Papst hat Bischof Tebartz-van Elst zu einer Aussprache empfangen

Eine "ermutigende Begegnung"

Veröffentlicht am 21.10.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Bistum Limburg

Rom/Limburg ‐ Papst Franziskus hat am Montagmittag Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst zu einer Aussprache empfangen. Nach Angaben des Vatikan hat das Gespräch rund 20 Minuten gedauert. Der Bischof sei dankbar für die "sehr ermutigende Begegnung" mit dem Papst, sagte ein Bistumssprecher nach dem Treffen. Ebenso sprach Franziskus mit dem Kölner Kardinal Joachim Meisner. Über den Inhalt beider Begegnungen wurde im Vatikan, wie bei Privataudienzen üblich, nichts mitgeteilt.

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Tebartz-van Elst war am vergangenen Wochenende nach Rom gereist, um dort Gespräche zu führen. Bevor er zu Franziskus durchgelassen wurde, hatte er bereits mit Kardinal Marc Ouellet gesprochen. Nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" soll der Präfekt der Bischofskongregation die Amtsführung des Limburger Bischofs inzwischen kritischer sehen als bisher. Die Bischofskongregation ist zuständig für alle Angelegenheiten, die Bischöfe betreffen, darunter auch Ernennungen.

Anders als im Fall des Limburger Bischof war das Treffen von Kardinal Meisner mit dem Papst bereits vor Monaten vereinbart worden. Meisner begleitet derzeit rund 2.000 Ministranten aus seiner Diözese auf einer seit Längerem geplanten Pilgerreise nach Rom. Da die Diözese Limburg zur Kirchenprovinz Köln gehört, dürfte auch der Kardinal mit dem Papst über Tebartz-van Elst gesprochen haben.

Gedanken über die Zeit danach

Unterdessen machen sich Geistliche und Laien im Bistum Limburg Gedanken über eine mögliche Zeit nach Bischof Tebartz-van Elst. "Das Vertrauen in Bischof Tebartz-van Elst ist dahin, und ich sehe nicht, wie neues Vertrauen wachsen kann", zitierte die Kirchenzeitung des Bistums Limburg den Limburger Domdekan Günther Geis. Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit sei "bei null", so Geis weiter im Gespräch mit der Zeitung.

„Das Vertrauen in Bischof Tebartz-van Elst ist dahin.“

—  Zitat: Domdekan Günther Geis

Zugleich erinnerte Geis aber auch daran, dass die Entscheidung, Tebartz-van Elst nach Limburg zu holen nicht aus Rom kam. Es war das Domkapitel, das ihn im November 2007 zum Nachfolger von Bischof Franz Kamphaus gewählt hatte. "Wir kannten ihn von seinen Publikationen, nicht aber als Persönlichkeit."

Der Weg mit Tebartz-van Elst, einem "ausgewiesenen Pastoraltheologen", sei zunächst "hoffnungsvoll" gewesen, sagte Geis weiter. "Umso schlimmer ist der Scherbenhaufen, vor dem wir heute stehen." Zugleich betonte er: "Das Haus, wie es jetzt auf dem Domberg steht, geht nicht auf eine Beschlussfassung des Domkapitels zurück."

Praktische Probleme

Wie Geis gehen dem Bericht der Kirchenzeitung zufolge auch der Sprecher des Limburger Priesterrats, Reinhold Kalteier, und die Präsidentin der Limburger Diözesanversammlung, Ingeborg Schillai, davon aus, dass Tebartz-van Elst nicht als Bischof nach Limburg zurückkommen werde. Sie könne sich nur "sehr schwer vorstellen, dass unser Bischof weiter unser Bistum leitet", zitierte die Zeitung Schillai.

Laut dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" kommen im Bistum Limburg nun auch ganz andere – vor allem praktische - Fragen auf die Bistumsleitung zu: Kann und darf das neue Gotteslob noch ein Vorwort von Bischof Tebartz-van Elst enthalten? Was passiert mit den angehenden Priestern im Bistum Limburg, für dessen Weihe eine Unterschrift des Oberhirten nötig ist? Und ist es – beim fehlenden Vertrauen der Gläubigen - noch vertretbar, den Gold- und Silberjubilaren in den Gemeinden ein Schreiben mit der Unterschrift des Bischofs zukommen zu lassen? (meu/bod/KNA/dpa)

Hintergrund

Gegen den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst sind in den vergangenen Wochen viele Anschuldigungen laut geworden. Seit seinem Amtsantritt im Januar 2008 hat sich der Oberhirte einigen Ärger eingehandelt. Zentral sind drei Vorwürfe: - Diözesanes Zentrum: Unter enormen Druck ist der Bischof wegen seines millionenteuren Amtssitzes geraten. Ursprünglich waren für Um- und Neubau 2,5 Millionen Euro angesetzt, später 5,5 Millionen Euro. Mittlerweile werden die Kosten auf mehr als 31 Millionen Euro beziffert - und der Bischof wird wegen angeblicher Prunksucht angeprangert. Nach Angaben des Vermögensverwaltungsrats hatte Tebartz-van Elst teure Sonderwünsche. Dem Geistlichen wird auch vorgeworfen, die Kosten für seinen Dienstsitz systematisch verschleiert zu haben. Eine von der Deutschen Bischofskonferenz berufene Kommission untersucht seit dem 18. Oktober die Vorwürfe. - Strafbefehl: Die Hamburger Staatsanwaltschaft stellte Strafantrag gegen Tebartz-van Elst, weil er unter Eid zu einem teuren Flug nach Indien falsch ausgesagt haben soll. Ihm wird vorgeworfen, eine falsche Erklärung über ein Upgrade in die First-Class gemacht zu haben. Das Amtsgericht Hamburg hat noch nicht entschieden, ob es Strafbefehl erlässt. Parallel prüft die Staatsanwaltschaft Limburg, ob sie nach mehreren Anzeigen ein Ermittlungsverfahren wegen Untreue gegen Tebartz-van Elst einleitet. - Amtsführung: Der Kirchenmann steht in seinem Bistum wegen seines Führungsstils in der Kritik. Mehrere Priester warfen dem Bischof bereits 2010 einen autoritären Kurs vor. In ihrem Schreiben soll von "klerikalem Dünkel", vom "Abtauchen der Kirchenleute" und von "selbstverliebten Ritualen" die Rede gewesen sein. Auch Ende August 2013 wendeten sich Gläubige gegen Tebartz-van Elst: Frankfurter Katholiken sprachen in dem offenen Protestbrief von einer Vertrauenskrise, Widerspruch im Bistum dürfe nicht verboten sein. (meu/dpa)