Katholisch.de stellt Menschen aus der Sterbebegleitung vor

Bis zum letzten Atemzug

Veröffentlicht am 04.11.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Sterbebegleitung

Bonn ‐ Ein letztes Mal den Fluss sehen, noch einmal ein Händedruck, noch einmal Zeit mit einem liebgewonnenen Menschen verbringen - all das macht Sterbebegleitung aus. Für Menschen, die in diesem Bereich arbeiten, sind solche Momente fast alltäglich. Sie begleiten Todkranke in ihren letzten Tagen. Katholisch.de hat mit vier Personen gesprochen, die in der Sterbebegleitung tätig sind. Im Video berichten sie von ihren Erfahrungen und erzählen, was die Hospizarbeit von der Sterbehilfe unterscheidet:

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Claudia Reifenberg, Palliativ-Schwester

Einmal noch an den Rhein und dort ein letztes Kölsch trinken: Solche und andere Wünsche versucht Claudia Reifenberg zu realisieren. Die gelernte Krankenschwester hat eine Zusatzausbildung zur Palliativ-Schwester gemacht und begleitet seitdem in Kooperation mit der Caritas-Pflegestation Bonn und der Bürgerstiftung Rheinviertel Sterbende in ihren letzten Wochen und Tagen. Mit Hochdruck versucht sie dann zum Beispiel von der Krankenkasse eine tragbare Sauerstoffversorgung zu organisieren, um eine todkranke Frau ein letztes Mal an den Rhein zu begleiten. Reifenberg will mit ihren Angeboten sterbenden Menschen ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Im Video erzählt sie, was das Besondere an ihrer Arbeit ist und vor welchen Herausforderungen sie steht.

Claudia Reifenberg erfüllt letzte Wünsche. (Quelle: katholisch.de)

Susanne Littfinski, Hospize im Altenheim

Wie geht Heimleiterin Susanne Littfinski damit um, wenn ein Bewohner sagt, dass er sterben will? Vor acht Jahren hat die Bonner Bürgerstiftung Rheinviertel das bundesweite Modellprojekt "Integriertes Hospiz im Altenheim" ins Leben gerufen. Grund dafür war die Beobachtung, das Pflege und Organisation im Altenheim viel Zeit in Anspruch nehmen, besonders bei den Menschen, die schwer krank sind. In den Bad Godesberger Altenheimen St. Vinzenzhaus und CBT-Wohnhaus Emmaus werden die Bewohner in ihren Zimmern und Wohnungen intensiv bis zuletzt begleitet. Gewährleistet wird das von Schwester Dhany Tee und Schwester Rincy aus Südindien. Beide sind ausgebildete Kranken- und zugleich Ordensschwestern. Für Littfinski, Geschäftsleiterin des Wohnhaus Emmaus, leisten die beiden eine wertvolle Arbeit.

Heimleiterin Susanne Littfinski berichtet über "Integrierte Hospize im Altenheim". (Quelle: katholisch.de)

Gudrun Müller-Rieß, Hospizverein Bonn e.V.

Neben Hauptamtlichen gibt es auch viele Ehrenamtliche, die sich in der Hospizarbeit engagieren. Ohne sie wäre die ganze Arbeit gar nicht zu leisten, davon ist Gudrun Müller-Rieß vom Hospizverein Bonn e.V. überzeugt. Die Bandbreite der Engagierten sei dabei groß, erzählt sie. Erst kürzlich habe ein 25-jähriger Student am Vorbereitungsseminar teilgenommen. Das neun Monate dauernde Seminar ist Pflicht für alle - denn die Aufgabe und die Belastung einen Menschen in seinem Sterbeprozess zu begleiten sei groß, so Müller-Rieß.

Wer Hospizhelfer werden möchte, muss einen intensiven Kurs absolvieren. Gudrun Müller-Rieß berichtet. (Quelle: katholisch.de)

Dechant Wolfgang Picken, Spirituelle Sterbebegleitung

Neben der medizinischen Begleitung stellt die spirituelle einen weiteren Baustein in der Sterbebegleitung dar. Für Dechant Wolfgang Picken ist sie ebenso elementar wie die medizinische Begleitung, denn "die Seele des Menschen ist vom existentiellen Kampf um das Leben maßgeblich betroffen", erklärt er. Daher brauche der Mensch auch eine seelische Zuwendung. Ursprünglich wollte der Pfarrer eigentlich in die Jugendarbeit gehen, landete dann aber doch in der Begleitung Sterbender. Eine Arbeit, die er als Geschenk empfindet, wie er selbst sagt. Mit Blick auf die aktuelle politische Debatte um Sterbehilfe spricht sich Picken für die Einführung eines Rechtsanspruchs auf palliative Versorgung am Lebensende aus.

Wolfgang Picken ist seit 21 Jahren in der Sterbebegleitung tätig. (Quelle: katholisch.de)

Von Sarah Schortemeyer und Sophia Michalzik

Informationsangebot der Bischöfe

Mit einem Flyer will die Deutsche Bischofskonferenz auf die Thematik Sterbehilfe aufmerksam machen. Der trägt den Titel "Sterben in Würde" und erklärt grundsätzliche Begriffe zur Sterbehilfe, zur Palliativmedizin, aber auch zur Würde des Menschen. "Würde bedeutet für uns nicht nur gute Pflege und einen aushaltbarer Zustand herzustellen", sagt Pater Hans Langendörfer, Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz. Es bedeute auch, von Gott angenommen, gewürdigt und geliebt zu sein. "Das bietet den Halt, der helfen kann, auch Leidenszeiten anzunehmen." 800.000 dieser Flyer sind bereits an die Bistümer verschickt worden.

Rechtslage bei der Sterbehilfe

Ein Überblick über Rechtslage und Reformüberlegungen: Aktive Sterbehilfe: Sie ist in Deutschland strafbar. Wer jemanden auf dessen Wunsch tötet, wird wegen Tötung auf Verlangen mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft. Passive Sterbehilfe: Gemeint ist der Abbruch lebenserhaltender Maßnahmen. Laut Bundesgerichtshof dürfen Ärzte die Maßnahmen auch dann abbrechen, wenn der Patient noch nicht kurz vor dem Tod steht. Indirekte Sterbehilfe: Die Gabe starker Schmerzmittel, die durch ihre Wirkung auf geschwächte Organe das Leben verkürzen können, ist nicht strafbar, wenn sie dem Patientenwillen entspricht. Eine Übersicht über solche Fälle in Kliniken gibt es nicht. Beihilfe zum Suizid: Ein Mittel zur Selbsttötung bereitzustellen, das der Betroffene selbst einnimmt, ist nicht strafbar. Die Ärzteschaft hat sich allerdings in ihrem Berufsrecht das Verbot auferlegt, Hilfe zur Selbsttötung zu leisten. Reformpläne: Organisierte Sterbehilfe soll verboten werden. Vereinigungen sollen keine Tötungshilfe als Serviceangebot anbieten dürfen. Doch die unterschiedlichen Positionen verlaufen quer durch die Fraktionen des Bundestages. Es wird wahrscheinlich mehrere Gruppenanträge von Abgeordneten geben und am Ende eine Abstimmung ohne Fraktionszwang. (dpa)