Fremde zu Freunden machen
Damit ist der christliche Weg klar vorgegeben: Fremde willkommen heißen, Hilfe und Unterstützung anbieten, sie zu Freunden machen. Diese Aufgabe haben sich Gemeinde und Bistümer, katholische Verbände und soziale Dienste in ganz Deutschland auf die Fahne geschrieben.
Es bräuchte ein ganzes Buch, um ein umfassendes Bild der Vielfalt kirchlicher Hilfsprogramme und Projekte für Flüchtlinge und Asylsuchende zu vermitteln - so viele Menschen bringen sich haupt- und ehrenamtlich ein, mit ihren Ideen, ihrer Zeit und ihrer Arbeitskraft. Darunter auch viele, die selbst einmal als Fremde in Deutschland ankamen und nun ihre Erfahrung nutzen, um Neuankömmlinge auf ihren ersten Schritten zu begleiten. Katholisch.de stellt ausgewählte Projekt in ganz Deutschland vor.
Um Flüchtlinge, Fachstellen, Ehrenamtliche und engagierte Gemeinden zusammenzubringen, hat der Caritasverband im Erzbistum Berlin eine Flüchtlingsberatung eingerichtet. Hier steht das Telefon nicht mehr still. Flüchtlinge melden sich mit speziellen Anliegen, wie Fragen zum Arbeitsrecht oder zum Familiennachzug. Viele Menschen aus Berlin und Umgebung, die sich gerne in der Flüchtlingshilfe engagieren möchten, aber nicht wissen wie oder wo, rufen in der Beratungsstelle an. Die Berater geben entweder Auskünfte am Telefon oder leiten die Anrufe an die richtige Stelle weiter.
Um Vernetzung geht es auch dem Willkommensbündnis in Görlitz, an dem sich die katholische Kirche beteiligt. Wie groß die Hilfsbereitschaft ist, erlebt dort Gemeindereferentin Gabi Kretschmer, die die katholischen Gemeinden in dem Bündnis vertritt. Sie erhalte sehr viele Anfragen aus den Pfarreien, von Menschen, die sich einbringen wollten. Diese Hilfsbereitschaft gilt es zu koordinieren und ein Netzwerk zu spinnen, das Flüchtlingen nach ihrer Ankunft Hilfe im Alltag und Begegnungsmöglichkeiten mit dem Menschen vor Ort zum Beispiel in Sportvereinen bietet.
Linktipp: Willkommensbündnis für Flüchtlinge
In Görlitz hat sich ein Willkommensbündnis für Flüchtlinge gebildet, an dem sich auch die katholische Kirche beteiligt. Katholisch.de hat sich das Projekt angeschaut.Gemeinsamer Sport ist auch ein Türöffner für Flüchtlinge beim Sportbund DJK Rosenheim. Zusammen mit dem FC Bayern München Basketball können jugendliche Flüchtlinge hier den schwierigen Alltag in den Gemeinschaftsunterkünften vergessen und sich beim Basketballtraining auspowern. "Die Resonanz ist riesengroß und mittlerweile haben wir zwischen 15 und 20 Jugendliche, die regelmäßig an dem Training teilnehmen", sagt Christian Hlatky, Abteilungsleiter beim DJK Rosenheim. Die Jungen aus Syrien, Afghanistan, Äthiopien, Nigeria, dem Senegal und Somalia seien hochmotiviert und unter den deutschen Jugendlichen sei die Toleranz durch das Training sehr gewachsen.
Um Toleranz geht es auch bei einer Aktion der Katholischen Landjugendbewegung Bayern (KLJB), die unter dem Motto "Asyl auf dem Land" eine plakative und doch hintergründige Postkartenserie herausbringt. "Was machen eine Tschetschenin, ein Somalier und ein Franke in der Schule?" steht dort beispielsweise in großen gelben Lettern auf hellblauem Grund. "Lernen" - lautet die Antwort auf der Rückseite, die außerdem Wissenswertes über die Schulpflicht von Asylbewerbern und Flüchtlingen vermittelt. Wer mehr erfahren will, kann sich auf der Postkarte über einen QR-Code zur Homepage der KLJB navigieren.
Und wer dann schon mal im Internet unterwegs ist, kann sich beim Erzbistum München und Freising durch die interaktive Landkarte der Solidarität klicken. Mehr als dreißig Punkte markieren hier Orte an denen sich Christen in der Diözese für Flüchtlinge engagieren. Zum Beispiel Gemeindereferent Martin Riedl mit Familie aus Waging am See, die unbegleitete Flüchtlingskinder in ihrem Haus aufnehmen, die illegal einreisen und von der Polizei aufgegriffen werden. Bis sie ein neues Zuhause finden, bleiben sie bei der Familie Riedl, wo sie sich von den Strapazen der Flucht erholen und zur Ruhe kommen können.
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Kirchliche Hilfsprojekte
Auf der Karte finden Sie eine Auswahl von kirchlichen Hilfsprojekten für Flüchtlinge und Asylsuchende. Fahren Sie mit der Maus über die einzelnen Markierungspunkte und erfahren Sie mehr.Ebenfalls im Erzbistum München betreut der Diözesancaritasverband über den Alveni-Flüchtlingsdienst etwa 1.400 Flüchtlinge und Asylsuchende in Unterkünften in und um die Landeshauptstadt. Das Projekt "mov'in" des Flüchtlingsdienstes bietet Menschen, die aus der Gemeinschaftsunterkunft ausziehen dürfen, Mieterschulungen, in denen sie über Rechte und Pflichten als Mieter aufgeklärt werden. Ehrenamtliche begleiten die Familien dann bei der oftmals schwierigen Wohnungssuche in München und betreuen sie auch nach dem Einzug.
Wie schnell ein gemeinsames Projekt dazu beitragen kann, Barrieren und Berührungsängste auf beiden Seiten abzubauen, zeigt das Café International in Büchenbeuren im Bistum Trier. Als in dem 2.000-Seelen Dorf im Hunsrück 70 Flüchtlinge untergebracht wurden, kam die Idee auf, gemeinsam einen offenen Treff ins Leben zu rufen. Alteingesessene und neue Einwohner arbeiteten Hand in Hand, um das Café neben der Kirche aufzubauen und ehrenamtlich zu führen. "Das Engagement der Menschen ist groß", freut sich Pastoralreferentin Anna Werle. Diakonische Arbeit sei eine Form von Kirche, die im Moment sehr gesucht werde.
Wie positiv es aufgenommen wird, wenn Flüchtlinge selbst zu Helfern werden, zeigt ein Caritas-Projekt im hessischen Viernheim im Bistum Mainz. Dort haben sich sieben Flüchtlinge zur Beratergruppe "Helping Hands" zusammengetan. In ihren Flüchtlingsunterkünften sind sie Ansprechpartner für die Bewohner und verteilen Spenden. In Räumen der Kirchengemeinde bieten sie eine Sprechstunde an. Dahinter steht das Flüchtlingsprojekt "Ich bin ein Viernheimer" um Pfarrer Angelo Stipinovich, das bewusst auf die Hilfe zur Selbsthilfe setzt. Flüchtlinge wollen lernen und arbeiten, so seine Erfahrung. Dass sie ihr Schicksal selbst in die Hände nehmen können, beweise schon allein ihre Flucht.
Linktipp: Die letzte Chance auf ein Leben in Würde
"Es ist eine Gnade, dass ich das hier erleben darf." Seit Februar lebt der Syrer Joan im Kirchenasyl in Deutschland. Nach Monaten der Angst und Ungewissheit hofft er, sich hier ein neues Leben aufbauen zu können. Wir haben Joan im Kirchenasyl besucht.Der Wunsch nach mehr Selbständigkeit und Mobilität steht auch hinter einer Idee von IN VIA Köln, die zu Beginn der Sommersaison das Projekt "Fahrräder für Flüchtlinge" ins Leben gerufen hat. Hier können Kölner ihre alten Drahtesel spenden, die von Flüchtlingen und Langzeitarbeitslosen repariert und an Flüchtlinge weitergegeben werden. "Mit unserer Aktion unterstützen wir sie dabei, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen", so Sibylle Klings, Geschäftsführerin von IN VIA Köln. Da die jungen Menschen keinen Anspruch auf Fahrkarten für den öffentlichen Nahverkehr hätten, sei das Rad gerade für junge Flüchtlinge oft die einzige Möglichkeit der Fortbewegung.
Eine bessere schulische Integration für Kinder von Flüchtlingen und Asylbewerbern steht beim Erzbistum Paderborn im Fokus, das im Hildegardis-Gymnasium in Hagen eine Förderklasse eingerichtet hat. Die Jungen und Mädchen werden hier besonders gefördert, mit dem Ziel, später in einer Regelklasse am normalen Unterricht teilnehmen zu können. Alle Schüler sind unabhängig von ihrer Herkunft und Religionszugehörigkeit in dieser Förderklasse willkommen. Auf dem Stundenplan der Lerngruppe stehen zunächst vor allem Deutsch, Landeskunde und bei Bedarf auch Englisch.
Neben vielen praktischen Hilfen und materieller Unterstützung der Flüchtlinge, ist auch die seelsorgliche Begleitung der Migranten ein großes Thema für die Kirche. Als erstes Bistum hat die Diözese Eichstätt einen Diözesanbeauftragten für die Seelsorge an Migranten ernannt. Priester Andreas Thiermeyer spricht mit Flüchtlingen über deren Sorgen und Nöte und vermittelt konkrete kirchliche und caritative Hilfen. Er wolle ein Anwalt dieser Menschen sein, sagt er im Interview mit Radio K1, denn: "In jedem Flüchtling begegnen wir Christus."