Gedenktag: 13. Dezember

Sagenumwobene Lucia

Veröffentlicht am 13.12.2018 um 00:01 Uhr – Von Angelika Slagman – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die heilige Lucia von Syrakus war eine Märtyrerin im 4. Jahrhundert. Sie wird vor allem in Schweden mit einem besonderen Lichterfest verehrt. Der Brauch geht auf eine Legende zurück.

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Übersetzt bedeutet ihr Name "die Leuchtende". Viele Mythen und Legenden ranken sich um die Heilige Lucia. "Das ist bei den alten Heiligen häufig so", sagt Sylvia Hahn, langjährige Direktorin des Diözesanmuseums Freising und fügt hinzu: "Historisch belegt ist nur sehr wenig". Als gesichert gilt der Geburtsort von Lucia, die als Tochter eines reichen Kaufmanns um 286 nach Christus in Syrakus (heute Siracusa) auf Sizilien auf die Welt kam.

Lucia lernte schnell, Verantwortung zu übernehmen. Nachdem der Vater gestorben und ihre Mutter Eutychia krank geworden war, machte Lucia mit ihr eine Wallfahrt nach Catania zum Grab der heiligen Agathe, um die Schutzpatronin um Hilfe zu bitten. Die Mutter wurde gesund und erlaubte der Tochter daraufhin, die geplante Hochzeit mit ihrem heidnischen Verlobten abzusagen, um ihr Leben ganz Jesus zu widmen. Daraufhin schenkte Lucia ihre Aussteuer den Armen. Mit der Absage der Heirat besiegelte die junge Frau unwissend ihr Schicksal als Märtyrerin: Ihr Verlobter verriet sie aus Zorn an den Präfekten.

Lucia ist immun gegen heißes Öl

Es gibt zahlreiche widersprüchliche Überlieferungen von Lucias Marterqualen. Eine besagt, dass Lucia von einem Ochsenkarren zu Tode geschleift werden sollte. Laut einer anderen Legende sollte Lucia als Strafe für ihr Festhalten am Glauben in einem Ochsengespann und gezogen von "mehreren tausend Soldaten" in ein Bordell gebracht werden. Doch alle Quellen sind sich einig, dass die Tiere sich nicht von der Stelle rührten und auch aus Menschenkraft ließ sich der Wagen nicht ziehen. Selbst heißes Öl, das über Lucia auf Befehl des Richters gegossen wurde, konnte ihr nichts anhaben. Und auch das Ausreißen ihrer Augen überlebte die Jungfrau. Schließlich starb Lucia um 304 oder 310 nach Christus an einem Schwertstich in den Hals.

Statue der heiligen Lucia mit einem Palmzweig.
Bild: ©KNA

Lucia erlitt wahrscheinlich am 13. Dezember 304 in der Verfolgung des Diokletian das Martyrium.

Als frühestes gesichertes Zeugnis gilt die im Jahr 1894 entdeckte Grabinschrift in der Katakombe Sankt Giovanni in Syrakus. Bereits in byzantinischer Zeit erbaute man über Lucias Grab eine Kapelle, im 12. Jahrhundert errichtete man dann eine große Basilika, die Chiesa die San Lucia. Zu Ehren der Licht- und Hoffnungsbringerin, die sich von weltlichen Reichtümern gelöst hat, entstanden Ende des 5. Jahrhunderts in Rom und Syrakus die ersten Luciaklöster. Wahrscheinlich wurde Lucia als heilige Märtyrerin von Papst Gregor dem Großen in den Messkanon aufgenommen. Im Mittelalter zählte Lucia zu einer der berühmtesten Heiligen des Abendlandes. Zu dieser Zeit wurden die Kinder auch am Lucia-Tag beschert. Erst ab dem 16. Jahrhundert setzte sich der 24. Dezember als Geschenktag durch.

Unterschiedliche Versionen exisitieren auch über den Verbleib ihrer Reliquien. Um 1038 sollen sie nach Konstantinopel und von dort Anfang des 13. Jahrhunderts nach Venedig gebracht worden sein, wo sie bis heute liegen. Anderen Berichten zufolge gelangten Lucias Gebeine um 970 in das Vinzenzkloster nach Metz in Frankreich.

Leuchtende Krone auf dem Kopf

"In Schweden feiert man doch jeden Winter das Lucia-Fest. Die Mädchen tragen Kerzen auf dem Kopf und lange weiße Kleider": Was Passanten auf der Straße mit Lucia verbinden, zeigt, welch mediale Präsenz sie bis heute hat. In der Vorstellung Vieler sind Bilder junger blonder Mädchen, weißgekleidet mit einem Kerzenkranz auf dem Kopf. Ausgehend von der Bedeutung des Namens Lucia lässt der Kranz die Umgebung tatsächlich hell erleuchten und kündigt so die Ankunft Jesu auf Erden an. In den schwedischen Familien ist es Brauch, dass die älteste Tochter als "Lucienbraut" Kerzen auf einem grünen Kranz trägt und die schlafenden Eltern und Geschwister mit dem ersten Weihnachtsgebäck weckt. Der Brauch des Kerzenkranzes hat seinen Ursprung ebenfalls in Überlieferungen: Um verfolgten Christen in ihren Verstecken in dunklen Gängen unter der Stadt zu helfen und sie mit Essen und Trinken zu versorgen, brauchte Lucia beide Hände und trug deshalb die Kerzen wie eine leuchtende Krone auf dem Kopf.

In Schweden wird der Lucia-Tag seit Ende des 18. Jahrhunderts im ganzen Land gefeiert. Dort ist es im Dezember nur wenige Stunden hell, was dem Fest eine ganz besondere Bedeutung verleiht. Wie in Schweden verehrt man Lucia auch in anderen europäischen Ländern. So feiern die Italiener zu Ehren von "Santa Lucia" Lichterprozessionen und veranstalten Volksfeste.

Gedenktag: 13. Dezember

Patronin von Siracusa und Venedig; der Armen, Blinden, reuigen Prostituierten, kranken Kinder; der Bauern, Glaser, Weber, Sattler, Polsterer, Schneider, Näher, Elektriker, Messerschmiede, Kutscher, Diener, Hausierer, Torhüter, Schreiber, Notare, Anwälte, in England der Schriftsteller; gegen Augenleiden, Blindheit, Halsschmerzen, Ruhr, Blutfluss, Infektionen und Kinderkrankheiten.

Sprüche wie "Wenn Lucia die Gans geht im Dreck, so geht sie am Christtag auf Eis" oder "An Barnabas die Sonne weicht, an Lucia wieder her sie schleicht" finden sich auch heute noch in fast jedem Bauernkalender. Im Volksglauben ist der 13. Dezember eine Raunacht. In solchen Nächten treiben gute und böse Geister ihr Unwesen. Lucia wurde in ländlichen Regionen Bayerns, aber auch in Osteuropa für Kinder zum Inbegriff eines bösen Geistes, der immer dann kam, wenn sie nicht brav waren. Mit Barmherzigkeit, Askese und Christenglaube haben diese Geschichten kaum etwas zu tun.

Zwei Augen in einer Schüssel

Abgesehen von dieser negativen Konnotation, die sich vornehmlich im Süden Deutschlands bis nach Österreich festsetzte, prägte Lucia nicht nur Volkssagen und Dichtung, sondern war auch beliebtes Motiv sakraler Kunst. In der Ikonographie wird sie häufig dargestellt mit zwei Augen in einer Schüssel, einem Schwert, einem Buch, einer Öllampe, einem Kranz aus Rosen oder einem Palmzweig. In der Münchner Frauenkirche etwa steht eine Skulptur der heiligen Lucia neben anderen Heiligen an den Wandpfeilern des Chorgestühls.

Wie vielseitig die Geschichten um die heilige Lucia waren und wie sie über Jahrhunderte die Menschen prägten, lässt sich auch an den verschiedenen Berufsgruppen sehen, die Lucia anrufen. So ist sie Schutzpatronin verschiedener Handwerksberufe wie Kutscher, Sattler, Glaser, Schneider oder Weber, aber auch der Bauern, Hausmeister, Optiker, Notare und Schriftsteller. Sie wird angerufen gegen Armut und Feuer, aber auch Krankheiten wie Augenleiden, Halsschmerzen, Darmerkrankungen und Blutfluss.

Lucia ist die Stadtheilige von Syrakus und Venedig, von Mantua in Oberitalien und Toledo in Spanien. Ebenso wie Barbara und Odilia gehört Lucia zu den Lichtheiligen im Advent.

Von Angelika Slagman

Aktualisiert am 13. Dezember 2018.