Auf Veränderungen reagieren
Im Arbeitsalltag würden viele Qualifizierungen verlangt, die Gemeindereferenten und Sozialarbeiter so nicht hätten, sagt Professor Kai Gallus Sander, Studiengangsleiter für den neuen Master. Als große Veränderung in der Seelsorge sieht er beispielsweise die Tatsache, dass die klassische Pfarrgemeinde von früher immer seltener zu finden sei. Mittlerweile gebe es eher große Seelsorgeeinheiten, erläutert Sander. Außerdem müssten Gemeindereferentinnen und –referenten heute viel mehr mit Ehrenamtlichen arbeiten als früher, es seien also deutlich mehr Koordinierungsaufgaben hinzugekommen. Zudem habe sich die Gesellschaft gewandelt: "Der Stellenwert der Religiosität hat sich verändert", meint er. Das alles mache Seelsorge zu einem "hochspezialisierten Arbeitsfeld".
Der Master "Theologische Bildung" soll nun Abhilfe schaffen: Berufsbegleitend sollen die Studierenden lernen, auf die Herausforderungen in ihrem Arbeitsumfeld besser reagieren zu können. Dazu gehöre auch, Antworten auf drängende Fragen wie einen Umgang mit dem Priestermangel zu finden, beschreibt Sander in einer von der Hochschule veröffentlichten Pressemitteilung. So sollen die Frauen und Männer beispielsweise die Entwicklungsgeschichte der Pfarrseelsorge recherchieren und Lösungsansätze aus anderen Ländern vergleichen.
Jeder soll seine eigenen Kompetenzen einbringen
Das Studium ist berufsbegleitend ausgerichtet und soll in der Regel drei Jahre dauern. Am Ende steht der Abschluss Master of Arts. Für jedes Semester gibt es eine sogenannte Präsenzphase im Umfang von einer Woche, in der die Studierenden an der Hochschule anwesend sein müssen. Grundsätzlich sei das Studium so angelegt, dass pro Woche ein Arbeitsaufwand von rund 20 Stunden entstehe, heißt es in der Studiengangsbeschreibung der Hochschule. Wer sich bewirbt, müsse eigenverantwortlich entscheiden, ob und in welchem Umfang er seine Beschäftigung reduzieren möchte, ergänzt Sander.
Gedacht ist das Aufbaustudium für Gemeindereferenten, Sozialarbeiter und Pädagogen, die in der Seelsorge oder der kirchlichen Bildungsarbeit tätig sind. Dass in den Seminaren dann Studierende mit unterschiedlichen theologischen Vorkenntnissen sitzen, sei kein Problem, so Sander: Für die ehemaligen Theologiestudenten, in der Regel Religionspädagogen, ginge es darum, ihr Wissen zu vertiefen, für die Sozialarbeiter darum, sich die Grundlagen der Theologie anzueignen, erklärt er. Außerdem könne jede Gruppe ihre jeweiligen Kompetenzen mit einbringen. So sollen Sozialarbeiter Bibelstellen beispielsweise aus einer sozialwissenschaftlichen Sichtweise betrachten.
Aufbau wie beim Studium der katholischen Theologie
Da der Master berufsbegleitend laufen soll, sind die Studenten die wenigste Zeit an der Hochschule: Nach der Präsenzphase gingen die Studierenden wieder zurück an ihre "normale" Arbeit, erläutert Sander. Für diese Zeit bekämen sie aber bestimmte Beobachtungsaufgaben oder Projekte, die sie bearbeiten müssten. "Die Studierenden sollen eigenverantwortlich arbeiten", sagt er.
In seiner Struktur entspreche der Studiengang einem Studium der katholischen Theologie, erläutert der Studiengangsleiter. So gebe es als Fachbereiche Biblische, Systematische und Praktische Theologie sowie Ethik und Philosophie. Alle Bereiche würden von den Lehrenden der Hochschule verantwortet. Im Fokus stehe aber immer der Anwendungsbezug des Gelernten sowie der Austausch der Studierenden untereinander, erklärt Sander.
Auch wenn es bis zum Bewerbungsschluss noch ein paar Monate dauere, lägen schon etliche Anfragen vor, sagt Studienleiter Sander. Viele Interessierte klärten derzeit mit ihren Arbeitgebern, wie sie ihre Stunden am sinnvollsten reduzieren könnten. Das bundesweit einzigartige Angebot richte sich im Übrigen nicht nur an Menschen, die in Nordrhein-Westfalen leben, betont Sander: "Wir haben das Studium bundesweit ausgeschrieben."
Von Sophia Michalzik