Journalismus mit Hirn und Herz
Die 29-jährige Fritzsche beleuchtet in ihrem preisgekrönten Beitrag "Das Leben nach dem Tod in Utoya" (erschienen im "ZEITmagazin" vom 12. Juli 2012) den Amoklauf auf der norwegischen Insel aus einer besonderen Perspektive. Ein Jahr nach dem Massaker auf der Ferieninsel hat Fritzsche die 18-jährige Sofie begleitet, die um ihre beste Freundin Lejla trauert.
Die Autorin liefert "einen tiefen Einblick in die Kommunikation der Facebook-Generation, allerdings keinen oberflächlichen, sondern einen existenziellen, ohne dabei Problematisches zu verschweigen", so die Auffassung der Jury, die ihr dafür den Preis in der Kategorie "Printmedien" verlieh.
Von Gewalt und Gewaltlosigkeit
Heidi Specogna (54) erhielt den Preis in der Kategorie Elektronische Medien für ihren Fernsehbeitrag "Carte Blanche" (ausgestrahlt auf ARTE am 5. Februar 2013), der Gewalt an Frauen, Männern und Kindern in Dörfern der Zentralafrikanischen Republik in den Jahren 2002 und 2003 thematisiert. Den Befehl für diese Grausamkeiten soll Kongos Ex-Vizepräsident Jean-Pierre Bemba gegeben haben. Bemba ermöglichte seinen Soldaten eine "Carte Blanche" – einen Freibrief zum Plündern, Töten und Vergewaltigen. Dies versucht der Internationale Strafgerichtshof ihm nun nachzuweisen.
Der Film zeige in dokumentarischer Form, was Gewalt anrichtet, befand die Jury. Und weiter: "In seiner Schonungslosigkeit ist dieser Film geradezu ein Plädoyer für Gewaltlosigkeit, für ein friedliches Miteinander, für ein Ende kriegerischer Auseinandersetzungen." Für Specogna, die sich zurzeit auf Dreharbeit in Uruguay befindet, nahm Sabine Rollberg, Redakteurin beim WDR und bei ARTE, den Preis entgehen.
Bischof würdigt positive Medienmacht
Seit 2003 wird der Katholische Medienpreis jährlich in den Kategorien "Printmedien" und "Elektronische Medien" von der Deutschen Bischofskonferenz in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft Katholischer Publizisten (GKP) und dem Katholischen Medienverband (KM.) ausgeschrieben. In diesem Jahr lagen der Jury (siehe unten) insgesamt 214 Beiträge vor, aus denen es die Gewinner auszuwählen galt.
"Das Hören, aber auch das Sehen, kann das Herz tief berühren und wandeln. Journalistinnen und Journalisten, wie unsere Preisträgerinnen und Preisträger, tragen mit ihrer Arbeit zur Wandlung dieser Welt bei", sagte Bischof Gebhard Fürst, Vorsitzender der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz und auch der Medienpreis-Jury. "Das sind beeindruckende Fähigkeiten und ein wertvoller Dienst am Menschen und ein ebenso wertvoller Beitrag zur Entwicklung unserer Zivilisation."
Zugleich ermutigte Fürst die Journalisten darin, "weiterhin für Wahrheit, Gerechtigkeit und Entwicklung, ja Wandlung der Menschen und der Welt einzutreten. Bleiben Sie Agenten prophetischer, fürsprechender Kommunikation.".
Prädikat wertvoll
Ausgezeichnete Journalisten gab es an diesem Abend allerdings noch mehr: Zusätzlich zu den Hauptpreisen verlieh die Jury dreimal die Auszeichnung "journalistisch WERTvoll".
Im Printbereich ging diese an Nikola Sellmair ("Mein Großvater hätte mich erschossen", erschienen im Nachrichtenmagazin "Stern" am 3. Mai 2012) sowie an Roland Schulz ("Jenseits von Afrika", erschienen im "Süddeutsche Zeitung Magazin" am 14. Dezember 2012). Martin Durm ("Bedroht, verfolgt, verjagt – Christen im Nahen Osten", Hörfunkbeitrag auf "SWR2 Wissen" am 21.Dezember 2012) erhielt die Auszeichnung in der Kategorie "Elektronische Medien".
Von Christoph Meurer