Der King of Rock 'n' Roll im Altenheim

Wie ein Diakon mit Senioren Elvis-Gottesdienste feiert

Veröffentlicht am 22.06.2024 um 12:15 Uhr – Von Elisabeth Friedgen (KNA) – Lesedauer: 

Fulda ‐ Wer in den 1960er Jahren ein Teenager war, erinnert sich gut an Elvis Presley: Rock 'n' Roll, erste Tanzverabredungen. Diese Erinnerungen weckt ein Niederländer in Seniorenheimen des Bistums Fulda – mit einer besonderen Wirkung.

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Elvis Presley (1935-1977) wäre heute 89 Jahre alt. Und würde der Musiker im Seniorenheim leben, so hätte er vermutlich nicht aufgehört zu singen. Davon zumindest ist der katholische Diakon und bekennende Elvis-Fan Meins Coetsier überzeugt. Als Koordinator der Altenpflegepastoral im Bistum Fulda bringt er die Musik des King of Rock 'n' Roll mit seiner Band live in die dortigen Seniorenheime. Im Interview spricht er über Freudentränen und die Kraft der Musik.

Frage: Herr Diakon, wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Elvis-Projekt für Seniorenheime zu entwickeln?

Coetsier: 2023 wurde ich aus der Gefängnisseelsorge in die Seniorenheime als Koordinator der Altenpflegepastoral berufen. Dabei kam mir die Idee, Elvis Presley sowie Musik im Allgemeinen in die Alten- und Pflegeeinrichtungen zu bringen. Mein evangelischer Kollege Fred Omvlee organisiert schon eine Weile großartige ökumenische Elvis-Gottesdienste in den Niederlanden. Er hat mir einige Tipps gegeben und mich ermutigt, diese musikalische Glaubensreise mit Elvis anzutreten. Elvis Presley, einer der erfolgreichsten Solokünstler aller Zeiten, mit einer Milliarde verkaufter Tonträger, hat ganze Generationen geprägt, insbesondere die ältere Generation von heute. Die Entwicklung einer Elvis-Segensandacht speziell für Seniorenheime ist eine tolle Möglichkeit, den Menschen in diesen Einrichtungen Freude, Unterhaltung und Glauben zu bringen. Elvis' Musik und seine Gospels haben eine zeitlose Anziehungskraft. Es freut uns, dass sie auch ältere Generationen im Bistum Fulda begeistern.

Frage: Wie oft waren Sie bereits aktiv und wie viele Mitwirkende gibt es?

Coetsier: Wir haben in einem festen Team von fünf Mitwirkenden seit Anfang des Jahres rund 20 Veranstaltungen mit Musik von Elvis Presley in den Seniorenheimen des Bistums Fulda organisiert. "Elvis im Altenheim" ist aus dem ökumenischen Musikprojekt "Divine Concern" hervorgegangen, das 2017 ursprünglich im Rahmen der Gefängnisseelsorge gegründet wurde.

Frage: Wie reagieren die Senioren auf Ihre Aktion?

Coetsier: Die Reaktionen sind überwiegend sehr positiv. Einige fangen spontan an zu lächeln, eine ältere Frau zwinkert uns zu: "Ach, Elvis, das ist meine Jugend, er war so hübsch!" Andere sind gerührt und verlieren ein Tränchen. Ein sympathischer Herr im Rollstuhl sagte: "In the Ghetto ...das sind wir hier auch!" Bei "Can"t Help Falling in Love" und "Love Me Tender" fangen einige an, mitzusingen.

Bild: ©KNA/Selma Balkan

Die Band Divine Concern mit "Elvis im Altenheim" - v.l.n.r. Addi Haas (Klavier, Akkordeon, Percussion), Tilo Zschorn (Gitarre), Diakon Dr. Meins G.S. Coetsier (Gesang, Gitarre), mit Featurekünstlerin Julia Fritsch (Querflöte, Gesang), und Mario Fritsch (Saxophon, Klavier) bei einem Auftritt im DRK-Seniorenzentrum St. Lioba in Fulda.

Frage: Welches Feedback kommt vom Pflegepersonal?

Coetsier: Das Pflegepersonal ist begeistert, wegen der schönen Abwechslung im Alltag der Senioren und einfach, weil es etwas anderes im tagtäglichen Ablauf der Einrichtung gibt. Nicht selten hören wir von den Mitarbeitern der Häuser den Satz: "Bitte, kommt wieder!"

Frage: Was sind Ihre nächsten Projekte?

Coetsier: In diesem Jahr stehen noch ein "Elvis Männer Nachmittag", ein "Elvis Festival", ein "Elvis Dinner" sowie eine "Elvis Marien-Andacht" auf dem Programm. Im Heiligen Jahr 2025, das unter dem Leitwort "Pilger der Hoffnung" steht und ein zentrales Thema von Papst Franziskus aufgreift, findet Ende Mai das "Jubiläum der Familien, Großeltern und Älteren" statt. Wir planen, ein Zeichen der Hoffnung für ältere Menschen in Alten- und Pflegeheimen zu setzen. Unter dem Titel "Musik, Hoffnung und Segen" organisieren wir im Rahmen unseres Projekts "Elvis im Altenheim" eine musikalische "Pilgerreise" zu drei bis fünf Altenheimen in der Stadt Fulda. Wir werden dabei Lieder singen, eine Hoffnungskerze anzünden und einen Segen aussprechen.

Frage: Was bringt das Projekt speziell für Menschen mit Demenz?

Coetsier: Singen und Musizieren sind für uns Seelsorger, Pflegende und Betreuende die ideale Möglichkeit, eine wunderbare nonverbale Verbindung zu Menschen mit Demenz aufzubauen und gemeinsam mit ihnen Emotionen und Stimmungen zu erleben. Musik im Allgemeinen und insbesondere die Lieder von Elvis bieten eine großartige Möglichkeit, um mit Menschen mit Demenz in Kontakt zu treten und die "Klanglandschaft" in der Umgebung eines Alten- oder Pflegeheims zu gestalten.

Von Elisabeth Friedgen (KNA)