Rückkehr unmöglich?
Robert Zollitsch, der Vorsitzende der Bischofskonferenz, erklärte in Bonn, mit der Entscheidung werde "ein Raum eröffnet, um in dieser Situation zur inneren Ruhe zurückzufinden und eine neue Gesprächsbasis zu schaffen". Die von ihm eingesetzte Prüfungskommission werde ihre Arbeit zügig und sorgfältig fortsetzen, um Kosten, Finanzierung und Entscheidungswege rund um die Bauprojekte auf dem Limburger Domberg zu klären.
ZdK: Vorgehen des Papstes zeigt Fairness
Auch das ZdK begrüßt die Entscheidung. Sie schaffe "den notwendigen Raum zu einer vollständigen und konsequenten Klärung der Vorkommnisse in Limburg", sagte ZdK-Präsident Alois Glück in Bonn. Er ergänzte: "Das Vorgehen ist vom sichtbaren Wunsch geprägt, allen Beteiligten, dem Bischof, den Gremien und allen Katholiken in der Diözese Limburg Fairness gegenüber walten zu lassen, gleichwohl aber eine rückhaltlose Aufklärung zu ermöglichen".
Allerdings dürften nun keine voreiligen Schlüsse aus der päpstlichen "Zwischenentscheidung" gezogen werden. Im Gegenteil erwartet das ZdK eine weitere "konsequente Aufarbeitung" der Vorkommnisse in Limburg. Dazu gehöre auch, dass die Baukosten und die Beratungen in den Gremium offengelegt und die Verantwortlichen benannt würden. Glück sieht nun die "Chance eines ersten Schrittes für einen Neubeginn im Bistum Limburg". Es müsse auch darüber beraten werden, welche Folgerungen aus der Limburger Affäre für die Kirche in Deutschland zu ziehen seien.
"Viel Vertrauen zerstört"
Gegenüber katholisch.de sagte Ingeborg Schillai, Präsidentin der Limburger Diözesanversammlung, "eigentlich" sei sie mit der Entscheidung zufrieden. Dass Wolfgang Rösch sein neues Amt als Generalvikar früher antrete als geplant, sorge dafür, dass das Bistum nicht mehr "im luftleeren Raum" hänge. Es müsse schließlich weitergehen.
Was Schillai aber stört, ist eine fehlende letztgültige Entscheidung. Eine Rückkehr von Tebartz-van Elst als Bischof von Limburg kann sie sich nur schwer vorstellen. "Dafür ist zu viel Vertrauen zerstört worden." Dennoch verstehe sie, dass Papst Franziskus einen Bischof nicht aufgrund medialen Drucks absetze. Wenn jedoch der Bericht der Prüfungskommission der Bischofskonferenz und die Entscheidung der Hamburger Staatsanwaltschaft vorlägen, könne eine Versetzung durchaus sinnvoll sein, so die Präsidentin der Diözesanvollversammlung.
Eine nachdenkliche Bilanz zieht der Frankfurter Ordensmann und Medienschaffende, Bruder Paulus Terwitte. Für ihn hat Franziskus eine "sehr intelligente" Entscheidung gefällt: "Er setzt den Generalvikar ein, den der Bischof zuvor ernannt hatte und bestätigt damit dessen Linie", so Terwitte. Mit der Ernennung eines bisherigen Gemeindepfarrers Rösch folge der Papst außerdem den eigenen Richtlinien.
Terwitte: Nicht nur der Bischof muss in sich kehren
Anders als Ingeborg Schillai wünscht sich Terwitte, dass Tebartz-van Elst nach einer Auszeit wieder als Bischof nach Limburg zurückkehrt: "Ich hoffe das. Schließlich sind wir eine Kirche der Barmherzigkeit", erinnert er. Und er nennt noch einen anderen Aspekt: "Sicher muss der Bischof in sich gehen, aber es gibt im Bistum auch andere, die in sich gehen sollten." Die Kirche von Limburg müsse sich fragen, was sie zu der aktuellen Situation beigetragen habe und "wann sie den Bischof bewusst oder unbewusst ins Messer laufen ließ". So habe der Bischof nach Medienberichten bereits 2010 den Finanzierungsplan für das Projekt vorgelegt. Und Jochen Riebel, Mitglied des Vermögensverwaltungsrats des Bistums, das Tebartz-van Elst heute scharf kritisiert, habe den Angaben nach 2011 ein Dokument mit weitreichenden Finanzierungsvollmachten unterschrieben, gibt Terwitte zu bedenken.
Der Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Dirk Tänzler sagte, die Auszeit von unbestimmter Dauer werde es erlauben, "die Geldpolitik im Zusammenhang mit dem Bau des diözesanen Zentrums gründlich zu untersuchen". Der BDKJ erwarte, dass die Ergebnisse im Sinne der Glaubwürdigkeit der Kirche offengelegt würden. Bischof Tebartz-van Elst solle unterdessen die Auszeit für eine Klärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe nutzen, so Tänzler.
Rückkehr schwer vorstellbar
Als "salomonisch im wahrsten Sinne des Wortes" bezeichnete Joachim Valentin, Leiter des Frankfurter "Hauses am Dom", die Entscheidung des Papstes gegenüber katholisch.de. Eine Rückkehr des Bischofs nach Limburg hält auch der Direktor des katholischen Kultur- und Begegnungszentrums für schwer vorstellbar. Valentin vermutet, die von der Bischofskonferenz eingesetzte Prüfungskommission werde noch "viel aufdecken".
Als salomonisch sei das Urteil aus unterschiedlichen Gründen zu bezeichnen, so Valentin weiter. Zunächst einmal, weil Papst Franziskus die Ergebnisse der Kommission abwarten müsse. "Ansonsten wäre das reine Willkür." Und dann, weil er den neuen Generalvikar Wolfgang Rösch als Vertreter des Limburger Bischofs eingesetzt habe.
„Das Bistum hängt jetzt nicht mehr im luftleeren Raum.“
"Wir hatten befürchtet, dass jemand aus Rom kommt", sagt Valentin. Der hätte die Situation möglicherweise nicht richtig einschätzen und Vorbehalte gegenüber dem Bistum haben können. Wichtig sei die Entscheidung auch in praktischen Fragen, betonte Valentin. Die Handlungsunfähigkeit im Bistum Limburg werde in großen Teilen aufgehoben.
Papst nimmt Zügel in die Hand
Deutliche Worte wählte auch der Kirchenrechtler Thomas Schüller. Der Nachrichtenagentur dpa sagte er, er halte eine Rückkehr Tebartz-van Elsts ins Bistum für ausgeschlossen. Schüller wies darauf hin, dass auch im Bulletin des Vatikans von einer möglichen Rückkehr des angeschlagenen Kirchenmannes nichts erwähnt werde. "Der Papst hat die Zügel in die Hand genommen. De Facto ist er jetzt Bischof von Limburg", so der Theologe, der selbst lange im Bistum Limburg tätig war.
Heute hatte Papst Franziskus entschieden, den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst im Amt zu belassen. Er muss allerdings eine mehrmonatige Auszeit nehmen. In dieser Zeit soll der Bischof vom derzeitigen Wiesbadener Stadtdekan Wolfgang Rösch vertreten werden. Dieser wird mit sofortiger Wirkung zum neuen Generalvikar des Bistums ernannt. Rösch hätte urpsrünglich zum 1. Januar 2014 neuer Generalvikar werden sollen. (mit Material von dpa)