Der bisherige Wiesbadener Stadtdekan Rösch soll das Bistum Limburg vorübergehend leiten

Bodenständiger Stellvertreter

Veröffentlicht am 24.10.2013 um 00:00 Uhr – Von Isabell Scheuplein (dpa) – Lesedauer: 
Bistum Limburg

Wiesbaden ‐ Den direkten Weg in den kirchlichen Dienst hat Wolfgang Rösch nicht gewählt: Er studierte zunächst fünf Jahre lang Maschinenbau, bevor er sich für die katholische Theologie entschied. Erst vor wenigen Wochen hatte der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst bekanntgegeben, dass er den derzeitigen Stadtdekan von Wiesbaden zu seinem neuen Generalvikar ernannt hat.

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Im Januar sollte der 54-Jährige das Amt antreten , nun wird es schneller gehen: Rösch soll ab sofort in Limburg kommissarisch die Stellung halten , während sich der Bischof auf Geheiß des Papstes für einige Zeit zurückzieht.

Als Pfarrer der Großpfarrei St. Bonifatius in der Wiesbadener Innenstadt war Rösch im November 2010 von dem Mann ins Amt eingeführt worden, den er als Limburger Generalvikar beerben wird - dem heute 75-jährigen Franz Kaspar. Dieser ist wie der Bischof wegen der explodierten Baukosten und des Erste-Klasse-Flugs nach Indien in die Kritik geraten .

Geboren wurde Rösch 1959 in Wiesbaden, er wuchs zusammen mit drei Brüdern im idyllischen Rheingau auf. Als Kind habe er sich in Gottesdiensten gelangweilt, gestand er zu seinem Amtsantritt in Wiesbaden der "Frankfurter Rundschau". Der Wunsch, sich dennoch der Kirche auch beruflich zuzuwenden, sei in Bibelkreisen entstanden, die er während des Maschinenbau-Studiums in Darmstadt besucht habe.

Das Blatt "konstruktiv" wenden

Theologie studierte Rösch in Frankfurt und Rom, dort wurde er 1990 zum Priester geweiht. Eine erste Pfarrstelle hatte er im Limburger Raum, später wurde er zum Leiter des Limburger Priesterseminars berufen. Danach war er wieder als Pfarrer tätig.

Nachdem die Kritik an Tebartz-van Elst in den vergangenen Wochen immer lauter geworden war, hatte sich auch Rösch geäußert - und nicht gerade hinter den Bischof gestellt. "Ich kann mir schwer vorstellen, dass das noch konstruktiv gewendet werden kann", wurde er in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zitiert. Wenn der Bischof Limburg verlasse, wäre seine Ernennung zum Generalvikar hinfällig und er dürfe in Wiesbaden bleiben, hatte Rösch laut Zeitung gesagt.

Das klang fast so, als wünschte sich der Stadtdekan, weiter in seiner Gemeinde arbeiten zu können. Doch nun kommt es auf Weisung des Vatikans anders - und Rösch steigt gleich zum kommissarischen Leiter auf. Damit ist er plötzlich selbst dafür verantwortlich, das Blatt in Limburg "konstruktiv" zu wenden.

Röschs Lebensdaten auf einen Blick

Am 25. August 1959 in Wiesbaden geboren, studierte Rösch zunächst Maschinenbau an der Technischen Universität Darmstadt. Nach dem Theologiestudium an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt und an der Päpstlichen Universität Gregoriana weihte ihn der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann im Jahr 1990 in Rom zum Priester. Rösch kehrte nach Limburg zurück und wurde Kaplan in Wetzlar, später in Hadamar. Nach weiteren Seelsorge-Stationen berief ihn der damalige Limburger Bischof Franz Kamphaus 1997 zum Leiter des Priesterseminars in Limburg. 2003 bis 2010 war er Pfarrer in den Königsteiner Pfarreien, anschließend leitender Pfarrer in Wiesbaden. (luk/KNA)

Reaktionen auf Papst-Entscheidung zu Tebartz-van Elst

Lange war die Entscheidung aus Rom erwartet worden, am Mittwoch wurde bekannt: Papst Franziskus lässt den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst zwar im Amt, verordnet ihm aber eine Auszeit. Die kirchlichen Reaktionen sind einhellig: Alle begrüßen das Urteil des Papstes. Und einige denken schon weiter.
Von Isabell Scheuplein (dpa)