Alt und ausgegrenzt?
Der emeritierte Papst sollte jedoch nicht an der Messe mit Franziskus teilnehmen, sondern nur eine halbe Stunde beim ersten Teil der Feierlichkeiten dabei sein, teilte der Vatikan am Freitag mit (siehe Info-Kasten für Übertragung und Programm). Der inzwischen 87 Jahre Benedikt XVI. war zuletzt bei der Heiligsprechung von Johannes Paul II. und Johannes XXIII. öffentlich aufgetreten.
Franziskus und Benedikt XVI. sind dabei
Franziskus und sein Vorgänger wollten um 9.30 Uhr zu dem Großtreffen mit Alten aus rund 20 Nationen stoßen; eine Stunde später begann die Messe, die am Mittag mit dem Angelus-Gebet endet. Das Leitwort für die Veranstaltung ist "Der Segen eines langen Lebens".
Dem Papst war offenbar wichtig, dass dieses – recht kurzfristig anberaumte – Treffen noch vor der Weltbischofssynode zu Fragen der Familienpastoral stattfindet. Denn Franziskus erinnert von Anfang an immer wieder daran, die alten Menschen einzubeziehen – als Teil der Familie genauso wie als Teil der Gesellschaft und der Arbeitswelt. Bei seiner Amtseinführung forderte er Solidarität mit Armen, Schwachen und Ausgestoßenen. Es gehe besonders "um die Kinder, die alten Menschen, um die, die schwächer sind und oft in unserem Herzen an den Rand gedrängt werden".
„Auch wenn ich alt und grau bin, o Gott, verlass mich nicht, damit ich von deinem machtvollen Arm der Nachwelt künde, den kommenden Geschlechtern von deiner Stärke.“
Auch bei Anlässen, an denen man es nicht vermuten würde, weist Franziskus auf die Situation der Alten hin. So etwa 2013 beim Weltjugendtag in Rio de Janeiro, als er sich gegen eine einseitige Fixierung auf die Jugend wandte. Der Papst kritisierte eine Ausgrenzung von alten Menschen. Die ältere Generation sei bereits Opfer dieser "Kultur des Abfalls" geworden. Was für viele alte Menschen schon längst Realität sei – dass sie nämlich als vermeintlich nutzlose Gruppe an den Rand gedrängt würden – drohe auch den arbeitslosen Jugendlichen, lautete sein Duktus. Mit ihrer Weisheit könnten alte Menschen jedoch einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten.
Papst hat ein schlechtes Gewissen
Auch Fehlverhalten innerhalb von Familien prangert Franziskus an, so etwa an dem kurz nach Weihnachten stattfindenden "Fest der Heiligen Familie": Zum Teil auch in ihren eigenen Familien würden alte Menschen oft nur wie "platzraubende Existenzen" behandelt , so der Papst. Der Umgang mit Alten sei jedoch ebenso wie der mit Kindern ein Gradmesser dafür, wie es um den Zustand der Familie insgesamt bestellt sei. Er forderte einen liebevolleren Umgang mit ihnen.
Ein schlechtes Gewissen hatte Franziskus wohl selbst, als er diesen Sommer kurzfristig wegen Kopfschmerzen einen geplanten Besuch in der Gemelli-Klinik absagen musste. Er schickte den Patienten eine Videobotschaft, in der er um Verzeihung bat. Gleichzeitig rief er dazu auf, die Pflege für kranke und alte Menschen während der Ferienzeit nicht zu vernachlässigen. Der Sommer sei für diese Menschen eine besonders schwierige Zeit, weil sie sich gerade dann oft alleine fühlten. Dieses Problem zeigt sich laut Franziskus vor allem in den großen Städten.
"Ihr Kranken, die ihr die Zerbrechlichkeit des Körpers erfahrt, könnt mit Stärke für die Menschen, die euch umgeben, bezeugen, dass das Evangelium und die barmherzige Liebe des Vaters und nicht Geld oder Macht die wertvollen Güter des Lebens sind", lautete seine Botschaft. Auch Personen, die nach den Maßstäben der Welt "wichtig" seien, könnten ihrem Leben nicht einen einzigen Tag hinzufügen. Nun soll er an einem einzigen Tag Zehntausende Alte treffen. Auf die Botschaft, die er dabei Alten und Jungen mitgeben wird, kann man sicher gespannt sein. (mit Material von KNA)
Von Agathe Lukassek