Kardinal Meisner: Abweisung von Vergewaltigungsopfer ist beschämend

"Das hätte nie geschehen dürfen"

Veröffentlicht am 22.01.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Medizin

Köln ‐ Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat sein Bedauern über die Abweisung einer offenbar vergewaltigten Frau durch zwei katholische Krankenhäuser in Köln ausgedrückt und sich der Entschuldigung der Kliniken persönlich angeschlossen. "Was im Dezember des vergangenen Jahres einer jungen Frau in zwei katholischen Krankenhäusern widerfuhr, hätte nie geschehen dürfen", so Meisner in einer am Dienstag verbreiteten Stellungnahme des Erzbistums Köln. Der Vorgang beschäme zutiefst, da er dem christlichen Auftrag und Selbstverständnis widerspreche.

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Zugleich betonte Meisner, dass es keine kirchliche Anweisung gebe, Vergewaltigungsopfer anders zu behandeln oder gar abzuweisen. "Deshalb muss jetzt genau erforscht werden, was dazu führte, diese Frau nicht aufzunehmen. So etwas darf sich auf keinen Fall wiederholen."

Eine Vergewaltigung sei "ein schlimmes Verbrechen", so der Kölner Erzbischof weiter. "Gerade hier müssen wir jede notwendige medizinische, seelsorgliche und menschliche Hilfe leisten, einschließlich der so genannten Anonymen Spurensicherung."

Ausgenommen seien dem katholischen Selbstverständnis nach allerdings Maßnahmen, "welche die Tötung eines möglicherweise schon gezeugten Kindes bedeuten."

Kardinal Joachim Meisner.
Bild: ©KNA

Kardinal Joachim Meisner.

Die zwei Kölner Kliniken waren in der vergangenen Woche stark in die Kritik gerade, als herauskam, dass sie die 25-Jährige abgewiesen hatten. Grund soll gewesen sein, dass beim Arzt-Patient-Gespräch auch auf die "Pille danach" hingewiesen werden müsse, die die Kirche ablehnt. Politiker von Union, SPD und Grünen hatten mit Konsequenzen für kirchliche Krankenhäuser gedroht.

Inzwischen haben sich die beiden Kliniken in Trägerschaft der Cellitinnen-Stiftung entschuldigt. Der Klinik-Vertreter sprach von einem Missverständnis . Wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" berichtet, soll sich zuvor eine Abtreibungsgegnerin in einer Notfallpraxis auf dem Gelände des einen Krankenhauses als Patientin ausgegeben und nach angeblichem ungeschütztem Sex die "Pille danach" verlangt und auch bekommen haben. Danach habe sie den Vorgang dem Erzbistum Köln gemeldet.

In seiner Stellungnahme ging Meisner auch auf die aufgeflammte Diskussion Abtreibungsverbot der Kirche auch nach einer Vergewaltgung ein: "Die Position der katholischen Kirche wird dabei schnell als überholt oder realitätsfern bezeichnet. Realität aber ist: wir stehen hier vor einer grundsätzlichen und bedrängenden moralischen Entscheidung".

Die Kirche vertritt laut Meisner eine klare Position für das Leben: Der Schutz eines Menschenlebens gelte uneingeschränkt und von der Zeugung an. "Der Lebensschutz ist, auch nach meiner festen Gewissensüberzeugung, eine unüberschreitbare Grenze und jedem menschlichen Eingriff entzogen." (meu)