Für den EU-Beitritt der Türkei
Der Ökumene-Bischof Gerhard Feige schloss sich in einem Interview mit katholisch.de der Forderung Bartholomaios' an. Wie der Patriarch betonte aber auch der Magdeburger Bischof, dass zunächst die nötigen Bedingungen erfüllt sein müssten. Er würde sich wünschen, dass die Christen in der Türkei "wieder freier Atmen" könnten, fügte Feige hinzu.
Bartholomaios besuchte am Dienstag die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) in Bonn. Bei einem Gottesdienst in der Kapelle des Sekretariats rief Bartholomaios zur Versöhnung in der Welt auf und warnte vor Christenverfolgungen weltweit. "Die Gesellschaft in der ganzen Welt benötigt wie nie zuvor Dialog, Toleranz und Versöhnung. Insbesondere dieser Geist der Aussöhnung und der Vergebung ist erforderlich zwischen den Vertretern der christlichen Kirchen und der verschiedenen Weltreligionen", so Bartholomaios.
Vorfreude auf Treffen mit Papst im Heiligen Land
Von seinem baldigen Treffen mit Papst Franziskus im Heiligen Land erwartet das orthodoxe Oberhaupt eine Vertiefung der schwesterlichen Beziehungen zwischen beiden Kirchen. Er glaube an den Wert von persönlichen Begegnungen, betonte der Patriarch. Wie ihre Vorgänger vor 50 Jahren, Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras I., wollen beide Kirchenoberhäupter in Jerusalem eine gemeinsame Erklärung unterzeichnen.
"Wir beide möchten die Beziehung zwischen unseren Kirchen ausbauen und das Werk unserer Vorgänger fortsetzen", sagte er weiter. An die evangelischen Kirchen appellierte der Geistliche, den 500. Jahrestag der Reformation nicht nur zu feiern, sondern auch zur Selbstkritik zu nutzen. Die Christen müssten sich fragen, warum die Kirchen getrennt seien.
Im Gottesdienst erinnerte Bartholomaios an die christlichen Wurzeln Europas und mahnte, weiterhin die europäische Einheit zu suchen. "Europa hat zwei Möglichkeiten", so der Patriarch, "es kann christlich sein oder aufhören zu existieren." Inmitten einer Welt, die "aus kriegerischen Auseinandersetzungen und mörderischen Plänen nicht zum Frieden" finde, seien die Präsenz und das Zeugnis der Christen besonders bedeutsam. Bischof Feige würdigte seinerseits den "Dialog der Liebe und der Wahrheit", der zwischen katholischer und orthodoxer Kirche bestehe.
Besorgt über Christenverfolgung
Der Patriarch zeigte sich besorgt über die Situation der Christen weltweit, die "an vielen Orten einen erneuten Anstieg der Verfolgungen und des Martyriums erleben". Viele Christen würden heute Opfer vielfältiger Verfolgungen, "ja, sie werden sogar zum Tode verurteilt und hingerichtet, nur, weil sie es gewagt haben, ihren christlichen Glauben und ihre christliche Identität zu bekennen und zu bewahren." Jeder Form des unkontrollierten Gewaltausbruches müsse entgegen gewirkt werden, so der Patriarch. Christen dürften niemals in dieser Situation indifferent bleiben: "Deshalb ist es notwendig, dass wir unsere Kräfte bündeln, um, soweit dies möglich ist, ein weiteres Ansteigen der Gewalt und der Verfolgungen zu verhindern."
Bartholomaios hält sich seit Samstag in Deutschland auf. Der politische Höhepunkt der Reise steht am Mittwoch in Berlin an, wenn der Patriarch mit Bundespräsident Joachim Gauck, Bundestagspräsident Norbert Lammert und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zusammentrifft. Anlass für den Besuch des Patriarchen in Deutschland ist das 50-jährige Bestehen der griechisch-orthodoxen Metropolie in der Bundesrepublik. Zu ihr zählen rund 500.000 Christen. Bereits vor 21 Jahren hatte er als erster Ökumenischer Patriarch Deutschland besucht. (luk/KNA)