Bertone: Ich bin kein korrupter Machtmensch
Der emeritierte Kurienkardinal Tarcisio Bertone hat sich erstmals ausführlicher zu seiner umstrittenen Wohnung im Vatikan geäußert. Wenn er in den Medien lese: "Kardinal Bertone, der mit dem 700-Quadratmeter-Appartement", sei das "einer jener Dornen, die noch immer stechen", schreibt er in einem Buch mit Lebenserinnerungen, das am Donnerstag in Italien erschienen ist. Wenn er manchmal "als korrupter Machtmensch, der ohne Skrupel im Wohlstand lebe und ein Leben voller Intrigen führe" beschrieben werde, sei das "meilenweit von der Wahrheit entfernt". Der Bezug der Wohnung sei von Beginn an mit Papst Franziskus abgesprochen gewesen.
Im Oktober war im Vatikan ein Prozess zu Ende gegangen, in dem zwei Mitarbeiter der Stiftung des vatikanischen Kinderkrankenhauses "Bambino Gesu" wegen Unterschlagung angeklagt waren. Mit dem Geld war die Renovierung von Bertones Wohnung teilweise finanziert worden. Im Gegenzug sollte der Kardinal dort Wohltäter für die Stiftung gewinnen und bewirten. Für die Renovierung der 300- bis 400-Quadratmeter-Wohnung hatten Bertone selbst 300.000 und die Stiftung 422.000 Euro gezahlt.
In seinem Buch schreibt Bertone, er habe sich, nachdem er seine Dienstwohnung als Kardinalstaatssekretär seinem Nachfolger, Kardinal Pietro Parolin, überlassen musste, im Vatikan nach einer Unterkunft umgesehen, die denen seiner Vorgänger entspreche. So habe er von den beiden Wohnungen in der dritten Etage des "Palazzo San Carlo" neben dem Gästehaus Santa Marta erfahren.
Bertone: Umbau war mit dem Papst abgesprochen
Da die Wohnungen in einem schlechtem Zustand gewesen seien, habe er sie renovieren und miteinander verbinden lassen. Dies habe ihm persönlich und auch der Schwesterngemeinschaft, die ihm den Haushalt führe, eine Wohnung ermöglicht. Zusätzlich biete das Appartement Platz für Büro, Bibliothek und Kapelle. In alten Wohngebäuden innerhalb wie außerhalb des Vatikan sei eine solche Unterkunft für Kardinäle und andere Prälaten völlig üblich. Darüber habe er auch mehrmals mit dem Papst gesprochen. Franziskus habe ihm sogar Vorschläge gemacht: Eine erste Alternative, nur eine Wohnung zu nehmen und auf einer Terrasse etwas anzubauen, hätte - so habe der Papst ihm gesagt - den Eindruck erweckt, Bertone baue ein neues Gebäude. Also habe man sich für die Zusammenlegung der Wohnungen im Inneren entschieden.
In dem Buch "I miei Papi" (Meine Päpste) beschreibt Kardinal Bertone (83) Erinnerungen an die Päpste seiner Lebenszeit, von Pius XII. (1939-1958) bis zu Franziskus. (KNA)