Kardinäle hatten Papst um Klärung von Fragen zu "Amoris Laetitia" gebeten

Bischof beschuldigt Kardinäle der Häresie

Veröffentlicht am 22.11.2016 um 18:30 Uhr – Lesedauer: 
Bild: © KNA
Vatikan

Rom ‐ Vier Kardinäle hatten sich mit der Bitte um Klärung offener Fragen zu "Amoris Laetitia" an Franziskus gewandt. Sie werden nun beschuldigt, die oberste Lehrautorität des Papstes nicht anzuerkennen.

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Der Vorsitzende der katholischen Griechischen Bischofskonferenz wirft den vier Kardinälen, die von Papst Franziskus mehr Klarheit über den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen fordern, Häresie vor. Aus ihrem Schreiben an den Papst gehe klar hervor, dass sie dessen oberste Lehrautorität de facto nicht anerkennten, heißt es in einem offenen Brief von Bischof Fragkiskos Papamanolis, den das Internetportal "Vatican Insider" am Dienstag veröffentlichte. Zudem missachteten die Kardinäle das Ergebnis der zwei Bischofssynoden zu Ehe und Familie. Noch schwerwiegender sei jedoch der Skandal, den sie durch die Veröffentlichung ihres Briefes vor dem "gesamten christlichen Volk in aller Welt" hervorgerufen hätten, so der emeritierte Bistumsleiter.

Zu den vier Kardinälen, die in der vergangenen Woche ihre Anfrage an den Papst publik gemacht hatten, gehören auch der frühere Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner und der deutsche Kardinal Walter Brandmüller. Weitere Unterzeichner sind der US-amerikanische Kardinal Leo Raymond Burke sowie der frühere Erzbischof von Bologna, Carlo Caffarra. Sie fordern vom Papst unter anderem eine Klärung, ob eine Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen nach seinem Schreiben "Amoris laetitia" nun in Ausnahmefällen möglich sei. Die Veröffentlichung begründeten sie damit, dass Franziskus entschieden habe, ihnen nicht zu antworten und sie die weitere Debatte über dieses Thema fördern wollten.

Besorgt um das Seelenheil der Kardinäle

Papamanolis wirft den vier Unterzeichnern des Briefs einen Missbrauch ihres Kardinalstitels vor. Vor der Veröffentlichung des Dokuments hätten sie den Papst um ihre Entlassung aus dem Kardinalskollegium ersuchen sollen, so der griechische Bischof. Die Kardinäle täten so, als inspiriere der Heilige Geist nur sie und nicht den Stellvertreter Christi auf Erden sowie zwei Bischofssynoden zu Ehe und Familie. Papamanolis hatte 2014 und 2015 an beiden Bischofssynoden zu Ehe und Familie teilgenommen. Weiter schreibt der griechische Bischof, die vier Kardinäle äußerten ihre tiefe Sorge um das Seelenheil der Gläubigen. Er hingegen sei zutiefst um ihr eigenes Seelenheil besorgt. (KNA)

Linktipp: "Amoris Laetitia": Kardinäle bitten Papst um Klärung

Mehrere Kardinäle haben an den Papst appelliert, mehr Klarheit über den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen zu schaffen. Dazu haben sie konkrete Fragen zum Schreiben "Amoris laetitia" formuliert.