Katholischer Medienpreis in Bonn verliehen

Journalismus mit Hirn und Herz

Veröffentlicht am 28.10.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Auszeichnung

Bonn ‐ Guter Journalismus informiert sachlich – und berührt emotional. Ein Paradebeispiel dafür sind die Arbeiten der Autorin Lara Katharina Fritzsche und der Regisseurin Heidi Specogna. Beide Journalistinnen wurden am Montagabend in Bonn mit dem Katholischen Medienpreis ausgezeichnet. Mehrere Hundert Medienschaffende und Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft waren dazu ins Rheinische Landesmuseum gekommen.

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Die 29-jährige Fritzsche beleuchtet in ihrem preisgekrönten Beitrag "Das Leben nach dem Tod in Utoya" (erschienen im "ZEITmagazin" vom 12. Juli 2012) den Amoklauf auf der norwegischen Insel aus einer besonderen Perspektive. Ein Jahr nach dem Massaker auf der Ferieninsel hat Fritzsche die 18-jährige Sofie begleitet, die um ihre beste Freundin Lejla trauert.

Die Autorin liefert "einen tiefen Einblick in die Kommunikation der Facebook-Generation, allerdings keinen oberflächlichen, sondern einen existenziellen, ohne dabei Problematisches zu verschweigen", so die Auffassung der Jury, die ihr dafür den Preis in der Kategorie "Printmedien" verlieh.

Frau Fritzsche steht vor eine grauen Wand.
Bild: ©KNA

Lara Katharina Fritzsche.

Von Gewalt und Gewaltlosigkeit

Heidi Specogna (54) erhielt den Preis in der Kategorie Elektronische Medien für ihren Fernsehbeitrag "Carte Blanche" (ausgestrahlt auf ARTE am 5. Februar 2013), der Gewalt an Frauen, Männern und Kindern in Dörfern der Zentralafrikanischen Republik in den Jahren 2002 und 2003 thematisiert. Den Befehl für diese Grausamkeiten soll Kongos Ex-Vizepräsident Jean-Pierre Bemba gegeben haben. Bemba ermöglichte seinen Soldaten eine "Carte Blanche" – einen Freibrief zum Plündern, Töten und Vergewaltigen. Dies versucht der Internationale Strafgerichtshof ihm nun nachzuweisen.

Der Film zeige in dokumentarischer Form, was Gewalt anrichtet, befand die Jury. Und weiter: "In seiner Schonungslosigkeit ist dieser Film geradezu ein Plädoyer für Gewaltlosigkeit, für ein friedliches Miteinander, für ein Ende kriegerischer Auseinandersetzungen." Für Specogna, die sich zurzeit auf Dreharbeit in Uruguay befindet, nahm Sabine Rollberg, Redakteurin beim WDR und bei ARTE, den Preis entgehen.

Bischof würdigt positive Medienmacht

Seit 2003 wird der Katholische Medienpreis jährlich in den Kategorien "Printmedien" und "Elektronische Medien" von der Deutschen Bischofskonferenz in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft Katholischer Publizisten (GKP) und dem Katholischen Medienverband (KM.) ausgeschrieben. In diesem Jahr lagen der Jury (siehe unten) insgesamt 214 Beiträge vor, aus denen es die Gewinner auszuwählen galt.

Regisseurin Heidi Specogna am 04.04.2008 bei der 44. Verleihung des Adolf-Grimme-Preis 2008 in Marl.
Bild: ©picture alliance

Heidi Specogna.

"Das Hören, aber auch das Sehen, kann das Herz tief berühren und wandeln. Journalistinnen und Journalisten, wie unsere Preisträgerinnen und Preisträger, tragen mit ihrer Arbeit zur Wandlung dieser Welt bei", sagte Bischof Gebhard Fürst, Vorsitzender der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz und auch der Medienpreis-Jury. "Das sind beeindruckende Fähigkeiten und ein wertvoller Dienst am Menschen und ein ebenso wertvoller Beitrag zur Entwicklung unserer Zivilisation."

Zugleich ermutigte Fürst die Journalisten darin, "weiterhin für Wahrheit, Gerechtigkeit und Entwicklung, ja Wandlung der Menschen und der Welt einzutreten. Bleiben Sie Agenten prophetischer, fürsprechender Kommunikation.".

Prädikat wertvoll

Ausgezeichnete Journalisten gab es an diesem Abend allerdings noch mehr: Zusätzlich zu den Hauptpreisen verlieh die Jury dreimal die Auszeichnung "journalistisch WERTvoll".

Im Printbereich ging diese an Nikola Sellmair ("Mein Großvater hätte mich erschossen", erschienen im Nachrichtenmagazin "Stern" am 3. Mai 2012) sowie an Roland Schulz ("Jenseits von Afrika", erschienen im "Süddeutsche Zeitung Magazin" am 14. Dezember 2012). Martin Durm ("Bedroht, verfolgt, verjagt – Christen im Nahen Osten", Hörfunkbeitrag auf "SWR2 Wissen" am 21.Dezember 2012) erhielt die Auszeichnung in der Kategorie "Elektronische Medien".

Von Christoph Meurer

Die Jury:

Zur Jury des Katholischen Medienpreises gehören neben Bischof Gebhard Fürst folgende Mitglieder: Andrea Rübenacker (Leiterin des Bereichs Asien der Deutschen Welle-Akademie, Bonn)Werner Dieste (Direktor MDR Landesfunkhaus Thüringen, Erfurt)Albert Herchenbach (Chefredakteur stadtgottes, Nettetal)Stefan Kläsener (Chefredakteur Westfalenpost, Hagen)Johannes Schießl (Wissenschaftlicher Mitarbeiter Katholische Akademie München)

Intendant kritisiert Erzbischof

In der Debatte um die Geschehnisse im Bistum Limburg hat der Intendant der Deutschen Welle, Peter Limbourg, Kurienerzbischof Gerhard Ludwig Müller scharf kritisiert. "Vom Präfekten der Glaubenskongregation erwarte ich, dass er zu mehr Differenzierung in der Lage ist", sagte Limbourg am Montagabend in Bonn. Mitte Oktober hatte Müller die Vorwürfe gegen Bischof Tebartz-van Elst als "Erfindung von Journalisten" bezeichnet. Seine Kritik äußerte Limbourg bei der Verleihung des Katholischen Medienpreises. Zugleich lud der Leiter des deutschen Auslandssenders den Erzbischof zu einer Diskussion über den Fall Tebartz-van Elst ein. Wenn der Bericht der Prüfkommission zu den Kosten für den Bau auf dem Limburger Dom vorliege, könne man über dessen Inhalt, aber auch die Rolle der Medien sprechen, so Limbourg. (meu)