Ein Dach für die Seele
Und alles ist fertig geworden. Zwar sind im und am Dom derzeit die Bauarbeiter noch allgegenwärtig. Aber sie geben dem großen Werk nur noch den letzten Schliff. Das Werk ist vollendet - und es ist schön geworden. Hell und freundlich präsentiert sich das zum Weltkulturerbe zählende, rund 800 Jahre alte Gotteshaus.
Fast weiß die oberen Teile der Wände, sandfarben die unteren und der Boden. Das Fußbodenniveau wurde um 30 Zentimeter abgesenkt, und die Treppen zur Krypta wurden versetzt. Der riesige Heziloleuchter hängt jetzt mitten im Kirchenschiff. Es gibt einen neuen Altar und eine neue Orgel. Neu sind auch Heizung, Elektrik sowie die gesamte Technik. Die alten dunklen Kirchenbänke wurde durch filigrane Stühle in hellem Holz ersetzt.
"Wir wollten den Raum auffangen, die Proportionen dieses Gotteshauses wieder sichtbar machen", erläutert Architekt Johannes Schilling. Und er verweist auf die "historische Achse". Die beginnt mit der Bernwardstür ganz hinten, geht über das spätromanische Taufbecken ungefähr zur Hälfte des Kirchenschiffs, die Altarinsel mit dem neuen Altar des Künstlers Ulrich Rückriem bis hin zu den neuen Fenstern in der Apsis. Durch sie ist jetzt der berühmte Tausendjährige Rosenstock zu sehen. "Die Dinge sichtbar machen", nennt das der Architekt.
Tausende Gäste werden zur Wiedereröffnung erwartet
Lange dauerten die Arbeiten, lange mussten die Gläubigen im Bistum auf "ihren" Dom verzichten. Die Wiedereröffnung wird dementsprechend groß und ausgiebig gefeiert. Der Freitag der Wiedereröffnung, zugleich das Hochfest Mariä Himmelfahrt, ist Auftakt zu einer ganzen Festwoche, die weit über die Stadt hinausstrahlen soll, wie Weihbischof Koitz sagt. Alle Menschen sollten Gelegenheit bekommen, die große Freude zu teilen. Erwartet werden tausende Gäste.
Ihr Kommen zugesagt haben der Apostolische Nuntius Erzbischof Nikola Eterovic, die emeritierten Erzbischöfe Robert Zollitsch aus Freiburg und Kardinal Joachim Meisner aus Köln und der neue evangelische Braunschweiger Landesbischof Christoph Meyns. Aus der Politik werden unter anderen Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und sein Amtsvorgänger, der frühere Bundespräsident Christian Wulff, erwartet.
Festwoche ist Auftakt eines Festjahres
Im Zentrum steht der Gottesdienst mit Bischof Norbert Trelle um 17 Uhr. Dabei wird auch der Altar geweiht. Das Pontifikalamt wird auf eine Großleinwand auf den Domhof übertragen. Im Anschluss haben alle Bürger Gelegenheit zur Dombesichtigung. An den folgenden Tagen sind täglich Gottesdienste und Führungen geplant. Verschiedene Gruppen werden geladen, darunter die Bauarbeiter und Bauplaner, die Sponsoren und Spender.
Am Sonntag (17. August) gibt es eine Besonderheit. Dann wollen Bischof Trelle, die Weihbischöfe Nikolaus Schwerdtfeger und Hans-Günter Bongartz sowie Generalvikar Schreer "an die äußersten Ecken des Bistums" gehen und zeitgleich zu einer Messe im Dom um 10 Uhr in Cuxhaven, Hannoversch Münden, Helmstedt und Bückeburg Gottesdienst feiern. Das soll Zeichen der Verbundenheit unter den etwa 640.000 Katholiken im Bistum von der Nordsee bis zum Harz sein.
Die Festwoche ist wiederum Auftakt zu einem ganzen Festjahr, mit dem bis Ende 2015 das 1.200-jährige Bestehen von Bistum und Stadt Hildesheim begangen wird. "Es war mutig, vor 15 Jahren dieses Projekt anzugehen", sagt Dombaumeister Norbert Kesseler. Aber es habe sich als richtig erwiesen. Architekt Schilling betont, dass dies sicher nicht die letzte Sanierung in der Geschichte des Doms gewesen sein wird. Davon aber will Koitz an diesem Tag der Freude nichts hören. Ihm sei wohl, sagt er. "Ich habe endlich wieder ein Dach über meiner Seele." Mit ihm 640.000 Katholiken im Bistum Hildesheim.
Von Johannes Schönwälder (KNA)