Das passiert 2017
Heiliges Jahr, Katholikentag, Weltjugendtag: Das zu Ende gehende Jahr war geprägt von kirchlichen Mega-Events. Im Vergleich dazu kommt 2017 beinahe bescheiden daher. Ein echtes Großereignis steht für Katholiken im neuen Jahr jedenfalls nicht im Kalender.
Wer es trotzdem groß mag, hat allerdings einen ökumenischen Ausweg: Vom 24. bis 28. Mai findet in Berlin und Wittenberg der Evangelische Kirchentag statt. Unter dem Leitwort "Du siehst mich" wollen die Protestanten über Migration, religiöse Pluralität und den gesellschaftlichen Zusammenhalt diskutieren. Erwartet werden 140.000 Dauerteilnehmer, zum Abschlussgottesdienst rechnen die Veranstalter sogar mit 200.000 Gläubigen.
Reformationsjubiläum mit ökumenischen Akzenten
Eingebettet ist der Kirchentag in das Reformationsjubiläum. Der 500. Jahrestag des Beginns der von Martin Luther am 31. Oktober 1517 ausgelösten Reformation wird das ganze Jahr über bundesweit mit zahlreichen Veranstaltungen begangen.
Aus katholischer Perspektive sind dabei vor allem die ökumenischen Akzente interessant. So laden die Deutsche Bischofskonferenz und der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am 11. März zu einem ökumenischen Buß- und Versöhnungsgottesdienst in die Hildesheimer Michaeliskirche ein. Unter dem Motto "Healing of Memories" soll es um die "leidvolle Trennungsgeschichte" der beiden Kirchen sowie um Vergebung und Versöhnung gehen. Grundlage für den Gottesdienst ist das Gemeinsame Wort "Erinnerung heilen - Jesus Christus bezeugen", das Bischofskonferenz und EKD im September veröffentlicht hatten.
Weitere gemeinsame Veranstaltungen sind am 14. September, dem Fest der Kreuzerhöhung, ein Gottesdienst in Trier sowie zwei Tage später ein ökumenischer Kongress in Bochum. Als Veranstalter sind dort neben Bischofskonferenz und EKD auch die beiden großen Laienorganisationen - das Zentralkomitee der deutschen Katholiken und der Deutsche Evangelische Kirchentag - mit im Boot. Bei dem Fest soll das "gemeinsame gesellschaftliche Zeugnis der Christen in Deutschland" am Ende des Jubiläumsjahres besonders herausgestellt werden.
Das wohl wichtigste rein katholische Fest findet 2017 in Fatima statt. In dem portugiesischen Wallfahrtsort wird der 100. Jahrestag der Marienerscheinungen gefeiert. Drei Hirtenkinder hatten 1917 berichtet, dass ihnen am 13. Mai erstmals die Gottesmutter Maria erschienen sei; bis Oktober folgten mehrere weitere Erscheinungen. Dabei forderte Maria die Menschen zu Umkehr, Buße und Gebet auf. Heute gehört Fatima zu den größten katholischen Wallfahrtsstätten der Welt mit jährlich bis zu sechs Millionen Pilgern. Das Programm zum Jubiläum sieht große Gottesdienste, Prozessionen, Konzerte und Tagungen vor.
Papstreise nach Fatima - Besuch in Deutschland unwahrscheinlich
Aus Anlass des Jubiläums wird auch Papst Franziskus nach Fatima reisen. Der Besuch in Portugal ist die einzige bislang bestätigte Auslandsreise des Kirchenoberhaupts im kommenden Jahr. Doch auch Indien und Bangladesch könnten auf dem Programm stehen, jedenfalls hatte sich Franziskus selbst Anfang Oktober entsprechend geäußert. Außerdem plant der Papst für 2017 einen Besuch in Afrika, und auch Kolumbien wurde wiederholt als mögliches Ziel genannt. Ein Besuch in Deutschland gilt in Kirchenkreisen dagegen weiterhin als sehr unwahrscheinlich.
Mit Blick auf den Vatikan wird im neuen Jahr vor allem der Fortgang der Kurienreform eine wichtige Rolle spielen. Hier hatte Franziskus zuletzt mit der Schaffung von zwei neuen Großbehörden - einem Ministerium für die Belange von Familien, Laien und den Lebensschutz sowie einem für Migration, Armutsbekämpfung, Menschenrechte und Umweltschutz - bislang auf verschiedene Einrichtungen verteilte Kompetenzen gebündelt.
Linktipp: Das war 2016
2016 war ein heiliges Jahr - jedenfalls wenn man das von Papst Franziskus ausgerufene Jubeljahr zum Maßstab nimmt. Doch vor und hinter den Heiligen Pforten war auch sonst jede Menge los. Katholisch.de blickt auf die wichtigsten kirchlichen Ereignisse in Deutschland und der Weltkirche zurück.Zum 1. Januar nimmt zudem eine neue Behörde für die "Ganzheitliche Entwicklung des Menschen" ihre Arbeit auf. Zweck dieser Einrichtung ist es, "die Entwicklung des Menschen im Licht des Evangeliums zu fördern", wie es im Motu Proprio "Humanam progressionem" zur Gründung der Behörde heißt. Sie soll sich um die Rechte von Migranten, Arbeitslosen, Diskriminierten, Gefangenen, Kranken und allgemein um "Menschen, deren Würde in Gefahr ist", kümmern. Leiter der neuen Behörde ist der aus Ghana stammende Kurienkardinal Peter Turkson.
Ein weiteres wichtiges Thema im Kirchenstaat dürfte die Vorbereitung der für Oktober 2018 geplanten Jugend-Synode sein. Unter anderem möchte der Vatikan hierfür erneut eine weltweite Umfrage starten - diesmal zu den Themen Jugend, Glaube und Berufungsfindung. Große Beachtung dürften darüber hinaus die Arbeit der Kommission zum Frauendiakonat und die weitere Diskussion um das päpstliche Schreiben "Amoris laetitia" finden.
Wie umgehen mit wiederverheiratet Geschiedenen?
Mit Blick auf die Kirche in Deutschland wird das Flüchtlingsthema wohl auch im neuen Jahr eine wichtige Rolle spielen - zumal im Bundestagswahlkampf, in dem die unterschiedlichen Positionen der Parteien sicher noch schärfer hervortreten werden. Schon 2016 hatte sich die Kirche bei diesem Thema nicht vor Auseinandersetzungen gescheut. Allen voran die Bischöfe distanzierten sich wiederholt von flüchtlingskritischen Aussagen der AfD und der CSU und warnten vor einer Vergiftung des gesellschaftlichen Klimas. Es ist davon auszugehen, dass sich die Kirchenvertreter auch vor der Bundestagswahl entsprechend positionieren werden.
Kirchenpolitisch spannend bleibt die Frage, wie sich die deutschen Bischöfe im neuen Jahr zum weiteren Umgang mit wiederverheiratet Geschiedenen verhalten werden. Noch immer ist unklar, ob die Oberhirten ein Hirtenwort zu "Amoris laetitia" und den sich daraus ergebenden Fragen für den pastoralen Umgang mit Betroffenen veröffentlichen werden. Zuletzt hatte der Würzburger Weihbischof Ulrich Boom, der Beauftragte der Bischofskonferenz für das zu Ende gegangene Heilige Jahr, entgegen anderslautender Aussagen ein entsprechendes Wort der Bischöfe in Aussicht gestellt.
In der Bischofskonferenz wiederum stehen im neuen Jahr einige personelle Veränderungen bevor. Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann und sein Hildesheimer Amtskollege Norbert Trelle erreichen die für Bischöfe übliche Altersgrenze von 75 Jahren. Während Würzburg und Hildesheim damit also vor dem Abschied ihrer Bischöfe stehen, darf sich das Bistum Mainz berechtigte Hoffnungen auf einen neuen Oberhirten machen. Nach dem altersbedingten Rücktritt von Kardinal Karl Lehmann im Mai sollte die rheinland-pfälzische Diözese 2017 einen neuen Bischof begrüßen können.
Terminliche Ankerpunkte der Bischofskonferenz sind auch 2017 die beiden Vollversammlungen. Vom 6. bis 9. März treffen sich die Bischöfe in Bensberg vor den Toren von Köln und vom 25. bis 28. September in Fulda. Beteiligt ist die Bischofskonferenz als Veranstalter darüber hinaus am Katholischen Medienkongress, der am 16. und 17. Oktober in Bonn unter dem Motto "... es ist erst der Anfang! Gesellschaftliche Herausforderungen in der digitalen Welt" seine zweite Auflage erlebt.
Wichtige kirchliche Termine 2017
- 1. März: Aschermittwoch, Beginn der Fastenzeit
- 3. März: Weltgebetstag der Frauen
- 6. bis 9. März: Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Bensberg
- 11. März: Ökumenischer Buß- und Versöhnungsgottesdienst in Hildesheim
- 9. April: Palmsonntag
- 14. April: Karfreitag
- 16. und 17. April: Ostern
- 29. April bis 6. Mai: Woche für das Leben
- 13. Mai: 100. Jahrestag der Marienerscheinungen von Fatima
- 24. bis 28. Mai: Deutscher Evangelischer Kirchentag in Berlin und Wittenberg
- 25. Mai: Christi Himmelfahrt
- 4. und 5. Juni: Pfingsten
- 15. Juni: Fronleichnam
- 10. September: Welttag der sozialen Kommunikationsmittel
- 16. September: Ökumenischer Kongress in Bochum
- 24. bis 30. September: Interkulturelle Woche
- 25. bis 28. September: Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda
- 16. und 17. Oktober: Katholischer Medienkongress in Bonn
- 22. November: Katholischer Flüchtlingsgipfel in Frankfurt am Main
- 3. Dezember: 1. Advent, Beginn des neuen Kirchenjahres