Jahresbericht auch zu Zahlungen und Prävention

Bericht: 2023 zehn Missbrauchsbeschuldigungen im Bistum Trier

Veröffentlicht am 05.07.2024 um 13:31 Uhr – Lesedauer: 

Trier ‐ Zehn Missbrauchsbeschuldigungen, davon neun gegen Priester – das ist die Bilanz für das Jahr 2023 im Bistum Trier. Erstmals erfasst ein entsprechender Bericht auch kirchliche Einrichtungen, außerdem geht es ums Geld.

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Der Krisenstab für Intervention gegen sexuelle Gewalt im Bistum Trier ist 2023 zehn Beschuldigungen gegen Priester und Kirchenmitarbeiter nachgegangen. Die Vorwürfe richten sich gegen neun Pfarrer sowie einen Nicht-Kleriker, wie aus dem am Freitag vorgestellten Jahresbericht der Fachstelle hervorgeht. Demnach wurden sechs Fälle an die Staatsanwaltschaft gegeben, drei im selben Jahr eingestellt. Hinzu kommt ein laufendes Verfahren aus dem Jahr 2021.

Fünf kirchenrechtliche Voruntersuchungen wurden eröffnet, zwei Voruntersuchungen aus dem Jahr 2022 laufen weiter. Es wurden fünf Voruntersuchungen abgeschlossen, die vor 2023 eröffnet worden waren. Ein Pfarrer im Ruhestand wurde laut dem Bericht 2023 von einem weltlichen Gericht rechtskräftig verurteilt. Zwei kirchliche Strafverfahren wurden abgeschlossen. Dagegen haben die Priester in beiden Fällen Widerspruch eingelegt.

Von der Schwere her seien aktuelle Beschuldigungen im Bereich Grenzverletzungen und Übergriffe angesiedelt, heißt es in dem Bericht. Bei weiter zurückliegenden Tatvorwürfen ging es um schwere Formen sexualisierter Gewalt. Zwei Beschuldigungen bezogen sich auf Taten gegen Erwachsene.

Einrichtungen erstmals mit erfasst

2023 befasste sich der Bericht auch erstmals mit Bistumsschulen, Jugendarbeit, Kindertagesstätten und weiteren kirchlichen Lernorten. Bei Kindertagesstätten lagen zwei Meldungen vor: einmal auf Berührung unter den Kleidern; im anderen Fall konnte laut Bericht eine Berührung am Geschlechtsteil nicht nachgewiesen werden. Beide Fälle wurden angezeigt und gemeldet. In einem Fall kam es zur Kündigung.

Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Aus kirchlichen Schulen kamen drei Meldungen, die den Kategorien "nicht substanziell", "Grenzverletzung" und "Berührung über der Kleidung" zugeordnet wurden.

Bischof Stephan Ackermann steht in einem Kreuzgang in Trier
Bild: ©KNA/Julia Steinbrecht (Archivbild)

"Wir wollen das Thema in der Fläche halten und Aufmerksamkeit schaffen", sagte Bischof Ackermann.

Zugleich listet der Bericht auf, wie viel Geld das Bistum Trier an Betroffene von sexualisierter Gewalt in Anerkennung ihres Leids gezahlt hat: Im Jahr 2023 waren das bei 26 Anträgen 485.500 Euro. Es wurden 19 Erstanträge eingereicht. Insgesamt zahlte das Bistum an Missbrauchsbetroffene seit 2010 rund 2,7 Millionen Euro. Hinzu kamen Kostenübernahmen für Therapien in Höhe von 143.000 Euro. Für Leistungen in Anerkennung psychischen und physischen Missbrauchs im Internat Albertinum Gerolstein wurden 239.000 Euro gezahlt.

Überblick zu Präventionsarbeit

Der Bericht gibt auch einen Überblick zur Präventionsarbeit. Zum Schutz vor Macht- und sexuellem Missbrauch gab es im vergangenen Jahr laut Bericht 41 Schulungen. Seit 2012 nahmen laut Bericht fast 30.000 Personen an solchen Schulungen teil.

Bischof Stephan Ackermann sieht den Bericht als wichtiges Instrument, um Taten entgegenzuwirken und im Umgang mit betroffenen Personen professioneller zu werden. "Wir wollen das Thema in der Fläche halten und Aufmerksamkeit schaffen", sagte er. Es gelte auch zu prüfen, wie die von der Unabhängigen Aufarbeitungskommission gestellten Hausaufgaben umgesetzt wurden. So soll beispielsweise für die geforderte Ombudsstelle im Sommer ein Konzept vorliegen. (KNA)