Für die Zukunft

Veröffentlicht am 17.01.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Gesellschaft

Bonn ‐ Er liest sich recht positiv, der am Mittwoch von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder vorgestellte Familienreport 2012. Danach halten die Ehen in Deutschland länger als noch vor zehn Jahren, die Zahl der Ehescheidungen liegt seit 2002 auf hohem, aber immerhin konstantem Niveau. Drei Viertel der Kinder wachsen bei ihren verheirateten Eltern auf und auch nach Trennungen schwören die wenigsten diesem Lebensmodell ab. Stief- und Patchworkfamilien gehören im Jahr 2012 zur gesellschaftlichen Normalität.

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Mit Blick auf den demographischen Wandel macht der Report Hoffnung auf einen künftigen Anstieg der Geburtenraten. Immer mehr Frauen holen den aus beruflichen oder persönlichen Gründen aufgeschobenen Kinderwunsch jenseits der 30 nach. Das gilt offensichtlich auch für Akademikerinnen. So weit, so gut. Das heißt jedoch nicht, dass die Familienpolitik jetzt die Hände in den Schoß legen kann, wenn sie Familien langfristig unterstützen und – mit Blick auf das "Altenheim Europa" – die Geburtenrate in die Höhe treiben will.

Elterngeld, Vätermonate und der geplante Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen helfen sicherlich bei der Entscheidung für ein Kind. In der Praxis fehlen jedoch nach wie vor Hilfen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. So moniert Caritas-Präsident Peter Neher mit Blick auf den Report, dass der Zeitdruck in Familien sehr groß sei, weil Familie und Beruf noch immer schwer vereinbar seien. Von der Regierung fordert er einen Rechtsanspruch auf Familienpflegezeit und ausreichend Betreuungsplätze für Kinder - und zwar qualitativ hochwertige.

Nicht einfach nur Plätze schaffen

Ein guter Personalschlüssel, fundierte pädagogische Konzepte und flexiblere Betreuungszeiten sind neben der rein zahlenmäßigen Aufstockung die Herausforderungen für 2013. Denn – auch das ergibt der Familienreport - viele Eltern nehmen Ganztagesplätze für ihre Kinder in Anspruch, weil die Angebote zeitlich nicht heterogen genug sind. So kämen viele Familien mit 25-Stunden Kitaplätzen aus, müssen stattdessen jedoch einen Vollzeitplatz in Anspruch nehmen, weil die Öffnungszeiten der Kitas nicht auf die Arbeitszeiten abgestimmt sind.

"Die Gründung einer Familie darf nicht zum Armutsrisiko werden", so Caritas-Präsident Neher und fordert einmal mehr Chancengleichheit und soziale Teilhabe für alle Kinder. Als guten Weg sieht der Caritasverband dabei ein monatliches Elterngeld von 300 Euro für alle Familien unabhängig vom Betreuungsmodell. Gerade Alleinerziehende oder Geringverdiener seien wegen ihrer Kinder auf finanzielle Unterstützung angewiesen.

"Alle politischen Entscheidungen sind am Kriterium der Familienverträglichkeit und Kinderfreundlichkeit zu messen", fasst Caritas-Präsident Neher in einem Satz zusammen. Mehr noch: Kinderfreundlichkeit muss wieder Eingang ins gesamtgesellschaftliche Denken finden, denn nur so wird Familie ein Lebensmodell der Zukunft und sichert damit die unsere.

Familienbund: bestmögliche Bedingungen bieten

Der Familienbund der Katholiken sieht im Familienreport die elementare Bedeutung der Familien für die Gesellschaft bestätigt. "Familien sind die stabile Basis unserer Gesellschaft. Die Politik ist deshalb gefordert, alles zu tun, um Familien bestmögliche Rahmenbedingungen zu bieten", sagte Präsidentin Elisabeth Bußmann. "Vor allem darf nicht am durch das Grundgesetz garantierten Schutz und der Förderung der Ehe gerüttelt werden".

Bußmann forderte darüber hinaus, vor allem junge Eltern sowie kinderreiche und alleinerziehende Familien finanziell stärker zu unterstützen. "Auch für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie bedarf es dringend weiterer verlässlicher Regelungen", sagte sie im Einklang mit der Caritas.

Von Janina Mogendorf