Boeselager sieht sich weiter als Großkanzler
Albrecht von Boeselager (67) betrachtet sich weiter als "rechtsgültig gewählten Großkanzler" des Souveränen Malteserordens. "Das Verfahren, mit dem meine Amtsenthebung betrieben wurde, entbehrt jeder rechtlichen Grundlage", heißt es in einer am Dienstag in Bad Neuenahr verbreiteten Persönlichen Stellungnahme. Er werde sich wegen zahlreicher Regelverstöße an das Ordensgericht wenden, schreibt der 67-jährige Freiherr. Zudem rechne er damit, dass es auch zu einer Untersuchung des Falles durch den Heiligen Stuhl kommt, da auch der religiöse Charakter des Ordens betroffen sei. Boeselager war seit 2014 Großkanzler des Souveränen Malteserordens.
In der vergangenen Woche teilte der Großmeister des Ordens, Matthew Festing, überraschend mit, dass das regulär bis 2019 laufende "Mandat des Großkanzlers zu Ende" sei. Festing begründete die Entlassung mit "schwerwiegenden Problemen", die während Boeselagers Zeit als Hospitalier des Ordens aufgetreten seien, die dieser aber verschwiegen habe. Als Hospitalier war Boeselager von 1989 bis 2014 für die Koordination der humanitären Hilfe verantwortlich. Festing ernannte den aus Malta stammenden John Critien (67) zum Nachfolger des Deutschen.
Boeselager: Keine Entlassungsforderung des Heiligen Stuhls
Boeselager argumentiert nun, seine Entlassung stelle eine Verletzung der Ordensverfassung dar. So behaupte der Großmeister fälschlicherweise, es habe eine Forderung des Heiligen Stuhls zum Rücktritt gegeben. Inzwischen gebe es aber eine schriftliche Bestätigung aus dem Vatikan, dass eine solche Forderung nie erhoben worden sei. Für die Amtsenthebung eines Mitglieds des Souveränen Rates gebe es zudem ein eigenes Verfahren, das "vom Großmeister nicht unter Berufung auf den Gehorsam umgangen werden kann", betont der Jurist. Der versprochene Gehorsam gelte laut Kirchenrecht "nur im Rahmen der Verfassung, ansonsten wären der Willkür Tür und Tor geöffnet".
Boeselager kritisiert in diesem Zusammenhang ein autoritäres Vorgehen des Großmeisters. Festing habe allen Mitgliedern, die mit dem Vorgehen nicht einverstanden seien, nahegelegt, aus dem Orden auszutreten. Wer öffentlich Kritik äußere, müsse mit Disziplinarmaßnahmen rechnen. "Dies erscheint mir nicht hinnehmbar und erinnert mehr an ein autoritäres Regime als an religiösen Gehorsam", schreibt der Freiherr.
"Fühle mich an kirchliche Lehre gebunden"
Zur inhaltlichen Kritik schreibt Boeselager, ihm werde der Einsatz von Kondomen zur Aidsverhütung in einem Programm vom Malteser International (MI) in Myanmar vorgeworfen. Es habe dort drei Programme mit der Vergabe von Präservativen gegeben, welche "von der Landesverantwortlichen ohne Kenntnis der Zentrale aufgenommen worden waren". Zwei seien nach einer internen Revision sofort eingestellt worden. Beim dritten sei zunächst eine MI-Ethikkommission eingeschaltet worden. Schließlich sei das Projekt nach einer Stellungnahme der Glaubenskongregation eingestellt worden.
Boeselager unterstreicht, er habe immer wieder betont, dass er sich an die kirchliche Lehre gebunden fühle und Entscheidungen der kirchlichen Autoritäten akzeptieren werde. Es sei absurd, aus diesem Fall den Vorwurf herzuleiten, er würde die kirchliche Lehre zu Familie und Sexualität nicht anerkennen. Der Malteserorden hat weltweit 13.500 Mitglieder und hat den Status eines Völkerrechtssubjekts. Kardinalpatron ist seit 2014 der amerikanische Kardinal Raymond Leo Burke (68). (KNA)