSG, eine Begründung für das Veto des Ständigen Rats gegen Kohlberger habe der Fuldaer Bischof aber nicht genannt. Da der Ständige Rat geheim abstimme, wisse die DPSG nun auch nicht, auf welche Bischöfe man zugehen müsse. Das Amt der Bundeskuratin ist bis auf Weiteres vakant. (stz)