Vor 100 Jahren: Taufe des Bisontöters auf dem Sterbebett

Der letzte Akt des Buffalo Bill

Veröffentlicht am 09.01.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
USA

Washington ‐ Der Bisonjäger Buffalo Bill gehörte zu den legendären Figuren des Wilden Westens. Sein Feind Sitting Bull, der zum Katholizismus konvertiert sein soll, inspirierte ihn zu einer einschneidenden Veränderung in seinem Leben.

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Father Christopher Walsh von der Mariä-Empfängnis-Kathedrale in Denver hatte in seinem Leben als Priester schon die eine oder andere Taufe auf dem Totenbett vorgenommen. Doch noch nie hatte er einen so prominenten Sünder in die Gemeinschaft der katholischen Kirche aufgenommen wie an jenem 9. Januar 1917, vor 100 Jahren. Denn Pater Walsh wurde zu dem mit Nierenversagen im Sterben liegenden William Frederick Cody gerufen. Sein Künstlername war auf der ganzen Welt bekannt: Buffalo Bill.

Verkörperung des "Wilden Westens"

Der 70-Jährige, der am letzten vollen Tag seines irdischen Daseins zum Katholiken wurde, war für viele Zeitgenossen die Verkörperung des "Wilden Westens", jener sich dem Ende zuneigenden Zeit der amerikanischen Pioniere. Er war Handelnder und Zeitzeuge dieser an Grausamkeiten im Namen des Fortschritts nicht armen Epoche, vor allem aber war er als Showman und Entertainer ihr Verkünder. Und er war ein Erschaffer von Mythen des Alten Westens - nicht zuletzt jenes Mythos, den er um die eigene Person strickte.

Bild: ©KNA/Vatikanstadt, Vatikanische Museen,Ethnologisches Museum

Ferdinand Pettrich: "Der sterbende Te-cum-seh, hervorragendster Häuptling aller Indianerstämme des Ostens" Entwurf zwischen 1837 und 1843, Ausführung zwischen 1846 und 1856.

Cody wurde 1846 in Iowa in eine Quäkerfamilie geboren. Als 14-Jähriger zog es ihn in den Westen, wo gerade wieder mal das Goldfieber ausgebrochen war. Auf dem Weg nach Kalifornien soll er sich als Reiter für den Pony Express, die erste transkontinentale und für die Reiter aufgrund von Indianerangriffen oft lebensgefährliche Postverbindung verdingt haben. Seine autobiografischen Angaben enthalten freilich so viele blumig-heroische Ausschmückungen, dass zahlreiche Details mit Vorsicht zu genießen sind. Zweifellos aber prägten ihn die Auseinandersetzungen mit den immer weiter von den Weißen zurückgedrängten Ureinwohnern.

Cody war als Scout für die Dritte US-Kavallerie in deren Indianer-Feldzügen auf der westlichen Prärie tätig. Er nahm an diversen Gefechten mit Indianern teil, soll mindestens einmal einen toten Gegner skalpiert haben. Doch die Indianer nötigten ihm auch Respekt ab, und ihm war bewusst, wer die Schuld an den immer wieder aufflammenden kriegerischen Auseinandersetzungen trug: "Jeder Indianeraufstand, den ich erlebt habe, beruhte auf den von der US-Regierung gebrochenen Versprechen und missachteten Abkommen."

Für die Eisenbahnen, die sich unaufhaltsam ihren Weg gen Westen bahnten, agierte Cody als Nahrungsbeschaffer. Seine "Erfolge" als Büffeljäger waren legendär und verschafften ihm seinen Beinamen Buffalo Bill. Allein 1867/68 soll er mehr als 4.000 der majestätischen Tiere erlegt haben, um die Bahnarbeiter mit Frischfleisch zu versorgen. Wie andere weiße Jäger beraubte er mit der fast vollständigen Ausrottung des Amerikanischen Bisons - dessen Bestand inzwischen dank strikter Artenschutzgesetze wieder gesichert ist - die Indianer einer ihrer wichtigsten Lebensgrundlagen.

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Noch nie schafften es so viele Katholiken in den US-Kongress wie bei den zurückliegenden Wahlen, als Christen bezeichnen sich 91 Prozent der Mitglieder. Das liegt auch an einem bestimmten Grund.

Echten Weltruhm erlangte Cody mit der Aufarbeitung, um nicht zu sagen: der theatralischen Vermarktung seiner Biografie und anderer Veteranen des Alten Westens. Mit einer zirkusähnlichen Show unter dem Titel "Buffalo Bill's Wild West" zog er zunächst jährlich durch die USA und unternahm nicht weniger als acht Europa-Tourneen. Queen Victoria - sonst nur schwer zu erheitern - war von der Aufführungen wilder Reiter und exotischer Menschen "amused", der spätere deutsche Kaiser Wilhelm II. soll von Bill und vor allem von der Scharfschützin Annie Oakley angetan gewesen sein.

Übertritt zum Katholizismus

Besonderen Respekt rang Cody ein ehemaliger Feind ab: Sitting Bull (1831-1890), der berühmte spirituelle Führer der Lakota (Sioux). Dieser soll Cody mit seinem angeblichen Übertritt zum Katholizismus 1883 inspiriert haben, auf dem Sterbebett ebenfalls zu konvertieren. Buffalo Bill, der die seinen Namen tragende Stadt Cody im Bundesstaat Wyoming gründete, starb einen Tag nach der Taufe durch Father Walsh, am 10. Januar 1917. Seine von Hollywood mehrfach dankbar aufgegriffene Legende lebt bis heute.

Von Ronald Gerste (KNA)