Zurück zur Normalität
Zurück zur Normalität. Unmissverständlich machte Rösch deutlich, worauf es ihm als Generalvikar ankommt. Er wolle Vertrauen aufbauen, konstruktiv mit anderen arbeiten und gemeinsam gestalten, erläuterte er. Die Menschen müssten ermutigt werden, wieder offen und angstfrei miteinander zu reden.
Warten auf das Dekret
So zu handeln, stehe zum einen in der von ihm so geschätzten Tradition in der Diözese. Zum anderen interpretierte Rösch so den Auftrag des Vatikan an ihn, dazu beizutragen, "dass sich die verstörte Situation im Bistum Limburg beruhigt." Zwar habe er noch kein Ernennungsdekret bekommen, wohl aber ein erstes Schreiben aus Rom erhalten, in dem das stehe.
Seine konkrete Rolle im Bistum muss Wolfgang Rösch allerdings noch finden. Schließlich ist ein Generalvikar in der Regel dem Bischof untergeordnet und sein Amt an das des Oberhirten gebunden. Aus dem ersten Schreiben aus Rom gehe hervor, dass er keine Sonderbefugnisse habe, erläuterte Rösch.
Allerdings besage es auch, dass er in allen Informations- und Rechenschaftsangelegenheiten unmittelbar dem Heiligen Stuhl verpflichtet ist. Seine Ansprechpartner säßen bei der Kleruskongregation, erläuterte Rösch. Ob er nun für jede Unterschrift eine Einzelvollmacht oder andere und umfassendere Befugnisse erhalte, werde sich zeigen.
Fast "psychotische" Situation im Bistum
Röschs erste "Amtshandlungen" sind Gespräche. An verschiedenen Stellen in der Diözese habe er sich bereits vorgestellt, mit vielen anderen Menschen möchte er bald ins Gespräch kommen. Dabei beobachte er einen "Stimmungsumschwung" unter den Menschen, so Rösch. "Ebenso habe ich einen großen Vertrauensvorsprung erfahren", freute er sich regelrecht.
Hinter allen freundlichen, manchmal gar lockeren Worten an die Medienvertreter machte Rösch aber keinen Hehl aus seiner Unzufriedenheit über die seiner Ansicht nach "fast psychotische" Situation im Bistum, in der Menschen austreten, während sich "andere schämen, in der Kirche zu sein".
Von übereilten Schritten hält der Geistliche nach eigener Aussage aber nichts. Man müsse eine Situation, obgleich sie nicht ideal sei, zunächst annehmen, um sie dann zu lösen. Um zu Letzterem beizutragen, wolle er in erster Linie er selbst bleiben: "Wenn ich mich als Erlöser der Diözese sehe, müsste ich verrückt sein."
Dreimal hat Wolfang Rösch in der jüngsten Zeit mit Bischof Tebartz-van Elst telefoniert. Aus den Gesprächen mit ihm sei klar geworden, dass sich der Bischof nun geistlich besinnen wolle. Die Bilder, die man von Tebartz-van Elst sehe, zeugten von einem Zustand, "der unter die Haut gehe", so Rösch. Überdies lägen im Büro des Oberhirten die Nerven blank. "Die Sekretärin musste ich erst einmal umarmen", berichtete er.
Eine "klassische Tragödie"
Wie es mit dem Limburger Bischof weitergehe, hänge von juristischen und wirtschaftlichen Aspekten, aber auch von Vertrauen ab, befand Rösch. Und weiter: "Ich bin heilfroh, dass ich es nicht bin, der am Schluss das Urteil fällt."
„Wenn ich mich als Erlöser der Diözese sehe, müsste ich verrückt sein.“
In jedem Fall gelte es, den Bericht der Prüfkommission zu den Kosten für das Diözesane Zentrum abzuwarten. Laut Rösch wird die Kommission noch mehrere Monate arbeiten. Erst für Januer sei die letzte Sitzung geplant. Das Bistum kooperiere umfassend mit ihr. Die bisherigen Vorgänge in der Diözese erinnerten ihn an eine "klassische Tragödie", erläuterte Rösch. An dieser hätten viele Menschen einen Anteil.
Die Nachricht, dass er nicht wie geplant zum 1. Januar 2014 Generalvikar wird, sondern bereits früher, habe ihn während einer Pilger-Radtour nach Santiago de Compostela erreicht. Überhaupt sei er, der nun unter der Woche im Priesterseminar wohnt und am Wochenende nach Möglichkeit in seiner bisherigen Gemeinde in Wiesbaden sein will, ein begeisterter Radfahrer. Es bleibt Wolfgang Rösch zu wünschen, dass er auch als Hoffnungsträger in dieser "klassischen Tragödie" dafür noch die Muße finden wird.