"Ich bin entsetzt"
Nach Ansicht Zollitschs machen die Muslimbrüder die Christen mitverantwortlich für die Absetzung von Präsident Mohammed Mursi. "Solche Schuldzuweisungen tragen weder zur Versöhnung noch zu dem dringend notwendigen Vertrauen in Ägypten bei", erklärte der Bischof.
Er appellierte an die Muslime in Ägypten, sich friedlich zu verhalten: "Die Gewalt muss ein Ende haben und ist in keiner Weise zu rechtfertigen. Die christliche Bevölkerung braucht die ihr zustehende Sicherheit, um in Ägypten leben und am Aufbau der Zivilgesellschaft mitwirken zu können". Der DBK-Vorsitzende rief die Gläubigen in Deutschland zum Gebet für ihre Mitbrüder- und schwestern auf.
UN alarmiert über Angriffe auf Christen
Auch die Vereinten Nationen zeigten sich alamiert über Angriffe auf Kirchen und christliche Einrichtungen: Die Behörden sollten umgehend unabhängige Ermittlungen einleiten, um die "tragischen Ereignisse in Kairo und die Attacken auf religiöse Minderheiten" aufzuklären, forderten die UN-Sonderberater für Schutz vor Völkermord, Jennifer Welsh und Adama Dieng, in Genf. Es bestehe die Gefahr einer zunehmenden Gewalt gegen christliche Gemeinden, wenn keine Maßnahmen zu ihrem Schutz ergriffen würden. Ägypten sei "am Scheideweg". Vorrangig sei jetzt, "die Achtung der Menschenrechte und des gleichen Schutzes aller Menschen sicherzustellen, unabhängig von ihrer politischen und religiösen Zugehörigkeit", so die UN-Vertreter.
Ähnlich äußerte sich Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU). Der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" sagte er, die Islamisten machten die Christen zur Zielscheibe ihres Hasses - ähnlich wie es einmal im Irak gewesen sei. "Die islamischen Länder sollten die radikalen Muslime aufrufen, die Christen und ihre Kirchen zu schonen", so Kauder. "Wenn, dann haben nur sie Einfluss auf die Muslimbrüder. Auch die Türkei sollte hier aktiv werden."
"Freitag der Wut"
Nachdem die Polizei am Mittwoch mit der gewaltsamen Räumung der Protestlager in Kairo begonnen hatte, attackierten Sympathisanten der islamischen Protestler in den vergangenen Tagen Gotteshäuser und andere Einrichtungen der christlichen Minderheit . Kirchen wurden mit Brandbomben beworfen und verwüstet oder beschädigt. Außerdem griffen die Extremisten christliche Schulen und Gemeindezentren an.
Die genauen Angaben zu den Zahlen der beschädigten Gebäude schwanken. Für den heutigen Tag hatten die Anhänger des gestürzten Präsidenten Mursi zu einem "Freitag der Wut" aufgerufen. Erneute blutige Zusammenstößt mit dem Militär werden befürchtet.
Inzwischen rät das Auswärtige Amt von Reisen in alle Landesteile Ägyptens ab. Das gab Ministeriumssprecher Andreas Peschke am Freitag in Berlin bekannt. Bisher waren die Urlaubsregionen am Roten Meer von dem Hinweis des Ministeriums ausgenommen. (gho/meu/kna/dpa).