Als "Kardinal Woelki" twitterte, der Papst sei tot
Papst Franziskus spricht sich deutlich gegen "Fake News" aus. In seiner diesjährigen Botschaft zum Welttag der sozialen Kommunikationsmittel widmet er sich ganz dem Thema. Kein Wunder: Auch in der Kirche und über die Kirche kursieren viele dieser Propagandameldungen, teilweise frei erfunden, teilweise mit einem wahren Kern, der verfälschend ausgestaltet wurde – auch katholisch.de berichtet immer wieder über "Fake News", die über Papst und Kirche im Umlauf sind.
Falsche Papstreden und neue Zehn Gebote
Immer wieder kursieren Gerüchte über angebliche Papstreden. Was soll Franziskus nicht alles gesagt haben: dass er von Gott den Auftrag habe, die Zehn Gebote neu zu schreiben, dass man alle Religionen zu einer verbinden solle, da "Jesus Christus, Mohammed, Jehovah, Allah" Namen seien, die "das gleiche Wesen" beschreiben, dass es besser sei, ein Atheist als ein Katholik zu sein. Auch im Vatikan ist man darüber genervt. So sehr, dass sich 2017 der Sprecher des Papstes, Greg Burke, dazu kurz und deutlich zu Wort meldete: Alles erfunden. Wer wissen will, was der Papst wirklich gesagt hat, ist auf der Webseite des Vatikans besser aufgehoben als bei Nachrichten aus zweifelhaften Quellen.
Sagt der Papst, wo Amerikaner ihr Kreuz machen sollen?
Der Papst gibt keine Wahlempfehlungen ab. Und trotzdem sind immer wieder päpstliche Wahlaufrufe im Umlauf – natürlich gefälschte. Anlässlich der US-Präsidentschaftswahl sogar über alle politischen Gräben hinweg: Die Fakten-Check-Seite Snopes hat zum Beispiel gleich zwei Berichte über falsche Wahlaufrufe vor der US-Präsidentschaftswahl 2016. Am 10. Juli 2016 kursierte die (natürlich erfundene) Meldung "Papst schockiert Welt: Wahlempfehlung für Donald Trump", genau zwei Wochen darauf schockiert der Papst angeblich schon wieder die Welt: "Wahlempfehlung für Hillary Clinton". Der Wahlaufruf zugunsten des US-Senators Bernie Sanders, der sich um die Präsidentschaftskandidatur für die demokratische Partei erfolglos beworben hatte, war sogar bereits im Oktober 2015 im Umlauf.
Serien-Fakes mit falschen Kardinälen
Im März 2017 fing es an: Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki tauchte plötzlich auf Twitter auf. Kurz darauf verkündete er den angeblichen Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. Indes: Benedikt ist quicklebendig, und in Köln wusste niemand etwas vom angeblichen Twitter-Engagement des Erzbischofs. Kein Wunder, war Woelki doch Opfer eines – wenn auch sehr plumpen – Identitätsdiebstahls geworden: Der italienische Serien-Fake-News-Produzent Tommasso Debenedetti, der sich selbst als "Meisterlügner" bezeichnet, fährt diese Masche immer wieder. Er legt Twitterkonten für Prominente an und verkündet darüber gefälschte Eilnachrichten, meist den Tod anderer Prominenter. Immer wieder stellt er auch Bischöfe und Kardinäle dar – bisher allerdings ohne Erfolg. Seine Papsttod-Meldungen hat ihm noch kein seriöses Medium abgekauft.
Kettenbrief gegen erfundene Terror-Milizen
Es klingt dramatisch: Papst Franziskus ruft angeblich zum Gebet für von Islamisten bedrohte irakische Christen auf. Über WhatsApp und E-Mail hatte sich der Aufruf tausendfach verbreitet – doch etwas daran ist faul. Zwar leiden wirklich weltweit unzählige Christen unter Bedrängung und Verfolgung durch Islamisten. Doch in diesem Fall waren alle Details frei erfunden – mit einem besonders perfiden Dreh: Angeblich gebe es eine "radikal-islamische Gruppe Quaragosh" – doch Karakosch bezeichnet nicht islamische Christen, sondern ist der Name einer mehrheitlich christlichen Stadt, die vom "IS" 2014 eingenommen und 2016 befreit werden konnte. Im englischsprachigen Raum kursierte der Kettenbrief bereits 2014. Auf Deutsch kam es erst 2017 zu einer riesigen Verbreitung über Messenger-Dienste.
Johannes Paul II. und der angebliche Kardinal Fethullah Gülen
Der islamische Prediger erfüllt schon das grundlegendste Kriterium nicht, das Kardinäle der römischen Kirche erfüllen müssen: Christ zu sein. Das hält Teile der türkischen Presse und sogar einen Staatsanwalt in Izmir aber nicht davon ab, genau das zu behaupten. Tatsächlich hatte Gülen 1998 Papst Johannes Paul II. im Vatikan getroffen, und tatsächlich wurden 1998 auch zwei Kardinäle "in pectore" ernannt, also zunächst ohne dass ihre Namen bekannt wurden. Aus diesen beiden Tatsachen, die nicht zusammenhängen, wurde dann die Verschwörungstheorie: Einer der beiden Kardinäle "in pectore" sei der Muslim Gülen gewesen. Als ob das nicht schon absurd genug wäre: Die beiden "Geheimkardinäle" sind längst bekannt – zwei Erzbischöfe aus Riga und Lemberg.
Frauen sind selbst schuld, wenn sie geschlagen werden – sagt kein Erzbischof
Eine Predigt des Erzbischofs Toledo ging um die Welt – allerdings in einer falschen Variante: Angeblich soll er gesagt haben, Frauen seien selbst schuld, wenn sie geschlagen würden. Tatsächlich hatte er den Machismo mancher Männer kritisiert. Auf die Falschmeldung sind viele, auch seriöse Medien hereingefallen – auch die Katholische Nachrichten-Agentur und daraufhin katholisch.de. Der Unterschied zu "Fake News": Der Fehler wurde korrigiert, eine Richtigstellung publiziert. Aber sobald eine Falschmeldung in der Welt ist, ist sie kaum mehr richtigzustellen, erst recht nicht, wenn Feinde der Kirche sie instrumentalisieren können. Jahre später kursiert immer noch ein Bild mit einem gefälschten Zitat, der Aufschrift nach von einer Atheisten-Facebook-Seite veröffentlicht. Und das falsche Zitat zieht weiter seine Kreise, obwohl der zitierte Erzbischof das Gegenteil gesagt hat.