Franz-Peter Tebartz-van Elst steht seit drei Jahren in der Kritik

Ein Bischof in Bedrängnis

Veröffentlicht am 27.08.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Bild: © KNA
Bistum Limburg

Bonn ‐ Seit knapp sechs Jahren ist Franz-Peter Tebartz-van Elst Bischof von Limburg. Seit etwa drei Jahren steht er im Dauerfeuer der Kritik von Medien und internen Gegnern im Bistum. Pünktlich zur Sitzung des "Ständigen Rats" der deutschen Bischöfe haben in den vergangenen Tagen FAZ, FAS und "Spiegel online" nachgelegt.

  • Teilen:

Brisant sind vor allem die neuen Recherchen der FAZ. Das einstige Leib- und Magenblatt der deutschen Bischöfe warf die Frage auf, ob Tebartz bei der Finanzierung des teuren Bischofshauses am Limburger Domberg möglicherweise geltendes Kirchenrecht verletzt habe. Kern des Vorwurfs sind Vermögensverschiebungen zwischen der Körperschaft des "Bischöflichen Stuhls" und dem Limburger Bistumshaushalt. Ob so etwas legal ist, da ja in beiden Institutionen der Bischof in Personalunion herrscht, diskutieren derzeit die Kirchenjuristen. Unabhängig von dieser kniffligen Frage droht Tebartz aber ein weltliches Gerichtsverfahren in einer Flugmeilen-Affäre.

Derzeit erscheint nichts von dem, was dem Bischof vorgeworfen wird, ausreichend für einen Amtsverzicht. Dennoch könnte sich die Flugmeilen-Affäre ausweiten: Für einen Flug nach Indien hatte Tebartz Business-Class gebucht, war aber dank eines "Upgrades" in der Ersten Klasse geflogen. Ob er einen solchen Flug gegenüber einem Journalisten als "Flug Erster Klasse" oder als einen "Business-Class-Flug" hätte bezeichnen müssen, wird demnächst die Hamburger Justiz klären. Bei negativem Ausgang droht ihm ein Strafbefehl wegen Meineids. Vielleicht endet die Sache aber auch mit einer Einstellung des Verfahrens. Wie bei vergleichbaren Affären in der Politik ist die Sache eher belanglos, doch der Umgang damit entscheidet in einer Mediengesellschaft über Wohl und Wehe einer öffentlichen Figur.

Auch Umstände beim Bau des Bischofshauses sind kein echter Skandal

Ein echter Skandal sind auch die von FAZ und Spiegel mit immer neuen Details gewürzten Vorwürfe im Zusammenhang mit dem Bau des Bischofshauses beim Limburger Dom nicht. Dass der Bau ungewöhnlich streng bewacht wurde, und dass er mit geschätzten 15 Millionen Euro Baukosten ein Vielfaches vom ursprünglich geplanten Betrag kostet, schafft Ärger, ist aber bei öffentlichen Bauten auch im staatlichen Bereich durchaus üblich. Und bei einem jährlichen Bistumsetat von über 200 Millionen Euro scheint die Summe nicht geeignet, um die Diözese in den Ruin zu treiben. Zum Vergleich: Als unlängst zwei slowenische Bischöfe zurücktreten mussten, ging es tatsächlich um nicht weniger als den Bankrott ihrer Diözesen aufgrund riskanter Finanzgeschäfte.

Bild: ©KNA

Archivnummer: KNA_258670

Angefeuert durch die Medienberichte wachsen derzeit die internen Spannungen im Bistum. Am Dom zu Frankfurt, von wo man schon immer gerne mit kritischer Distanz zum provinziellen Bischofssitz Limburg hinüberschaute, unterzeichneten nach einem Gottesdienst am Sonntag rund 500 Katholiken einen Offenen Brief an den Bischof, in dem sie von der Bistumsleitung mehr Dialog und das Eingeständnis von Fehlern forderten. Ein Bericht über dieses interessante, aber in diesen Dimensionen eigentlich nicht bundesweit schlagzeilenträchtige Ereignis war danach unzensiert auf der amtlichen Homepage des Bistums Limburg zu lesen. In einem „Klima der Einschüchterung und der Angst“ und der "Dialogverweigerung", von dem die Kritiker des Bischofs sprechen, wäre das vermutlich nicht der Fall.

Liberaler Flügel misstraut dem konservativen Niederrheiner

Genau das aber werfen Tebartz jene vor, die bis heute dem "fortschrittlicheren" Altbischof Franz Kamphaus nachtrauern. Der im Bistum Limburg seit den 1970er Jahren starke liberale Flügel bei Klerus und Laien misstraute dem konservativen Niederrheiner Tebartz schon bald nach seinem Amtsantritt 2008, weil er in der Liturgie und bei der Laienmitbestimmung einige liberale Besonderheiten abzuschaffen suchte. Doch das Murren darüber ging zunächst nicht über das hinaus, was konservative Bischöfe auch andernorts erleben, wenn sie nach der Amtszeit eines liberalen Vorgängers die Zügel wieder anzuziehen versuchen.

Natürlich spielen auch in Limburg Personen und Interessen eine Rolle. In Frankfurt wird Stadtdekan Johannes zu Eltz, vormals Stadtdekan in Wiesbaden und zudem zehn Jahre lang oberster Kirchenrichter (Offizial) im Bistum, dem Lager der Bischofskritiker zugeordnet. Er ist adlig und konservativ, jedenfalls kein Mann von "Wir sind Kirche". Auch andere gemäßigte Geistliche äußern sich kritisch über den Zustand des Bistums und die Amtsführung des Bischofs. Im "Hofheimer Kreis" haben sie ein lockeres, aber durchaus schlagkräftiges Aktionsbündnis gefunden. Doch nicht alle, die sich dort engagieren, sind glücklich über die massive "Prügel", die der Bischof nun in den Medien erhält.

Eine Schlüsselrolle in den Limburger Verhältnissen kommt Generalvikar Franz Kaspar (75) zu. Der Geistliche hatte schon das Vertrauen von Bischof Kamphaus, der ihn 2006 zum Stellvertretenden Generalvikar berief. Und er verfügt durch eine jahrzehntelange Tätigkeit als Leiter des Katholischen Büros in Hessen über beste Kontakte in die Landespolitik sowie in die Nachbarbistümer Mainz und Fulda. Ausgerechnet die Bonusmeilen des Vielfliegers Kaspar waren es, die wie ein Brandbeschleuniger in der Aufregung um den Limburger Bischof wirkten. Kaspar hat bereits im Mai aus Altersgründen seinen Rücktritt eingereicht, als er das 75. Lebensjahr vollendete. Tebartz hat ihn damals "bis auf Weiteres" im Amt bestätigt. Nun stehen beide gemeinsam im Gegenwind einer Kritik, die in ihrer Verbissenheit und Schärfe an den Fall des zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff erinnert.

Von Ludwig Ring-Eifel (KNA)

Limburger Domkapitel tagt

Das Limburger Domkapitel hat am Dienstagabend über die derzeitige Lage im Bistum Limburg diskutiert. Bistumssprecher Stefan Schnelle nannte am Mittwoch die Unterredung "gut und konstruktiv". Schnelle verwies darauf, dass es sich um die seit längerem anberaumte erste Gesprächsrunde des Gremiums nach der Sommerpause gehandelt habe. Alle Mitglieder seien zugegen gewesen. Dem Domkapitel gehören an: der Limburger Domdekan Günther Geis, der dem Kapitel vorsitzt, Weihbischof Thomas Löhr, Generalvikar Franz Kaspar, Prälat Helmut Wanke, Dompfarrer Gereon Rehberg und der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz. (KNA)

Information

Die Vorab-Publizierung dieses Textes erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der Text erscheint an diesem Donnerstag im KNA-Informationsdienst .