"Zeichen setzen"
"Alle spüren, wie bedrückend die Situation geworden ist", sagte Zollitsch in dem Interview. Eine gerichtliche Bestätigung des Strafbefehls wäre aus seiner Sicht ein Wendepunkt. "Ich erlebe zum ersten Mal, dass ein Strafbefehl gegen einen Bischof beantragt wird. Das bewegt mich sehr. Wenn das vom Gericht bestätigt wird, haben wir eine neue Lage", betonte Zollitsch. Bei seiner schon länger geplanten Audienz beim Papst werde er in der nächsten Woche auch über den Fall Tebartz-van Elst sprechen.
Essener Bischof legt Vermögen offen
Zugleich hat der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck erklärt, ab sofort nicht mehr nur den Haushalt des Bistums prüfen zu lassen und zu veröffentlichen, sondern auch das Vermögen des Bischöflichen Stuhls. Nach Angaben des Bistums umfasst dieses aktuell "Vermögenswerte in Höhe von rund 2,2 Millionen Euro".
Der Bischof könnte über knapp zehn Prozent dieser Summe frei verfügen, teilte die Diözese Essen weiter mit. 2,05 Millionen Euro stammten aus zwei Erbschaften und seien Teil zweier Sondervermögen, deren Erträge ausschließlich zur Förderung der Ausbildung des kirchlichen Personals zur Verfügung stünden. Verwaltet und überwacht würden diese Sondervermögen durch das Finanzdezernat des Bistums und zwei Kuratorien.
"Beim Umgang mit kirchlichen Finanzen ist größtmögliche Transparenz erforderlich", erklärte der Ruhrbischof am Freitag. Daher habe er das Finanzdezernat der Diözese angewiesen, künftig nicht nur den Bistumshaushalt, sondern auch das Vermögen des Bischöflichen Stuhls durch eine externe Bilanzprüfungsgesellschaft prüfen zu lassen und analog zum Geschäftsbericht des Bistums zu veröffentlichen, so Overbeck.
ZdK-Mitglied fordert Versachlichung der Debatte
Unterdessen mahnt Barbara Wieland, Mitglied für das Bistum Limburg beim Zentralkomitee der Deutschen Katholiken, die Konfliktparteien zur Einkehr auf. "Das Bistum ist schon lange in Parteien zerfallen, die neue Dynamik hat es natürlich durch die nun genannten Kosten für das Bischofshaus bekommen", sagte Wieland gegenüber dem Kölner Domradio. Die Stimmung sei äußerst aufgeheizt, auch durch die prominent vernehmbaren Stimmen. "Andererseits gibt es auch eine Reihe von Menschen, auch von Ehrenamtlichen, die erst einmal die Fakten geklärt haben und die Situation auf ein Normalmaß herunterfahren möchten."
Zugleich sprach sich das ZdK-Mitglied für einen gemäßigteren Ton in der Debatte an. "Nicht im Erdbeben, sondern im Windhauch kommt Gott." Ein Neuanfang sei nötig, "mit Bischof Tebartz oder mit jemand anderem." (meu/dpa)