Die Stimme des Papstes
Der Sender, der seinen Sitz an der Piazza Pia in Rom hat, sieht sich selbst als "Stimme des Papstes und der Weltkirche". Er hat den Auftrag, die Lehre der katholischen Kirche zu verbreiten, über die Tätigkeiten des Vatikans zu berichten und das Leben der Katholiken in aller Welt widerzuspiegeln. Wie ernst Radio Vatikan diesen Auftrag nimmt, zeigt allein schon die beeindruckende Zahl von 45 Sprachen, in denen der Sender sein Programm ausstrahlt. Von Albanisch bis Vietnamesisch - es gibt kaum eine Sprache, die Radio Vatikan nicht im Programm hat.
Ihren Anfang nahm die Geschichte des Senders am 12. Februar 1931: Mit einer persönlichen Ansprache von Papst Pius XI. ging die kirchliche Funkanstalt auf Sendung. Zwei Jahre zuvor hatte das Kirchenoberhaupt den Radio-Pionier Guglielmo Marconi damit beauftragt, einen Sender für den durch die Lateran-Verträge neu entstandenen Kirchenstaat aufzubauen. Pius XI. wollte so das modernste Kommunikationsmittel der damaligen Zeit für die Kirche und die weltweite Verkündigung der christlichen Botschaft nutzbar machen.
Unzensiert gegen Hitler
Seine Feuertaufe erlebte Radio Vatikan wenige Jahre später während der NS-Diktatur, als der Sender zu einer der wenigen unzensierten Stimmen im Einflussbereich der faschistischen Staaten Deutschland und Italien avancierte. Dem Hitler-Regime war Radio Vatikan deshalb ein Dorn im Auge; aus Berlin kam sogar die Drohung, den Kirchenstaat wegen der Sendungen des Radios zu stürmen.
Später, in der Zeit des Kalten Krieges, erarbeitete sich Radio Vatikan auch in den kommunistischen Staaten Osteuropas den Ruf einer zuverlässigen Quelle jenseits der staatlich gelenkten Medien. Diesem Ruf fühlt sich der Sender bis heute verpflichtet: Überall dort, wo Kirche, Freiheit und Demokratie einen schweren Stand haben, leistet Radio Vatikan mit seinem Programm einen wichtigen Beitrag.
Kerngeschäft von Radio Vatikan sind dabei die kirchliche Botschaft und die Dokumentation kirchenhistorischer Ereignisse: So war der Sender beim Zweiten Vatikanischen Konzil, bei der ersten Auslandsreise eines Papstes im Jahr 1964 und in den Tagen rund um den Tod von Johannes Paul II. und die Wahl von Benedikt XVI. im Jahr 2005 jeweils "on air". Zum Standardprogramm des Senders jenseits dieser Großereignisse gehören darüber hinaus Gottesdienste, Gebetssendungen und die Beantwortung von Glaubensfragen.
Radio Vatikan möchte durch seine Arbeit den Kontakt zwischen dem Zentrum der Weltkirche in Rom und den Katholiken in aller Welt erleichtern. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt der Sender seit 2012 verstärkt auf neue Kommunikationskanäle: Zum 1. Juli reduzierte der Sender deutlich seine Übertragungen über die altertümliche Mittel- und Kurzwelle und setzt stattdessen vor allem auf Satellit und Internet. Außerdem stellt der Kirchenfunk unter dem Motto "Radio für Radios" Tausenden Radiosendern in 80 Ländern der Welt O-Töne und fertige Beiträge für deren Programme zu Verfügung.
Das Radio als "Kraft für den Frieden"
Derzeit arbeiten rund 350 Mitarbeiter aus 59 Ländern in den Redaktionsräumen gegenüber der römischen Engelsburg. Die einzelnen Sprachen haben pro Tag rund 30 Minuten Sendezeit, die mitunter mehrfach ausgestrahlt werden. Die Sendezeiten liegen dabei so, dass es in den jeweiligen Zielländern morgens oder abends ist. Der Inhalt der verschiedenen Programme unterscheidet sich von Sprache zu Sprache stark, da die Zusammensetzung und die Erwartungen des weltweiten Publikums sehr heterogen sind.
Wie wichtig Radio Vatikan für den Kirchenstaat ist, kann man schon an den jährlichen Betriebskosten des Senders ermessen: Der Sender ist traditionell der größte Posten im Vatikan-Haushalt. Auch Benedikt XVI. weiß die Bedeutung seines Haus-Senders zu schätzen. Das Radio, so das Kirchenoberhaupt während eines Besuchs in den Redaktionsräumen, schaffe eine große Familie, die in der Vielfalt der Kulturen und Sprachen keine Grenzen kenne und eine "Kraft für den Frieden" sei.