Papst will Ökumene und Freundschaft der Religionen fördern

Bekenntnis zur Vielfalt

Veröffentlicht am 20.03.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan

Vatikanstadt ‐ Papst Franziskus hat erklärt, er wolle die Ökumene unter den Christen und "die Freundschaft und den Respekt" unter den Religionen fördern. Das Bekenntnis zur Förderung von "Freundschaft und Respekt zwischen Männern und Frauen der verschiedenen religiösen Traditionen" sprach er am Mittwoch im Vatikan gleich zweimal aus.

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Anlass war ein Empfang für Würdenträger anderer christlicher Konfessionen sowie von Juden, Muslimen und Abgesandten anderer Religionen. Bei der Zusammenkunft in der Sala Clementina im Apostolischen Palast dankte ihnen Franziskus auch für ihre Anwesenheit bei der Messe zu seinem Amtsantritt auf dem Petersplatz am Vortag.

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Video: © katholisch.de

Pater Bernd Hagenkord im katholisch.de-Interview über Auftreten und Agenda des neuen Papstes.

Den orthodoxen und protestantischen Würdenträgern bekundete der Papst "den festen Willen, auf dem Weg des ökumenischen Dialogs weiterzugehen", der vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) angeregt worden sei und vom Päpstlichen Einheitsrat weiterverfolgt werde. Das Bemühen um die Einheit der Christen bleibe "ein Dienst der Hoffnung für eine Welt, die immer noch durch Teilungen, Kontraste und Rivalitäten gezeichnet ist". Franziskus bat die anwesenden christlichen Geistlichen, für ihn zu beten, dass er ein Hirte im Sinne Jesu sein könne.

Geistliches Band zum Judentum

Vertretern des Judentums sagte er, Christen und das jüdische Volk verbinde "ein ganz besonderes geistliches Band". Der ebenfalls vom Zweiten Vatikanum ausgehende "brüderliche Dialog" zwischen Katholiken und Juden habe gerade in den jüngsten Jahrzehnten nicht wenige Früchte getragen. Unter den übrigen Religionsvertretern hob Papst Franziskus die Muslime hervor, "die den einen, lebendigen und barmherzigen Gott verehren".

Alle Gäste rief er auf, ihre Verantwortung für den interreligiösen Dialog zum Wohle der menschlichen Gemeinschaft wahrzunehmen. "Wir wissen, wie viel Gewalt in der jüngsten Geschichte der Versuch produziert hat, Gott und das Göttliche vom menschlichen Horizont zu eliminieren", sagte das Kirchenoberhaupt. Die Anwesenden reagierten auf seine Rede mit stehendem Applaus.

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Video: © Sarah Schortemeyer

Wie die Menschen in Rom die Amtseinführung von Franziskus erlebt haben

Herzliche Umarmungen

Anschließend nahm der Papst die Grüße jedes einzelnen entgegen. Den Anfang machte der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I., der vor der päpstlichen Ansprache ein Grußwort an Franziskus verlesen hatte. Darin sprach er von der Pflicht der christlichen Konfessionen, besonders in Zeiten der allgemeinen Krise "gemeinsam für die Wahrheit", den Frieden und die Gerechtigkeit unter den Menschen zu arbeiten.

Danach folgten neben weiteren hohen orthodoxen und protestantischen Würdenträgern, darunter zahlreiche Frauen, die Vertreter des Judentums, des Islam und anderer Religionen. Immer wieder kam es zwischen Papst Franziskus und ihm bekannten Gästen zu herzlichen Umarmungen. Viele von ihnen brachten dem Papst Geschenke mit, darunter kunstvolle Kruzifixe, Kelche, Ikonen und Bücher.

Auch Franziskus' Vorgänger Papst Benedikt XVI. hatte kurz nach seinem Amtseintritt die Delegationen der christlichen Konfessionen und weitere religiöse Vertreter empfangen. (KNA)

Bescheidenheit statt Prunk

Guido Marini ist nervös, so scheint es. Er zupft dem weißhaarigen, agilen Mann neben ihm am Ärmel, doch der reagiert nicht: Besucher für Besucher verabschiedet Franziskus am Sonntag nach dem Gottesdienst in der vatikanischen Pfarrkirche persönlich. Da lässt er sich auch von seinem liturgischen Zeremonienmeister nicht ins Handwerk pfuschen. Dabei gehört Marini eigentlich zu denjenigen, die einen sehr direkten Draht zum Kirchenoberhaupt haben. Das könnte sich jedoch ändern.