Brandmüller: Keine öffentliche Korrektur des Papstes
Der deutsche Kardinal Walter Brandmüller hat Erwartungen einer öffentlichen "Korrektur" des Papstes zurückgewiesen. Kardinal Raymond Leo Burke, der gemeinsam mit Brandmüller und zwei weiteren Kardinälen von Papst Franziskus eine Klärung zu einigen Fragen der Morallehre verlangt hatte, habe weder von einer möglichen öffentlichen Zurechtweisung gesprochen noch ein Ultimatum genannt, sagte Brandmüller der Internetseite "Vatican Insider".
Brandmüller sagte weiter, er gehe davon aus, dass für Burke eine brüderliche Zurechtweisung "in camera caritatis", also hinter verschlossenen Türen und in Nächstenliebe, stattfinden müsse. Burke habe seine Meinung "in voller Autonomie" bekundet; seine Ansicht könne aber sehr wohl auch von anderen Kardinälen geteilt werden, so Brandmüller.
Burke sprach von "formaler Zurechtweisung"
Burke sprach vor wenigen Tagen im Interview mit dem US-Portal "LifeSiteNews" davon, dass er eine "formale Zurechtweisung des Papstes" plane. Darin wolle er "verwirrende Aussagen des Papstschreibens direkt mit dem konfrontieren, was die Kirche immer gelehrt und praktiziert hat". In welcher Form das geschehen soll, sagte Burke jedoch nicht. Er stellte lediglich den Dreikönigstag als Termin in Aussicht.
Der deutsche Kardinal Brandmüller erklärte nun, dass die Kardinäle weiterhin eine päpstliche Antwort auf ihre Fragen zum Schreiben "Amoris laetitia" erwarteten. Deren Ausbleiben könnte in weiten Kreisen der katholischen Kirche als Ablehnung einer klaren und deutlichen Zustimmung zur definierten katholischen Lehre gesehen werden. Zweck der Fragen an den Papst sei gewesen, die Debatte innerhalb der Kirche voranzubringen; genau dies geschehe jetzt, sagte Brandmüller.
Die Forderung nach einer päpstlichen Klarstellung entstand vor dem Hintergrund einer innerkirchlichen Diskussion um die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu Beichte und Kommunion. Die Kardinäle Burke und Brandmüller sowie Joachim Meisner und Carlo Caffarra schickten im September einen Fragenkatalog an Papst Franziskus. Im November veröffentlichten sie das Schreiben mit der Begründung, bislang keine Antwort erhalten zu haben. (bod/KNA)