Essener Bischof Overbeck für mehr Demokratie in der Kirche

"So kann es nicht bleiben"

Veröffentlicht am 18.12.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Bistum Essen

Essen ‐ Bischof Overbeck hat sich für mehr Beteiligung der Gläubigen bei der Wahl der Bischöfe ausgesprochen. "Von einer Wahl halte ich viel, allerdings im Sinne einer repräsentativen Demokratie", sagte der 49-Jährige am Mittwoch in einem Interview.

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In zahlreichen deutschen Diözesen haben Domkapitel ein Vorschlagsrecht bei der Ernennung von Bischöfen durch den Papst. Verschiedene Initiativen fordern allerdings seit längerem eine stärkere Beteiligung der Gläubigen. Dafür zeigte Overbeck sich nun offen: "Wir sind in einer Übergangszeit, und wir müssen uns den Fragen nach Demokratisierungsprozessen in der katholischen Kirche stellen." Alle hierarchischen Systeme - aber nicht nur die - seien in der Gefahr, dass Macht missbraucht werde.

Bischöfe unter Beobachtung

Kritisch äußerte sich Overbeck zum Fall des umstrittenen Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst . "Ein Bischof muss so handeln, dass die meisten der Gläubigen mitgehen können", so Overbeck, "das bischöfliche Amt steht unter verschärfter öffentlicher Beobachtung, das halte ich für richtig". Entscheidungen müssten nicht nur transparent, sondern auch nachvollziehbar sein. Insbesondere die "Angemessenheit des Lebensstils" müsse gewahrt bleiben. "Ein kluger Bischof wird nicht gegen das Kirchenvolk regieren."

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Video: © Agathe Lukassek/Salvatore Tesoro

Bischof Franz-Josef Bode über die zukünftige Rolle der Frau in der Kirche

Bei der weltweiten Befragung von Katholiken durch den Vatikan zum Thema Ehe und Sexualität rechnet Overbeck nach eigenen Worten mit einem klaren Ergebnis: "Es wird bei der Befragung wahrscheinlich herauskommen, dass das Ideal der Kirche kaum noch gelebt wird. Und zwar weltweit. Das wird ein Erschrecken nach sich ziehen."

Mit Blick auf die kirchliche Debatte um die Weihe von Frauen räumte Overbeck ein, dass es trotz eines päpstlichen Neins weiterhin Gesprächsbedarf gebe. "Wir sehen auch, dass es so, wie es ist, nicht bleiben kann. Das Geschlechterverhältnis ist eines der zentralen Zukunftsthemen", sagte der Bischof. Papst Franziskus habe zwar wie seine Vorgänger gesagt, über die Frauenweihe sei entschieden. "Ich bin mir sicher, dass wir uns der Frage nach der Plausibilität dieser Antwort dauerhaft stellen müssen." Auf die Nachfrage, ob er seine Position in dieser Frage geändert habe, sagte Overbeck: "Ich habe mich verändert und bin angesichts der Pluralität unserer Welten wesentlich nachdenklicher geworden, das würde ich nicht abstreiten. Aber das ist nicht taktisch begründet. Veränderungen haben schon immer zu meinem Leben gehört."

Kommen und Gehen

Zur Zukunft der katholischen Kirche sagte der Essener Bischof: "Es wächst eine nichtinstitutionelle Verbindung zwischen Mensch und Kirche. Es wird noch mehr als bisher ein Kommen und Gehen geben." Viele Menschen, die er als Sympathisanten bezeichnen würde, erwarteten gelegentlich etwas von der Kirche. "Die Kirche muss sich ihnen gegenüber als gastfreundlicher Ort zeigen." (KNA)