Zu vielen Gotteshäusern gibt es diabolische Sagen

Der Teufel in Stein und Dachgestühl

Veröffentlicht am 17.06.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Kunst

Bonn ‐ Der Teufel hatte beim Bau vieler Kirchen und Kathedralen seine Finger im Spiel – zumindest, wenn man den Sagen glaubt, die sich um die Gotteshäuser ranken. Katholisch.de hat einige zusammengestellt.

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Der Essener Dom

Ein Riss in einer Marmorsäule im Chorraum des Essener Doms soll der Legende nach von einem Pakt mit dem Teufel zeugen. Um 1.000 nach Christus besuchte demnach die damalige Äbtissin des Stiftes Essen, Mathilde, Rom. Dort entdeckte sie eine Marmorsäule, die ihr so gefiel, dass sie sie in ihre Stiftskirche stellen wollte. Dazu musste der schwere Stein jedoch über die Alpen bis nach Essen transportiert werden. Dafür bot sich ihr ein Mann an, der im Gegenzug ihre Seele verlangte. Mathilde erkannte, dass es der Teufel war und willigte dennoch ein – unter der Bedingung, dass er die Säule vor dem Angelus-Läuten des Dreikönigstags in Essen abliefern müsse. Der Teufel schaffte seine Fracht tatsächlich am frühen Dreikönigstag vor die Tore des Stiftes, doch noch bevor ihm jemand öffnen konnte, läutete ein Engel verfrüht. Wutentbrannt schleuderte der Teufel die Säule auf den Boden, sodass sie einen Riss bekam, und verschwand. Äbtissin Mathilde jedoch konnte ihre Seele behalten und die Säule im Dom aufstellen.

Der Essener Dom mit Vorplatz.
Bild: ©ilijaa/Fotolia.com

Der Essener Dom mit Vorplatz.

Der Trierer Dom

Diese Legende wird in verschiedenen Variationen über gleich mehrere Kirchen erzählt, so etwa über den Trierer Dom: Als das Gotteshaus im Auftrag von Konstantin dem Großen und seiner Mutter Helena erbaut wurde, sollten vier schwere Granitsäulen aufgestellt werden. Um den Transport zu ermöglichen, überlistete der Baumeister den Teufel: Er sagte ihm, er wolle das größte Brauhaus der Welt bauen und bat, ihm zu helfen. Der Teufel machte sich daran, die Säulen nach Trier zu tragen, jede Woche eine. Als er die letzte herbeibrachte, sah er, wie der Bischof das Gebäude als Kirche einweihte. Er wurde wütend und zielte mit der Säule auf den Dom. Doch er verfehlte das Gotteshaus knapp. Bis heute liegen die Bruchstücke vor dem Eingang und sind als "Domstein" bekannt. Tatsächlich aber wurden sie 1614 bei Bauarbeiten unter dem Domfußboden entdeckt und vor das Portal gelegt.

Ähnlich geht die Sage bei der Kirche St. Clemens in Mayen, bei deren Bau der Teufel mithalf, im Glauben, es entstehe ein Gasthaus mit Tanzsaal. Als er die Täuschung bemerkte, zerrte er am Dach des Kirchturms, um den Turm zu zerbrechen. Doch das verhinderte der heilige Clemens. Dem Teufel gelang es nur, das Dach zu verdrehen und zu verbiegen, was man bis heute sehen kann. Die besondere Form des Turms führen Fachleute heute laut der Pfarreiengemeinschaft Mayen auf Baufehler zurück. Bei der Kirche St. Marien in Lübeck wurde der Teufel ebenso überlistet und half. Doch als das Gotteshaus fertig war und er seinen Irrtum erkannte, drohte er, mit einem riesigen Stein den Bau wieder zu zerstören. Die Baugesellen versprachen ihm jedoch, gleich nebenan tatsächlich ein Gasthaus zu bauen. Der Teufel lies den Stein fallen und die Kirche konnte vollendet werden. Auf den Stein, mit dem der Teufel gedroht haben soll, setzte Bildhauer Rolf Goerler 1999 eine Teufelsfigur aus Bronze.

Der Trierer Dom
Bild: ©Petair/Fotolia.com

Der Trierer Dom.

Der Hildesheimer Dom

Gleich zwei Teufelssagen ranken sich um eine Stelle im Stein am Hildesheimer Dom, an der man eine Art Hornabdruck sehen kann. Die eine erzählt von einem frommen Wandermönch, der am Dom über den Teufel predigte. Er warnte die Menschen davor, dass er hinterhältig und böse sei. Doch der Teufel selbst stand unter seinen Zuhörern und wurde wütend über das, was er da hörte. Sein Zorn wurde so groß, dass seine Hörner zu glühen begannen. Dort, wo er stand, brannte sich der Abdruck eines Horns in den Stein. Die zweite Sage ist wieder die des Teufels als betrogenen Bauhelfer, der im 11. Jahrhundert für einen zügigen Wiederaufbau des abgebrannten Gotteshauses sorgte. Als ihm die Täuschung auffiel, versuchte er vergeblich, das Gebäude umzurennen. Nur ein Abdruck seines Horns zeugt noch davon. Die bogenförmige Vertiefung auf dem Stein ist wohl in Wirklichkeit nur eine Laune der Natur.

Bild: ©Brasto/Fotolia.com

Der Dom St. Mariä Himmelfahrt ist die Kathedrale des Bistums Hildesheim.

Der Regensburger Dom

Beim Bau des Regensburger Doms hatte der Teufel nur indirekt die Finger im Spiel: Der Baumeister des Doms und der der Steinernen Brücke hatten gewettet, wer wohl sein Projekt als erstes abschließen kann. Als der Brückenbaumeister sah, dass der Dom viel schneller wuchs als seine Brücke, ging er einen Pakt mit dem Teufel ein: Wenn der ihm bei der Fertigstellung helfen würde, bekäme er die ersten drei Seelen, die über die Brücke liefen. So kam es, dass die Brücke doch eher als der Dom vollendet wurde und der Brückenbaumeister die Wette gewann. Als das Bauwerk eingeweiht werden sollte, scheuchte der gerissene Brückenbaumeister zwei Hähne und einen Hund darüber, sodass kein Mensch seine Seele an den Teufel verlor. Der wurde darüber zornig und versuchte, die Brücke zu zerstören – aber sie war so stabil gebaut, dass sie nur leicht gekrümmt wurde, wie man noch heute sehen kann.

Problematisch an der Geschichte: Mit dem Dombau wurde erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts begonnen, während die Steinerne Brücke bereits in den Jahren 1135 bis 1146 entstanden ist.

Bild: ©arsdigital/Fotolia.com

Regensburg Steinerne Brücke

Der Münchner Dom

Der "Teufelstritt", ein Fußabdruck im Boden des Münchner Doms, ist eine bekannte Sehenswürdigkeit. Über die Herkunft gibt es verschiedene Erzählungen. Eine besagt, dass der Dombaumeister einen Pakt mit dem Teufel eingegangen sein soll: Im Gegenzug für seine Hilfe beim Bau sollte das Gotteshaus keine Fenster bekommen. Als die Frauenkirche fertiggestellt worden war, führte der Baumeister den Teufel an eine Stelle im Eingangsbereich, von der aus die Fenster nicht sichtbar sind – das Mittelfenster war etwa zwischen 1622 und 1860 durch den gewaltigen Renaissance-Hochaltar ebenfalls verdeckt. Doch der Teufel ging umher und bemerkte, dass er in die Irre geführt worden war. Er stampfte vor Zorn auf – so entstand der Fußabdruck.

Eine andere Version erzählt, dass der Teufel mit dem Baumeister um seine Seele gewettet hatte, dass man in dem Gotteshaus keine Fenster sehen könne. Der Teufel war neugierig, schlich sich in den noch nicht fertigen Bau und konnte tatsächlich keine Fenster erblicken. Er freute sich diebisch, denn er fand, dass ein solches Gebäude nutzlos sei, und stampfte triumphierend auf. Doch bald darauf stellte er fest, dass er falsch lag. Er wurde rasend und wollte mit einem heftigen Windstoß die Frauenkirche zum Einsturz bringen. Das gelang ihm zwar nicht, aber auch heute noch kann man, so sagen die Münchener, häufig heftige Windböen rund um die Kirche herum spüren.

München, Kirche, Liebfrauendom
Bild: ©davis/Fotolia.com

Der Dom "Zu Unserer Lieben Frau" in München.

Der Kölner Dom

Die bekannteste Legende um den Dombau zu Köln ist wohl die Teufelswette, die von dem ersten Dombaumeister, Meister Gerhard von Rile, handelt. Er soll so stolz auf seinen Bau gewesen sein, dass er sich sogar auf eine Wette mit dem Teufel einließ: Wenn es dem Leibhaftigen gelänge, eine Wasserleitung aus der Eifel nach Köln zu verlegen, bevor der Dom vollendet sei, bekäme er die Seele des Dombaumeisters. Der Teufel verfügte aber nicht über die Kunstfertigkeit des Baumeisters, um Wasser über diese weite Strecke zu führen. Er überlistete daher die Frau von Meister Gerhard, ihm dieses Geheimnis zu erzählen: Ihr hatte der Meister von der Wette erzählt und anvertraut, dass man in regelmäßigen Abständen Luftlöcher einbauen müsse, sonst könne das Wasser nicht fließen. Einige Zeit später war Meister Gerhard wieder auf der Dombaustelle, als er plötzlich Wasser plätschern und Enten schnattern hörte. Da wusste er, dass er die Wette verloren hatte, und stürzte sich vom Domturm.

Eine andere Legende rankt sich um die Baufertigkeiten Meister Gerhards. Ihm wollte es nicht gelingen, einen Bauplan zu zeichnen. So wurde er immer verzweifelter. Da traf er auf einen Fremden, der einen Grundriss vor ihm in den weichen Boden zeichnete. Der Meister erkannte darin einen vollendeten Plan für den Dombau und fragte den Mann, was er dafür haben wolle. Der sagte, er wolle die Seele des Baumeisters. Und wenn er noch die seiner Frau und seines Kindes dazubekomme, könne er auch helfen, den Dom innerhalb von drei Jahren zu vollenden. Meister Gerhard war sich sicher, dass das nicht einmal der Teufel vollbringen könne, und willigte ein.

Daraufhin machten die Bauarbeiten am Dom große Fortschritte. Doch das war den Menschen nicht geheuer: Bald gab es Gerüchte, auf der Baustelle ginge es nicht mit rechten Dingen zu. Seine Frau sprach Meister Gerhard darauf an und er erzählte ihr, was geschehen war. Die Frau überlegte verzweifelt, wie sie ihre Familie vor dem schrecklichen Schicksal beschützen könne. Eines Tages ging sie mit ihrem Sohn auf den Markt. Dort war der Kleine von einem schönen Hahn angetan und versuchte, sein Krähen nachzumachen. Da freute sich die Frau, denn sie hatte eine Lösung gefunden: Sie übte sich im Nachahmen des Hahnenschreis, so lange, bis ihr die Hähne aus der Umgebung antworteten. Als die drei Jahre vergangen waren, war der Dom fast fertig. Doch im Morgengrauen des Stichtages, bevor noch der letzte Stein vermauert war, stieß die Frau des Dombaumeisters ihren Hahnenschrei aus. Von allen Seiten antworteten laut die Hähne der Nachbarschaft. Der Dom fiel mit ohrenbetäubendem Lärm in sich zusammen und sollte erst einige Jahrhunderte später vollendet werden. Die Familie des Baumeisters aber war gerettet.

Bild: ©davis/Fotolia.com

Der Kölner Dom.

Der Aachener Dom

Beim Bau des Aachener Doms ging den Bürgern das Geld aus. Es blieb ihnen also nichts anderes übrig, als den Teufel zu bitten, sie bei der Fertigstellung des Gotteshauses finanziell zu unterstützen. Der sagte zwar zu, forderte als Gegenleistung aber die Seele desjenigen, der den fertigen Dom als erstes betreten werde. Der Bau konnte vollendet werden, doch die Aachener dachten sich eine List aus: Statt eines Menschen ließen sie einen Wolf als erstes in die Kirche laufen. Der Teufel lauerte schon darauf, schnappte sich die Seele – und war außer sich, als er bemerkte, dass er betrogen worden war. Wütend rannte er aus dem Dom und schlug die Tür so kräftig zu, dass er sich seinen Daumen abriss. Der Sage nach kann man auch heute noch den Daumen, der inzwischen zu Metall geworden ist, im Maul des Wolfskopfes erfühlen, der die Domtür ziert.

Doch der Teufel schwor Rache: Er lud sich eine riesige Menge Sand auf und wollte damit die Stadt und ihren Dom begraben. Aber weil es wirklich eine sehr große Ladung war, wurde er bald müde. Auf seinem Weg traf er eine Bäuerin, die ihn gleich an seinem Pferdefuß erkannte. Er fragte sie, wie weit es noch bis nach Aachen sei. Weil sie ahnte, dass er nichts Gutes im Schilde führen konnte, wies sie auf ihre durchlöcherten Schuhsolen und behauptete, der Weg sei noch so lang, dass sie ihre neuen Schuhe auf dem Weg hierher schon durchgelaufen habe. Der Teufel glaubte ihr und gab auf. Er lud den Sand an der Stelle ab und verschwand. Die Aachener nennen den Haufen heute Lousberg – er ist ein beliebter Ausflugsort.

Bild: ©davis/Fotolia.com

Der Aachener Dom.

Von Johanna Heckeley