Keine juristischen Konsequenzen nach dem Glockenläuten gegen die NPD in Bayern

Anzeigen gegen Pfarrer vom Tisch

Veröffentlicht am 14.11.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Anti-NPD-Geläut

Schweinfurt/Bonn ‐ An mehreren Orten Bayerns läuteten Kirchenglocken gegen rechts. Während Kundgebungen der NPD. Daraufhin folgten Anzeigen der rechtsextremen Partei gegen die verantwortlichen Pfarrer. Am Mittwoch kam die Entwarnung für die Geistlichen: Die katholischen Priester müssen keine juristischen Konsequenzen mehr fürchten.

  • Teilen:

Wie das Erzbistum Bamberg am Mittwoch auf seiner Facebook-Seite mitteilte, hat die Coburger Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen den Kronacher Stadtpfarrer Thomas Teuchgräber eingestellt. Teuchgräber hatte im Juli 45 Minuten lang aus Protest gegen eine Veranstaltung der rechtsextremen Partei Kirchenglocken läuten lassen und war dafür angezeigt worden. Der Pfarrer lässt sich offenbar so leicht nicht einschüchtern: Er wurde vom Erzbistum Bamberg mit der Aussage zitiert, er würde beim nächsten Mal die Glocken wieder läuten lassen.

Auch gegen den Schweinfurter Dekan Rainer Fries wird aus demselben Grund nicht mehr ermittelt. Dieser zeigte sich gegenüber dem Bayerischen Rundfunk erleichtert. Er sei mit dem Vorwurf der NPD, er habe eine Versammlung mit den Glocken sprengen wollen, nicht belangbar. Das sei auch mit dem Geläut gar nicht möglich gewesen. Zugleich erklärte der Pfarrer seine Ablehnung rechten Gedankenguts. Bei der Kundgebung hatten auch evangelische und katholische Geistliche mit Trillerpfeifen demonstriert.

Rückendeckung und Solidarität

Der Würzburger Weihbischof Ulrich Boom.
Bild: ©KNA

Der Würzburger Weihbischof Ulrich Boom.

Fries hatte für seine Aktion am 10. September die ausdrückliche Rückendeckung der Würzburger Diözesanleitung erhalten. Der Dekan habe die Grundwerte der Demokratie verteidigen und nicht andere an der Ausübung ihrer Rechte hindern wollen, so Generalvikar Karl Hillenbrand. Mit dem Läuten habe Fries Zivilcourage bewiesen. Anschließend solidarisierten sich mehr als 3.000 Menschen mit dem Schweinfurter Dekan per Unterschrift. Dazu hatten die neun katholischen Pfarreien der unterfränkischen Stadt aufgerufen.

Im Bistum Würzburg ist das Glockenläuten bei NPD-Kundgebungen inzwischen fast so etwas wie eine Tradition. Der heutige Weihbischof Ulrich Boom ließ im Sommer 2006 in Miltenberg läuten. Die NPD-Jugendorganisation hatte sich gerade in der unterfränkischen Stadt versammelt, als die Glocken der Jakobus-Kirche zu klingeln begannen - und erst nach 20 Minuten verstummten. Auch damals erstattete die Partei Strafanzeige, nach längeren Ermittlungen schaltete sich Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) dann ein. Boom blieb ohne Strafe, dafür erhielt er einen Preis für Zivilcourage - und tausende zustimmende Zuschriften aus ganz Europa.

Auch Regensburger Dom stimmt mit ein

In diesem Jahr stimmten auch Aschaffenburger Kirchenglocken von Sankt Agatha und Zu unserer lieben Frau in den Protest von Demonstranten gegen eine NPD-Wahlkampfveranstaltung ein. Auch in Landsberg am Lech kam es zu einer ähnlichen Situation. Gut 30 Minuten lang haben im September die sechs Glocken des Regensburger Doms geläutet. Dompropst Wilhelm Gegenfurtner löste das volle Geläut der Bischofskathedrale aus, als sich auf dem Domplatz Mitglieder und Sympathisanten der NPD versammelt hatten. Auch er handelte sich dafür eine Strafanzeige mit dem Vorwurf ein, eine genehmigte Kundgebung gestört zu haben. (mit Material von KNA)

Von Agathe Lukassek