Die Stadt Rom hat Erfahrungen mit Großereignissen

Besuchermagnet "Anno Santo"

Veröffentlicht am 28.03.2015 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Heiliges Jahr

Vatikanstadt ‐ Einmal in seinem Leben sollte jeder Katholik die Möglichkeit haben, zu einem Heiligen Jahr nach Rom zu pilgern. Aus diesem Grund verkürzten die Päpste die Zeitspanne zwischen den Jubiläumsjahren von ursprünglich 100 Jahren auf 50 und schließlich auf 25. Nun erlebt eine Generation zum dritten Mal innerhalb von 32 Jahren ein Anno Santo.

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Nach dem "Versöhnungsjahr" von 1983/84 und dem "Großen Jubiläum" der Jahrtausendwende hat Papst Franziskus für 2016 erneut ein außerordentliches Heiliges Jahr angekündigt , ein "Jubiläum der Barmherzigkeit". Das Profil des bevorstehenden Jubeljahres ist noch nicht absehbar. Es wurde ebenso kurzfristig und überraschend anberaumt wie das von 1983, und lässt den Planern vom Vatikan und aus der Stadt Rom ähnlich wenig Zeit. Allerdings sind die zum Anno Santo 2000 geschaffene Infrastruktur und die guten wie schlechten Erfahrungen noch präsent. Und bei mehreren Großereignissen wie den Trauerfeiern für Johannes Paul II. und den Konklaven 2005 und 2013 konnten der Vatikan und die Kommune Rom weitere Erfahrungen im organisatorischen Umgang mit Besuchermassen sammeln.

Bild: ©KNA

Papst Johannes Paul II. eröffnet das Heilige Jahr im Jahr 2000. Dazu öffnet er die Heilige Pforte im Petersdom.

Planung in Anlehnung an das Heilige Jahr 1983/84

Bei Planung und Ablauf dürfte sich das nächste Heilige Jahr insbesondere am Sonderjubiläum 1983/84 orientieren. Das Jahr der Erlösung, das an die 1.950. Wiederkehr des Todes- und Auferstehungsjahres Christi erinnerte und unter dem Motto "Öffnet die Tore dem Erlöser" stand, lief recht langsam und zögerlich an. In den ersten acht Monaten kamen vor allem Italiener. Sie reisten in organisierten Wallfahrten von Diözesen oder Pfarreien zu den Generalaudienzen am Mittwoch, zum sonntäglichen Angelus-Gebet oder zu Papstmessen frühmorgens an. Anschließend durchschritten sie die Heilige Pforte, beteten im Petersdom und weiteren römischen Patriarchal-Basiliken, erwarben damit den Jubiläumsablass - und verließen die Stadt am Abend wieder.

In alle Großaudienzen wurde als fester Bestandteil ein Bußgottesdienst eingebaut. Der Papst stellte Themen wie Gewissen, Sünde, Erlösung, Buße und Versöhnung in den Mittelpunkt seiner Ansprachen - Versöhnung mit sich selbst, mit Gott und mit den Mitmenschen.

Die internationalen Pilgerströme setzten erst in den letzten vier Monaten, mit Jahresbeginn 1984 ein. Dann gab es auch große Sondertreffen mit dem Papst: Für Familien, für Arbeiter und vor allem für Jugendliche - aus dem zwei Jahre später die erfolgreiche Institution der Weltjugendtage wurde. Insgesamt registrierte man zum Sonderjubiläum zehn Millionen Pilger, fast ein Drittel mehr als beim Heiligen Jahr 1975.

Superlative und Sensationen

Mit rund 25 Millionen Besuchern erlebten die christlichen 2.000-Jahr-Feiern einen Pilgerrekord. Es war ein Jahr der Superlative und Sensationen. Rom präsentierte sich in neuem Glanz - nach mühsamen Jahren mit ständig neuen Baustellen. Rund 3.000 Palazzi und Monumente wurden restauriert, Billionen Lire investiert in neue Busse, Tunnel und verkehrsberuhigte Zonen. Allerdings waren nicht alle Projekte, die Roms Bürgermeister feierlich eröffnete, tatsächlich fertig; manche wurden es nie. Einige Großinvestitionen wie das futuristische Empfangs-Atrium an der Eisenbahnstation San Pietro erwiesen sich als kaum genutzter Flop.

Karte: Die Standorte der vier Päpstlichen Basiliken von Rom. Ihre "Heiligen Türen" werden zum Beginn des Jubeljahres feierlich geöffnet.

Auch damals standen die Gedanken von Buße und Umkehr im Mittelpunkt des Jubiläumsjahres. Zu den herausragenden Ereignissen zählte die große Vergebungsbitte zu Beginn der Fastenzeit für Verfehlungen der Kirche im Laufe der Geschichte. Wie ein roter Faden zog sich dieser Gedanke der Umkehr durch alle Veranstaltungen. Themen wie Schuldenfrage und Gefangenenamnestie, interreligiösen Dialog und Friedenseinsatz kamen auf die Agenda.

Das ganze Jahr über zogen Künstler, Wissenschaftler, Politiker, Soldaten, Sportler, Schausteller und Kinder durch die Heilige Pforte, ebenso Pizzabäcker und Fußballmannschaften. Pilgergruppen von Feuerland bis zu den Fidschi-Inseln demonstrierten die Universalität der Kirche. Die Stadt verhinderte das befürchtete Verkehrschaos durch ein neues Leitsystem für Touristenbusse. Zwar machten die langen Anmarschwege zum Vatikan den Rombesuch für manchen Pilger zur echten Bußübung - ernste Zwischenfälle gab es jedoch nicht.

Von Johannes Schidelko (KNA)